| # taz.de -- EU-Migrationspolitik: Rechtes Werk, Deutschlands Beitrag | |
| > Die EU-Innenminister einigen sich auf eine Erleichterung bei | |
| > Abschiebungen. Dank Deutschland wird das Asylrecht somit noch mehr | |
| > verschärft. | |
| Bild: Am Grenzübergang in Bayern zu Österreich. Die EU verschärft ihre Asylp… | |
| Dafür brauchte es keine [1][Ermahnung aus Washington]: Die EU will ihren | |
| Kurs in der Asylpolitik deutlich verschärfen. So sollen künftig außerhalb | |
| Europas – etwa in Albanien, aber auch in Ländern Afrikas – sogenannte | |
| Rückführungszentren für abgelehnte Asylbewerber eingerichtet werden. | |
| Abschiebungen werden so erleichtert und beschleunigt. Bundesinnenminister | |
| Alexander Dobrindt (CSU) sprach von einer Wende. | |
| „Wir erleben heute ein europäisches Momentum“, sagte Dobrindt am Rande | |
| eines Treffens der EU-Innenminister in Brüssel. Es gehe um „Kontrollkurs | |
| und klare Kante, auch in Europa“. Künftig sollten Asylverfahren, wenn | |
| möglich, direkt an den EU-Außengrenzen durchgeführt werden. Außerdem werde | |
| man die sogenannte Sekundärmigration eindämmen. Deutschland könnte so | |
| weniger Migranten aufnehmen. | |
| Die Verschärfung kommt nicht überraschend. Viele der nun beschlossenen | |
| Maßnahmen waren bereits im [2][Asyl- und Migrationspakt] enthalten, den die | |
| EU vor der Europawahl im Juni 2024 beschlossen hat. Der | |
| [3][Regierungswechsel in Berlin] Anfang 2025 verlieh den Hardlinern neuen | |
| Auftrieb. Zuletzt hatten die USA in ihrer neuen Sicherheitsdoktrin einen | |
| härteren Kurs gegen Einwanderer in Europa gefordert. | |
| Doch da hatten die EU-Innenminister längst die Weichen gestellt. Umstritten | |
| war zuletzt eigentlich nur noch die gegenseitige Anerkennung von | |
| Entscheidungen zur Rückführung von abgelehnten Asylbewerbern. Gerungen | |
| wurde auch um einen neuartigen Solidaritätsmechanismus, der Staaten mit | |
| besonders viel Flüchtlingen entlasten und die Menschen gerechter auf die | |
| EU-Staaten verteilen soll. | |
| ## Kritik am „Gruselkabinett“ | |
| Die Minister einigten sich darauf, dass Entscheidungen eines EU-Staates zur | |
| Rückkehr von Asylbewerbern grundsätzlich auch von anderen Ländern anerkannt | |
| werden, zunächst aber nur freiwillig. Ergänzt wurde der Beschluss durch die | |
| Option, zu einem späteren Zeitpunkt eine Anerkennungspflicht einzuführen. | |
| Gegen eine Pflicht hatte sich auch Dobrindt ausgesprochen – aus Angst vor | |
| Klagen. | |
| Bei der Solidarität macht die EU vergleichsweise kleine Schritte. Wie der | |
| Ministerrat mitteilte, sollen im kommenden Jahr 21.000 Personen aus solchen | |
| EU-Staaten umverteilt werden, die unter besonders hohem | |
| „[4][Migrationsdruck]“ stehen. Staaten, die keine Schutzbedürftigen | |
| aufnehmen wollen, können finanzielle Hilfe leisten – sich also freikaufen. | |
| Ungarn und Polen wollen sich der Solidarität indes komplett verweigern. | |
| Die geplanten neuen Regeln müssen noch vom Europaparlament gebilligt | |
| werden. Doch sie stoßen schon jetzt auf harsche Kritik: Europäische | |
| Kirchen, Hilfswerke und Amnesty International warnen Deutschland und die EU | |
| vor einem repressiven Kurs. Von einem „Gruselkabinett“ sprach Wiebke | |
| Judith, rechtspolitische Sprecherin von Pro Asyl: „Auch Menschen, die | |
| ausreisepflichtig sind, haben Grundrechte.“ | |
| Die Beschlüsse der Innenminister folgten einem rechten und rechtsextremen | |
| Narrativ, kritisierte die grüne Europaabgeordnete Mélissa Camara. Mit den | |
| geplanten Rückführungszentren lege die EU die Axt an Grundwerte und | |
| Menschenrechte. Sie kündigte eine „Schlacht“ im Europaparlament an, um die | |
| EU-Prinzipien zu verteidigen. | |
| 8 Dec 2025 | |
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| ## AUTOREN | |
| Eric Bonse | |
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