| # taz.de -- Spanien: Staatsanwaltschaft stoppt Kampagnen für Leihmutterschaft | |
| > Obwohl Leihmutterschaft in Spanien verboten ist, werben Unternehmen immer | |
| > wieder dafür. Dagegen hat eine Frauenorganisation geklagt – mit Erfolg. | |
| Bild: Leihmutterschaft ist in Spanien nicht erlaubt | |
| In Spanien hat die Staatsanwaltschaft erstmals erfolgreich mehrere | |
| Werbekampagnen für Dienste von Leihmüttern gestoppt. Eine Frauengruppe aus | |
| dem nordwestlichen Vigo hatte gegen insgesamt 30 Unternehmen geklagt. | |
| Paloma Pelegrín, Leiterin der Abteilung für Verbraucherschutz bei der | |
| Staatsanwaltschaft in Barcelona, nahm sich der Angelegenheit an und | |
| erreichte jetzt die Schließung von mehreren Internetauftritten und | |
| Werbekampagnen auf sozialen Netzwerken, die für Leihmütter im Ausland – | |
| meist der Ukraine – warben. | |
| In Spanien ist die [1][Leihmutterschaft] seit 2006 verboten, auch dann, | |
| wenn die Dienste der Frauen im Ausland unter Vertrag genommen werden. Das | |
| Gesetz erklärt Verträge über diese Art der künstlichen Befruchtung für | |
| nichtig. Die Werbung für Leihmutterschaft ist nach dem | |
| Reproduktionsgesundheitsgesetz von 2023 ebenfalls illegal. | |
| Die Staatsanwaltschaft leitet Verfahren ein, um zu klären, ob die Websites | |
| und die über soziale Medien verbreiteten Inhalte gegen dieses Werbeverbot | |
| verstoßen. Mindestens zwei Unternehmen gingen daraufhin in Barcelona vom | |
| Netz. In Madrid erreichte die dortige Staatsanwaltschaft, dass das | |
| Handelsgericht eine Leihmutterschaftsagentur zur Schließung ihrer Website | |
| und der Einstellung einer Werbekampagne auf Facebook, Instagram und X | |
| zwang. | |
| Neben dem Verstoß gegen das Werbeverbot untersucht die Staatsanwaltschaft | |
| auch, inwiefern die Anzeigen die „Frauen und Embryonen objektivierten und | |
| sie als bloße Ware darstellen“. Zudem könnte die Werbung rassistisch sein, | |
| da sie Kinder mit weißer Hautfarbe verspricht. | |
| ## Verbot wird umgangen | |
| Trotz dieses Erfolges gesteht die Staatsanwaltschaft ein, dass sie | |
| weitgehend [2][hilflos gegen solche Werbekampagnen] ist. Denn meist handelt | |
| es sich um internationale Internetauftritte, die sich an das nationale | |
| Publikum richten. Der einzige Weg, dagegen vorzugehen, sei die Blockierung | |
| solcher Homepages durch staatliche Behörden. Diese unternehmen bisher | |
| nichts. | |
| Trotz des [3][Verbots der Leihmutterschaft] auch im Ausland wurden laut | |
| offiziellen Angaben seit 2010 über 2.500 Babys aus Leihmutterschaften im | |
| Ausland – üblicherweise neben der Ukraine auch aus Georgien, Mexiko und den | |
| USA – in Spanien eingeschrieben. Allein im vergangenen Jahr waren es 154. | |
| Bisher reichte für eine Einschreibung eine Abstammungsurkunde aus den | |
| fraglichen Ländern. | |
| Am vergangenen 1. Mai wurden deshalb die Einschreiberichtlinien erneut | |
| verschärft. „Die Registrierung kann ab sofort nur noch nach den üblichen | |
| Verfahren zur Feststellung der Elternschaft erfolgen: durch biologische | |
| Verwandtschaft oder durch Adoption. Ziel ist es, zu verhindern, dass | |
| spanische Staatsbürger das Verbot dieser Praxis in unserem Land umgehen und | |
| sie im Ausland durchführen“, heißt es dazu aus dem Justizministerium. | |
| Doch auch hier gibt es wieder ein Schlupfloch. Denn wenn ein | |
| Vaterschaftstest positiv ausfällt, ist das Kind zwar Produkt einer | |
| illegalen Praxis, aber es muss dennoch eingeschrieben werden. Der Amtsweg | |
| verlängert sich dadurch nur, Leihmutterschaft endgültig unterbinden wird | |
| auch diese Richtlinie nicht. Ein von einer Leihmutter ausgetragenes Kind | |
| kostet zwischen 43.000 Euro in der Ukraine bis zu weit über 100.000 Euro in | |
| den USA. | |
| 10 Nov 2025 | |
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| ## AUTOREN | |
| Reiner Wandler | |
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