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# taz.de -- Abschiebungen nach Afghanistan: Deal mit Taliban wohl sicher
> Berichten zufolge soll bereits in den nächsten Tagen ein Abschiebeflug
> nach Afghanistan starten. Die Bundesregierung macht gefährliche
> Zugeständnisse.
Bild: Taliban-Außenminister Amir Khan Muttaqi besuchte am 12. Oktober Indiens …
Berlin taz | Es wäre ein klares Zeichen: Sollte in den kommenden Tagen
tatsächlich ein Abschiebeflug nach Afghanistan starten – wovon Berichte von
Anwält*innen und Amnesty International ausgehen – könnte das bedeuten,
dass der deutsche Abschiebedeal mit dem Taliban-Regime steht. Seit langem
verfolgt die Bundesregierung dieses Ziel.
Der deutsche Deal, den die Bundesregierung wohl als Durchbruch ihrer
Abschiebeoffensive nach Afghanistan und Syrien feiern wird, ist das
Ergebnis monatelanger Verhandlungen. Offiziell als „technische Kontakte“
deklariert, hielt die Regierung die Öffentlichkeit dabei mit spärlichen
Informationen und geschickten Formulierungen auf Abstand.
Die Gespräche begannen über das Afghanistan-Verbindungsbüro des Auswärtigen
Amtes (AA) in Katar. Dort arbeitet seit Jahren ein Geschäftsträger, ein
Diplomat unterhalb des Botschafterrangs, der für Afghanistan zuständig ist.
Das Büro entstand, als das AA gemeinsam mit Katar Gespräche zwischen der
damaligen afghanischen Regierung und den Taliban anbahnen wollte –
flankierend zu den US-Verhandlungen über den Truppenabzug.
Später wurde bekannt, dass der Geschäftsträger auch Dienstreisen nach
Afghanistan unternahm. Dafür benötigte er Visa der Taliban, deren Regime
die Bundesregierung offiziell nicht anerkennt. Es liegt nahe, dass er dabei
auch Vertreter des Regimes traf.
## Deutsche Gegenleistungen sind offensichtlich
[1][Im Juli bestätigte ein Sprecher des Taliban-Flüchtlingsministeriums in
Kabul einem deutschen Reporter], dass „Vertreter der Bundesregierung“ in
seinem Büro waren. Später räumte auch die Bundesregierung ein, dass ihr
Geschäftsträger mit den Taliban Kontakt hatte. Dies diente offenbar der
Vorbereitung des Abschiebedeals.
Anfang Oktober erklärte das Bundesinnenministerium (BMI), die „afghanische
De-facto-Regierung“ habe Rückführungen per Flugzeug grundsätzlich
zugestimmt. Nachdem Medien berichteten, dass hochrangige BMI-Beamte in
Kabul mit Taliban-Vertretern verhandelt hatten, bestätigte das Ministerium
Gespräche über „Verfahrensschritte sowie Anmeldeverfahren zum
Rückführungsmechanismus“.
Die Bundesregierung bestreitet Gegenleistungen für den Deal. Doch diese
sind offensichtlich. Im Juli 2024 berief die Taliban nicht kooperierende
Diplomaten in den afghanischen Vertretungen ab. Berlin erklärte, aus
völkerrechtlichen Gründen nichts dagegen tun zu können, übte aber offenbar
Druck aus. [2][Im November 2024 trat Botschafter Yama Yari in Berlin
zurück.] Vor wenigen Tagen folgte Generalkonsul Hamid Nangialay Kabiri
[3][in Bonn] – unter Protest und mit seinem gesamten Personal.
Bereits im Sommer hatte die Bundesregierung zwei von den Taliban entsandte
Konsularbeamte einreisen lassen. Sie betonte, es handle sich nicht um
Taliban-Mitglieder, sondern um Mitarbeiter des Kabuler Außenministeriums,
die schon unter der Vorgängerregierung tätig waren. Eine schwache
Erklärung, denn die Beamten folgen den Weisungen der Taliban und übernahmen
faktisch die Leitung der Vertretungen. In Bonn geschah dies am 3. Oktober,
als die ursprüngliche Besatzung freihatte.
Das kommt auch der Bundesregierung zugute. Die neuen Konsularbeamten sollen
die Identitäten abgelehnter afghanischer Asylbewerber bestätigen, die
Deutschland nach Afghanistan abschieben will – künftig regelmäßig per
Direktflug.
Der Deal hat eine gefährliche Nebenwirkung: Mit der Übernahme der
Vertretungen erhielten die Taliban-treuen Diplomaten Zugriff auf die
dortigen Server. Dort liegen Daten vieler in Deutschland lebender
Afghan*innen, darunter Regimegegner*innen, sowie Informationen anderer
afghanischer Vertretungen in Europa, Kanada und Australien, wie die
ARD-Tagesschau [4][auf ihrer Webseite berichtete]. Diese hatten sich gegen
eine Übernahme durch die Taliban koordiniert.
23 Oct 2025
## LINKS
[1] /Diplomatische-Kontakte-mit-Afghanistan/!6088279
[2] /Wohl-wegen-deutscher-Abschiebeplaene/!6047239
[3] /Abschiebungen-nach-Afghanistan/!6117071
[4] https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/afghanistan-botschaft-taliban…
## AUTOREN
Thomas Ruttig
## TAGS
Schwerpunkt Afghanistan
Abschiebung
Taliban
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