Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Konflikt Pakistan-Afghanistan: Friedensgespräche sind gescheitert
> Pakistan hat Verhandlungen mit dem Nachbarland für gescheitert erklärt.
> Das dortige Taliban-Regime sei nicht auf Islamabads Forderungen
> eingegangen.
Bild: Ein Taliban-Kämpfer sitzt am 15. Oktober hinter einem Flak-Geschütz an …
taz | Die Friedensgespräche zwischen Pakistan und Afghanistan in Istanbul
sind nach vier Verhandlungstagen gescheitert. Am frühen Mittwochmorgen
machte Pakistans Informationsminister Attaullah Tarar dafür das afghanische
Taliban-Regime verantwortlich. [1][In einem Post auf X] erklärte er, die
Regierung in Kabul habe sich geweigert, gegen extremistische Gruppen
vorzugehen.
Die Regierung in Islamabad wirft den afghanischen Taliban vor, den
pakistanischen Taliban (TTP) Unterschlupf zu gewähren und ihnen so
terroristische Angriffe auf Pakistan zu ermöglichen. Die afghanischen
Taliban haben dies stets dementiert und Pakistans Sicherheitsprobleme immer
nur als Problem der dortigen Innenpolitik bezeichnet.
Die afghanischen und pakistanischen Taliban sind organisatorisch getrennt,
aber teilen die gleiche islamistische Ideologie. Unter Beobachtern gibt es
wenig Zweifel, dass sich TTP-Führer zumindest zeitweilig in Afghanistan
aufhalten und von dort aus auch Anschläge und Angriffe planen.
Umgekehrt war Pakistan selbst der Geburtshelfer der afghanischen Taliban
und hat jahrelang ihre Führer beherbergt. So hintertrieb Islamabad von 2001
bis 2024 die afghanischen Regierungen von Hamid Karsai und Aschraf Ghani
sowie die von den USA geführte internationale Militärintervention.
## Afghanische Taliban verweigern sich pakistanischem Druck
Seit der von Islamabad begrüßten erneuten Machtübernahme der afghanischen
Taliban 2021 hat sich das bilaterale Verhältnis aber verschlechtert. Die
nationalistischen und stolzen Taliban weigern sich, nach Islamabads Pfeife
zu tanzen. Islamabad versuchte mit der Ausweisung von mehr als einer
Million afghanischen Flüchtlingen, die zum Teil seit Jahrzehnten in
Pakistan lebten, Druck auf Kabul auszuüben. Zuletzt ärgerte sich Islamabad
über die [2][Annäherung des Taliban-Regimes in Kabul an Pakistans Erzfeind
Indien].
Jetzt warf Tarar den Taliban vor, sich gleichgültig gegenüber Pakistans
Verlusten im Kampf gegen Terroristen zu zeigen. Deshalb hätten die
dankenswerterweise von der Türkei und Katar vermittelten Gespräche in
Istanbul jetzt „keine praktikable Lösung“ gebracht.
Zwischen den südasiatischen Nachbarstaaten waren am 11. Oktober
grenzüberschreitende Kämpfe ihres Militärs ausgebrochen. Mit mutmaßlich
[3][von Pakistan aus auf Kabul abgefeuerte Raketen] hatte Islamabad
versucht, TTP-Führer in der afghanischen Hauptstadt zu töten.
Nach [4][Kämpfen mit mehreren Dutzend Toten auf beiden Seiten] einigten
sich die Regierungen am 19. Oktober in Katar zunächst auf einen
Waffenstillstand. Die folgenden Istanbul-Gespräche sollten eine dauerhafte
Lösung bringen.
Erst am letzten Wochenende hatte es bei Gefechten an der Grenze laut
[5][Al-Dschasira] nach pakistanischen Armeeangaben 30 Tote gegeben,
darunter 5 pakistanische Soldaten und 25 mutmaßliche TTP-Kämpfer.
## Gegenseitige Vorwürfe
Aus Kabul gab es zunächst keine Reaktion auf Tarars Vorwürfe. In den
vergangenen Tagen hatten jedoch schon die von den afghanischen Taliban
kontrollierten Staatsmedien Pakistan für ausbleibende
Verhandlungsfortschritte verantwortlich gemacht.
Zu Wochenbeginn soll US-Präsident Donald Trump vom Asean-Gipfel in Kuala
Lumpur aus erklärt haben, er könne den Konflikt schnell beenden. Erst
kürzlich hatte er eine [6][Rückgabe des afghanischen Luftwaffenstützpunkts
Bagram] nördlich von Kabul an das US-Militär gefordert, was niemand in der
Region unterstützt.
Am Mittwoch [7][erklärte Pakistans Verteidigungsminister Khawaja Asif],
wenn nötig, könnte Pakistan das Taliban-Regime besiegen. Er warf den
selbsternannten Gotteskriegern vor, ihr Land in einen Friedhof der eigenen
Bevölkerung zu verwandeln. Zwar ist das Militär der Atommacht Pakistan dem
der Taliban überlegen, doch haben schon die USA diese nicht besiegen
können.
Beobachter verweisen darauf, dass die paschtunischen Taliban schon in der
Vergangenheit nicht gewillt waren, äußerem und sogar militärischem Druck
nachzugeben. So hatten sie sich 2001 nach den Terroranschlägen vom 11.
September 2001 geweigert, Al-Qaida-Führer auszuweisen. Vielmehr dürfte
Pakistans Druck die nationalistischen Taliban jetzt innenpolitisch stärken.
29 Oct 2025
## LINKS
[1] https://x.com/TararAttaullah/status/1983278941944107396
[2] /Diplomatische-Anerkennung-in-Aussicht/!6119769
[3] /Moeglicher-Luftangriff-in-Afghanistan/!6119062
[4] /Kaempfe-zwischen-Afghanistan-und-Pakistan/!6116420
[5] https://www.aljazeera.com/news/2025/10/26/pakistan-says-five-soldiers-and-2…
[6] /Afghanistan-Treffen-im-Moskau-Format/!6118549
[7] https://tribune.com.pk/story/2574770/we-can-defeat-taliban-set-example-for-…
## AUTOREN
Sven Hansen
## TAGS
Schwerpunkt Afghanistan
Pakistan
Taliban
Türkei
Katar
Social-Auswahl
Schwerpunkt Afghanistan
Schwerpunkt Afghanistan
Podcast „Fernverbindung“
## ARTIKEL ZUM THEMA
Human Rights Watch Bericht: Keine Pressefreiheit mit den Taliban
In Afghanistan werden Medien mit Überwachung am kurzen Zügel gehalten.
Journalisten berichten von Festnahmen wegen Berichten über „Tabuthemen“.
Abschiebungen nach Afghanistan: Deal mit Taliban wohl sicher
Berichten zufolge soll bereits in den nächsten Tagen ein Abschiebeflug nach
Afghanistan starten. Die Bundesregierung macht gefährliche Zugeständnisse.
Kämpfe zwischen Afghanistan und Pakistan: Eine fragile Waffenruhe?
Nach einem Luftangriff in Kabul kam es zu schweren Gefechten an der Grenze
zwischen Pakistan und Afghanistan. Wie es für die Region weitergehen kann.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.