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# taz.de -- CO₂-Kompensation durch Zertifikate: Klimaschutz meist nur auf dem…
> Die EU will ihren Ausstoß von Treibhausgasen auch durch den Kauf von
> CO₂-Zertifikaten kompensieren. Was das bedeutet und warum es keine gute
> Idee ist.
Bild: Bäume sind gut fürs Klima. Der Handel mit CO2-Zertifikaten aus deren Au…
Die Europäische Union (EU) plant, [1][ihre eigenen Emissionen bis Ende 2040
um 85 Prozent im Vergleich zu 1990 zu senken]. Zusätzliche 5 Prozentpunkte
an CO₂-Einsparungen will sich das Staatenbündnis aus dem Ausland erkaufen.
Nämlich so: Die EU finanziert Klimaschutzprojekte in anderen Ländern,
bekommt dafür Zertifikate über die Höhe der CO₂-Einsparungen und rechnet
sich das auf die eigene Klimabilanz an.
Das stößt bei vielen Klimaschutzorganisationen auf Kritik. „Die EU hätte
ein 90-Prozent-Ziel ohne CO₂-Kredite aus dem Ausland beschließen sollen“,
sagt etwa Sven Harmeling vom Climate Action Network Europe der taz.
Im vergangenen Jahr kam eine Studie zu dem Schluss, dass die realen
Klimaschutz-Erfolge durch CO₂-Kompensationen oft weit unter denen liegen,
die ausgegebene CO₂-Zertifikate versprechen. Weniger als 16 Prozent davon
bewirken demnach echte Emissionsreduktionen. Die Untersuchung [2][erschien
im Fachmagazin Nature Communications], dahinter steckt ein internationales
Forscherteam um Benedict Probst vom Max-Planck-Institut für Innovation und
Wettbewerb in München.
Das Pariser Klimaabkommen erlaubt Staaten prinzipiell, auch über
CO₂-Zertifikate aus anderen Ländern Klimaschutz zu betreiben. Um zu
verhindern, dass – so wie bisher – weitaus mehr Klimaschutz verkauft als
tatsächlich erzielt wird, haben sich die Staaten im vergangenen Jahr auf
neue Regeln für die CO₂-Kompensation geeinigt.
Aber: „Die Regeln sind nach wie vor nicht solide genug, um zu
rechtfertigen, dass die EU Klimaschutz nicht zu Hause macht“, sagt
Harmeling. Zum Beispiel sei es weiter nicht in allen Fällen möglich
auszuschließen, dass sich zwei Länder dieselbe CO₂-Einsparung anrechnen
lassen.
Innerhalb kleinerer, stringenter Monitoringsysteme wie in der EU lasse sich
das zwar überwachen. Die Kontrolle beim Austausch mit außereuropäischen
Ländern, deren Systeme zur Überwachung ihrer Klimaschutzmaßnahmen
möglicherweise nicht so gut funktionieren, sei aber viel schwieriger. Zudem
sei fraglich, wie sinnvoll es ist, viel Geld in Berater*innen zu
stecken, die solche Systeme verbessern, anstatt direkt in den Klimaschutz,
sagt Harmeling.
## Qualität der Klimaschutz-Projekte fraglich
Eine weitere gängige Kritik an Klimaschutz über CO₂-Zertifikate ist, dass
diese teils für Projekte ausgegeben werden, die auch ohnehin stattgefunden
hätten – also ohne zusätzliche Investitionen aus dem Ausland. [3][Auch die
Qualität der Projekte ist sehr unterschiedlich.] Oft betreiben sie
Aufforstung von Waldplantagen, pflanzen Bäume, die schnell wachsen und
Kohlenstoff binden. Nicht immer ist jedoch gewährleistet, dass diese Bäume
auch dauerhaft gepflegt werden. Teils verdrängen sie zudem nachhaltige
Ökosysteme – oder die lokale Bevölkerung.
Die EU will sogenannte „High-Quality“-Credits nutzen – also Zertifikate m…
besonders hoher Qualität einkaufen. Was genau das heißt, ist offen. „Ich
glaube nicht, dass die EU vorhat, billige Baumpflanzzertifikate zu kaufen“,
sagt Experte Harmeling. „Aber ob sie den Mumm hat, wirklich hohe Standards
zu definieren, ist fraglich.“
5 Nov 2025
## LINKS
[1] /EU-Klimaziel-2040-beschlossen/!6126983
[2] https://www.nature.com/articles/s41467-024-53645-z#auth-Benedict_S_-Probst-…
[3] /Umweltzertifikate-als-Ablassbrief/!5995947
## AUTOREN
Theresa Walter
## TAGS
Umweltminister
Europäische Union
UN-Klimakonferenz in Belém 2025
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