| # taz.de -- Wegen drohender Auslieferung nach Ungarn: Nürnberger Antifaschist … | |
| > Zaid A. drohte eine Auslieferung nach Ungarn, weil er in Budapest | |
| > Neonazis angegriffen haben soll. Nun stellte er sich der Polizei – in | |
| > Paris. | |
| Bild: Mit Kundgebungen forderten Unterstützer*innen wiederholt die Freiheit vo… | |
| Berlin taz | Bis heute fordert Ungarn seine Auslieferung, wegen | |
| vorgeworfener Angriffe auf Rechtsextreme in Budapest im Februar 2023. Nun | |
| floh der [1][Nürnberger Zaid A.] nach Frankreich – und stellte sich dort am | |
| Mittwoch der Polizei in Paris. Das bestätigte dessen Umfeld, sowie sein | |
| französischer Anwalt und seine deutsche Anwältin der taz. | |
| Er sei am Mittwochmorgen mit Zaid A. zur Polizeistation in Paris gegangen, | |
| die für die Durchsetzung gerichtlicher Entscheidungen zuständig sei, sagte | |
| A.s französischer Anwalt Youri Krassoulia der taz. Der 22-Jährige sei dann | |
| nach einer vorläufigen Prüfung seines Falls unter Auflagen haftverschont | |
| worden. Er müsse sich nun regelmäßig bei der Polizei melden, bevor | |
| französische Gerichte über seine Auslieferung entscheiden. Krassoulia | |
| zeigte sich „sehr froh“ über die Haftverschonung. Nun gehe es darum, eine | |
| Auslieferung von Zaid A. nach Ungarn zu verhindern. | |
| Ungarische Sicherheitsbehörden werfen Zaid A. vor, mit anderen | |
| Linksradikalen im Februar 2023 in Budapest Teilnehmende des „Tags der | |
| Ehre“, einem Aufmarsch von Neonazis aus ganz Europa, [2][angegriffen und | |
| schwer verletzt zu haben]. Zaid A. und mehrere andere Deutsche waren darauf | |
| fast zwei Jahre abgetaucht. [3][Zu Jahresbeginn aber stellten sich acht der | |
| Gesuchten der Polizei in Deutschland.] | |
| Anders als bei den anderen Beschuldigten zog die Bundesanwaltschaft den | |
| Fall von Zaid A. aber nicht an sich – weil dieser zwar in Nürnberg | |
| aufgewachsen, aber ein syrischer Staatsbürger ist. [4][Die | |
| Ermittlungsbehörde sieht sich für seinen Fall deshalb nicht zuständig]. Aus | |
| diesem Grund sprach sich die Bundesanwaltschaft auch nicht gegen eine | |
| Auslieferung von Zaid A. nach Ungarn aus. | |
| ## In Ungarn drohen bis zu 24 Jahre Haft | |
| Dem 22-Jährigen drohte deshalb bis zuletzt die Auslieferung von Deutschland | |
| nach Ungarn – [5][so wie es im Juni vergangenen Jahres mit der nonbinären | |
| Aktivist*in Maja T. geschah]. Das Bundesverfassungsgericht erklärte die | |
| Auslieferung später für rechtswidrig. Maja T. steht nun in Budapest vor | |
| Gericht, es drohen bis zu 24 Jahre Haft. Das Urteil könnte noch im Herbst | |
| fallen. | |
| Weil sich im Fall von Zaid A. die Prüfung des Auslieferungsverfahrens so | |
| lang hinzog, war der Nürnberger [6][zuletzt haftverschont worden]. Zuletzt | |
| setzte er sich dann nach Frankreich ab. Das Land wählte Zaid A. offenbar | |
| nicht ohne Grund: Frankreich hatte zuletzt die Auslieferung eines weiteren | |
| Beschuldigten für die Budapest-Angriffe nach Ungarn verweigert – den | |
| Albaner Rexhino „Gino“ A. Es sei nicht sichergestellt, dass in Ungarn die | |
| Europäische Menschenrechtskonvention eingehalten werde, [7][was die | |
| Haftbedingungen und eine faire Prozessführung betreffe], argumentierte das | |
| Gericht. | |
| Anna Busl, die deutsche Anwältin von Zaid A., sagte der taz, es liege auf | |
| der Hand, dass eine Person, die sich mit der Gefahr einer Auslieferung nach | |
| Ungarn konfrontiert sieht, verfolge, wie Behörden in anderen Ländern mit | |
| vergleichbaren Fällen umgehen. „Klar ist, dass es keine Auslieferung nach | |
| Ungarn geben darf, weil es dort für Antifaschisten keine fairen Verfahren | |
| gibt“, so Busl. Sie hoffe nun, dass französische Gerichte dies im Fall Zaid | |
| A. ebenso wie zuletzt bei Gino A. sehen. | |
| ## Auch Italien verweigerte zuletzt Auslieferung nach Ungarn | |
| Die Berliner Generalstaatsanwaltschaft, die bisher das | |
| Auslieferungsverfahren gegen Zaid A. nach Ungarn führte, ließ eine Anfrage | |
| vorerst unbeantwortet, ob und wie es dort nun mit seinem Fall weitergeht. | |
| Verweigert Frankreich tatsächlich die Auslieferung von Zaid A. nach Ungarn, | |
| könnte die dortige Justiz auch in Abwesenheit gegen den 22-Jährigen wegen | |
| der Budapest-Angriffe verhandeln. Nach ungarischem Recht ist dies möglich. | |
| Zuletzt hatte auch Italien die Auslieferung eines Beschuldigten im | |
| Budapest-Komplex nach Ungarn abgelehnt. Auch das Europaparlament | |
| verweigerte jüngst die Aufhebung der Immunität einer weiteren | |
| Beschuldigten, der italienischen Abgeordneten Ilaria Salis – [8][wegen | |
| Zweifeln an der Rechtsstaatlichkeit in Ungarn]. Die Orbán-Regierung | |
| reagierte wütend. Es sei „empörend, dass das Europaparlament linksextremen | |
| Terrorismus legitimiert“, erklärte ein Regierungssprecher. Man werde nicht | |
| aufgeben, die Täter von Budapest ins Gefängnis zu bekommen. | |
| In Deutschland wurde derweil vergangene Woche die Nürnbergerin Hanna S. | |
| [9][zu fünf Jahren Haft wegen der Angriffe in Budapest verurteilt]. Weitere | |
| Beschuldigte müssen sich demnächst in Düsseldorf und Dresden wegen dieses | |
| Vorwurfs verantworten. Ihnen wird auch versuchter Mord vorgeworfen. | |
| 1 Oct 2025 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Linken-droht-Auslieferung-nach-Ungarn/!6073407 | |
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| [6] /Angriffe-auf-Neonazis-in-Budapest/!6085567 | |
| [7] /Budapest-Komplex/!6058952 | |
| [8] /Immunitaet-von-Ilaria-Salis-besteht-fort/!6115620 | |
| [9] /Prozesswelle-gegen-Antifas/!6116034 | |
| ## AUTOREN | |
| Konrad Litschko | |
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