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# taz.de -- Kinotipp der Woche: Badass im Kino
> Postpunk, Filmmusik und ein verspätetes Debütalbum: Die Musikdoku „Mona
> Mur In Conversation“ feiert Premiere im Lichtblick-Kino. Mona Mur kommt
> auch.
Bild: Vielstimmige Einsichten: „Mona Mur in Conversation“ (Regie: Dietmar P…
Hits, natürlich braucht es ein paar Hits, um es als Popmusikerin zu etwas
zu bringen. Das glaubte die Produzentin und Sängerin Mona Mur einst selbst,
als sie in den Achtzigern gleich mehrfach kurz davor stand, ein Star zu
werden. Inzwischen ist sie Mitte 60, aus der ganz großen Musikkarriere ist
nie etwas geworden. Und trotzdem hat sie es geschafft, wie sie am Ende des
Dokumentarfilms „Mona Mur In Conversation“ nicht ohne Stolz erklärt,
irgendwie vom Musikmachen leben zu können. Ja, es gab harte Zeiten, sagt
sie, aber trotzdem ging es immer weiter. Was sie auf ihrem Weg erlebt und
auch erlitten hat, ist immerhin spannend genug für eine Dokumentation, die
nun den Weg ins Kino findet.
Der Berliner Filmemacher Dietmar Post hat bereits mit seinem Dokumentarfilm
über die Band The Monks bewiesen, dass er ein Gespür für einen obskuren und
idiosynkratischen Popact hat, dessen Geschichte lohnenswert genug ist, um
sie neu zu erzählen. Die Monks waren eine Garagenband, die sich aus GIs
rekrutierte, die in den frühen Sechzigern in der BRD stationiert waren. Sie
traten in Mönchskutten auf, ließen sich Tonsuren frisieren und wurden zur
Kultband. Eine irre Story.
Einen gewissen Kultstatus hat auch [1][Mona Mur], wenngleich sich selbst
viele Musikinteressierte auch heute noch fragen werden, wer diese Frau
eigentlich ist, von der sie noch nie gehört haben. In Gruftie- und
Gothkreisen wiederum ist das etwas anders, dort konnte sich Mona Mur einen
Status als grande dame der Düsterklänge erarbeiten.
Aus mehreren Gründen hat es Post erneut geschafft, eine wunderbare
Musikdokumentation zu erstellen. Einmal liegt das an der Person Mona Mur
selbst, die ihm vor der Kamera Rede und Antwort steht und dabei einfach
verdammt cool wirkt. Auch mit über 60 wirkt die passionierte
Taekwondo-Sportlerin immer noch ziemlich durchtrainiert. Dann sitzt sie da
und erzählt aus ihrem Leben, nimmt dabei die Sonnenbrille nicht ab, und
kommentiert so abgeklärt unterschiedliche Episoden aus ihrem Leben, die oft
genug von zerplatzten Träumen handeln, dass man nur respektvoll sagen kann:
Diese Frau ist wirklich Badass.
Und es ging ja wirklich sehr viel schief in ihrer Karriere. Sie nahm eine
Single als [2][Mona Mur & die Mieter] auf, selbst die englische
Musikzeitschrift NME war begeistert von dem Postpunk from Germany, doch als
es dann daran ging, ein Album und eine Tour zu planen, löste sich ihre Band
von heute auf morgen einfach auf. Ende der Achtziger klopfte eine große
Plattenfirma bei ihr an mit der Idee, Mona Mur nun als Vamp-Chansonier zu
vermarkten, als Marlene Dietrich aus der Fledermaushöhle. Mit viel Geld und
Aufwand wurde eine Platte eingespielt, die dann nie veröffentlicht wurde.
Mona Mur weiß bis heute nicht genau warum.
Und trotzdem machte sie weiter. Vorerst nicht mehr als Sängerin, sondern
als Produzentin von Filmscores und Computerspielemusik. Irgendwann stand
sie auch wieder als Sängerin auf Konzertbühnen.
Was die Dokumentation so gelungen macht ist, aber auch die Art und Weise,
in der hier eine Biographie abgehandelt wird. Der Film heißt nicht umsonst
„Mona Mur In Conversation“ und so hat sich der Regisseur mit der Musikerin
zum Gespräch getroffen, im Gepäck markante Stationen aus ihren Leben, die
daraufhin von beiden besprochen werden. Dass das keine Sekunde lang wie ein
ödes Podiumsgespräch ohne Publikum wirkt, ist bemerkenswert.
Der Film erzählt die Geschichte Mona Murs chronologisch und endet bei
Spoken-Word-Performances, die es nun auch von ihr gibt. Dass sie aktuell
das Comeback-Album von der ehemaligen Xmal Deutschland-Frontrau Anja Huwe
produziert hat, das ein überraschender Erfolg ist, wäre bestimmt ebenfalls
in der Doku erörtert worden. Die war jedoch bereits fertiggestellt, als
Mona Murs Leben erneut eine unerwartete Wendung nahm.
8 Oct 2025
## LINKS
[1] /Die-Musikerin-Mona-Mur-im-Interview/!5615760
[2] /Richtig-schoen-kaputte-Musik/!5907930/
## AUTOREN
Andreas Hartmann
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