# taz.de -- Wiener ÖPNV-Jahreskarte wird teurer: Verkehrswende rückwärts | |
> Schlechte Nachrichten für die Nutzer:innen des ÖPNV in Wien: Der Preis | |
> der Jahreskarte für Bus und Bahn steigt weiter. Autoparkplätze bleiben | |
> günstig. | |
Bild: Vielleicht ist doch der E-Scooter die Lösung | |
Wien taz | Bus- und Bahnfahren in Wien wird deutlich teurer. Erstmals seit | |
2012 wird der Preis für eine ÖPNV-Jahreskarte erhöht. Damals hatte die | |
rot-grüne Stadtregierung sie zum Preis von 365 Euro jährlich eingeführt und | |
damit die Zahl der verkauften Jahreskarten binnen fünf Jahren verdoppelt. | |
Nach Wiener Vorbild wurde einige Jahre später auch das bundesweite | |
„Klimaticket“ eingeführt. [1][Für ursprünglich 3 Euro pro Tag] konnte man | |
bis auf wenige Ausnahmen alle öffentlichen Verkehrsmittel in Österreich | |
benutzen. | |
[2][Inflationsbedingt wurde das Klimaticket mittlerweile teurer]. Und auch | |
der Preis für die Wiener Jahreskarte steigt kräftig: Ab 2026 kostet sie 467 | |
statt 365 Euro. Einzelfahrscheine werden spürbar teurer, Ermäßigungen für | |
Senioren fallen weg. Dabei hatte der frisch wiedergewählte Bürgermeister | |
Michael Ludwig (SPÖ) noch im Frühjahr versprochen, dass die Jahreskarte | |
nicht teurer werde. | |
Es handelt sich um die erste Preissteigerung der Jahreskarte seit ihrer | |
Einführung. Der Anstieg erregt auch deshalb Unmut, weil das Autofahren in | |
Wien weiterhin vergleichsweise günstig bleibt. Zwar verteuern sich ab 2026 | |
Kurzparkscheine um 30 Prozent, Bewohner-Parkkarten kosten 13 statt 10 Euro | |
pro Monat. Damit bleiben sie aber immer noch hoch attraktiv. Für 156 Euro | |
kann man das eigene Auto im öffentlichen Raum für ein Jahr abstellen – also | |
um ein Drittel der Kosten für eine ÖPNV-Jahreskarte. | |
Die Wiener Linien begründen die Preiserhöhung mit der Inflation und mit dem | |
erweiterten Öffi-Netz. Seit 2012 wurden 36 zusätzliche Bus- und | |
Straßenbahnlinien geschaffen. Trotzdem wird die Versorgung von vielen als | |
schlechter wahrgenommen: längere Intervalle, volle Wagen, mehr Ausfälle. Es | |
fehlt an Personal, der öffentliche Verkehr hält mit der wachsenden | |
Bevölkerung Wiens nicht Schritt. | |
## Die Sozialdemokraten verteidigen jeden Parkplatz | |
Offen bleibt, wie viele Menschen sich die stark verteuerte Jahreskarte nun | |
nicht mehr kaufen wollen oder können. In einem aktuellen Interview mit der | |
Zeitung Die Presse deutet Geschäftsführerin Alexandra Reinagl an, dass eine | |
schrittweise Erhöhung vielleicht auf mehr Akzeptanz gestoßen wäre. | |
Andererseits hätten die Wiener*innen nun länger von günstigen Preisen | |
profitiert. | |
Den selbst gesteckten Klimazielen Wiens – CO2-Neutralität bis 2040 – werden | |
die höheren Preise nicht dienlich sein. Zwar ist der Anteil des | |
Autoverkehrs am Gesamtverkehr auf 25 Prozent gesunken. Dennoch wächst die | |
absolute Zahl der Autos weiter. Die Sozialdemokraten verteidigen jeden | |
Parkplatz eisern, der Ausbau des Radnetzes läuft schleppend. Zudem will die | |
Stadt am Bau der umstrittenen Lobau-Autobahn festhalten – symptomatisch für | |
ihre Verkehrspolitik. | |
Am Freitag fand eine erste Demo gegen die verteuerten Öffis statt. Längst | |
schießt sich auch die rechtsradikale FPÖ gegen den „Gebühren- und | |
Abgabenwahn“ ein. Und auch die Grünen, nunmehr in Opposition, kritisieren | |
die Teuerung. | |
7 Sep 2025 | |
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## AUTOREN | |
Florian Bayer | |
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