# taz.de -- Haushaltspolitik: Österreich auf Sparkurs | |
> SPÖ-Finanzminister Marterbauer hat die Österreicher auf „harte Jahre“ | |
> eingeschworen. Der Klimabonus fällt, die Verteidigungsausgaben steigen. | |
Bild: Auf Sparkurs: Der österreichische Finanzminister Markus Marterbauer prä… | |
Wien taz | Sie war mit Spannung erwartet worden: Die Budgetrede der neuen | |
österreichischen Bundesregierung aus [1][Konservativen] (ÖVP), | |
[2][Sozialdemokraten] (SPÖ) und den [3][liberalen Neos.] Dienstagvormittag | |
war es so weit: SPÖ-Finanzminister Markus Marterbauer präsentierte sein | |
Doppelbudget für 2025 und 2026 im vollen Plenarsaal des Parlaments. Auch | |
Bundespräsident Alexander Van der Bellen sowie die vollzählige | |
Bundesregierung fand sich ein. | |
So weit, so üblich – die Budgetrede ist an sich ein Routinetermin. Die | |
besondere Brisanz ergibt sich jedoch daraus, dass Österreich im dritten | |
Jahr der Rezession steckt und der Aufschwung weiter auf sich warten lässt. | |
Wegen der schleppenden Nachfrage und Industrieproduktion, aber auch wegen | |
der allzu üppigen Coronaförderungen der vergangenen Jahre ist die | |
Staatsschuldenquote stark angestiegen. Österreichs Schulden liegen bei 81,8 | |
Prozent des Bruttoinlandsprodukts, die Neuverschuldung bei 4,7 Prozent – | |
beides deutlich über den Maastricht-Grenzen. | |
Damit droht Österreich ein EU-Defizitverfahren, wie Marterbauer einräumte. | |
Er stellte die Bevölkerung auf harte Jahre ein: „Jeder und jede wird die | |
Budgetsanierung spüren.“ Marterbauer, ein dezidiert linker SPÖ-Vertreter, | |
machte deutlich, dass er lieber ein Budget mit umfangreichen Investitionen | |
vorgelegt hätte. Die wirtschaftliche Realität erfordere zunächst jedoch | |
eine Sanierung der Staatsfinanzen. Für 2025 sind Einsparungen von 6,4 | |
Milliarden Euro geplant, für 2026 sogar 8,7 Milliarden Euro. | |
Auf der Einnahmenseite plant die Regierung Maßnahmen im Umfang von rund 5 | |
Milliarden Euro in den beiden Jahren. Dazu gehören die vorzeitige | |
Abschaffung der Umsatzsteuerbefreiung für Photovoltaikanlagen, die Erhöhung | |
der Tabaksteuer und diverser Bundesgebühren sowie eine höhere Besteuerung | |
großer Immobilientransaktionen. Der Spitzensteuersatz von 55 Prozent für | |
Jahreseinkommen über eine Million Euro wird verlängert. | |
## Klimaticket wird teurer | |
Die größte Einsparung auf der Ausgabenseite bringt laut Marterbauer die | |
Abschaffung des von der Vorgängerregierung [4][eingeführten Klimabonus]. | |
Dieser war eine Kompensation für die zeitgleich eingeführte CO2-Steuer. Der | |
Bonus kostet jedoch doppelt so viel wie die Steuer einbrachte, die | |
Finanzierung war also alles andere als nachhaltig. | |
Das Klimaticket, mit dem der gesamte ÖPNV Österreichs benutzt werden kann, | |
bleibt bestehen, wird aber deutlich teurer. Anders als zuvor bekommen | |
18-Jährige kein einmalig kostenloses Klimaticket mehr. Umstritten: | |
Sozialleistungen wie Familienbeihilfe werden bis 2027 eingefroren. | |
Vermögens- und Erbschaftssteuern, die die SPÖ im Wahlkampf noch vehement | |
eingefordert hatte, kommen jedoch nicht. | |
Über die kurzfristigen Maßnahmen hinaus hat die Regierung acht | |
Strukturreformen geplant. Zudem soll mehr in Fachkräfte investiert und die | |
Arbeitsmarktpolitik verbessert werden. | |
Ein größerer Brocken fällt künftig für die Verteidigung an: Sie soll sich | |
von derzeit nur 1 Prozent bis zum Jahr 2032 auf 2 Prozent verdoppeln. | |
Dieser Schritt war überfällig und ist trotz allen Sparzwangs nötig, wie | |
auch andere Regierungsvertreter einräumen. | |
## NGOs kritisieren gekürzte Ausgaben für Entwicklungshilfe | |
Zum EU-Defizitverfahren gegen Österreich zeigte sich Marterbauer gelassen. | |
Kritik der Opposition gab es bereits am Dienstag, etwa, dass ausgerechnet | |
bei den Sozialhilfen gekürzt werden soll. NGOs kritisierten, dass | |
Entwicklungshilfegelder gekürzt werden. Ausführlich diskutiert und wohl | |
auch zerlegt wird das Budget aber erst in der Parlamentssitzung am | |
Mittwoch, nachdem die Opposition es im Detail durchsehen konnte. | |
13 May 2025 | |
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## AUTOREN | |
Florian Bayer | |
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