Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Flucht übers Mittelmeer: Viele Tote bei neuem Bootsunglück vor La…
> Vor der italienischen Insel Lampedusa ist ein Boot mit fast 100 Migranten
> gekentert. Mindestens 27 Menschen sind ertrunken, 60 wurden gerettet.
Bild: Einmal mehr fordert die Grenzpolitik der Europäischen Union ihre Opfer i…
Rom taz | Am Mittwoch sind bei einem Bootsunglück vor Lampedusa mindestens
27 Menschen ertrunken. Bis zu 17 weitere wurden als vermisst gemeldet. 60
Bootsflüchtlinge konnten dagegen gerettet werden.
Ein Helikopter der italienischen Finanzpolizei hatte am Mittwochvormittag
das Schiff etwa 14 Seemeilen südlich von Lampedusa entdeckt. Daraufhin
wurden mehrere Einheiten der Küstenwache und der Finanzpolizei an die
Unglücksstelle beordert. Doch als sie eintrafen, war das Boot schon
gekentert, trieben die Flüchtlinge im Wasser und waren viele von ihnen
schon ertrunken.
Ersten Angaben zufolge befanden sich ein Säugling und drei Minderjährige
unter den Opfern. 56 der 60 Überlebenden waren Männer. Als Herkunftsländer
werden der Sudan, Pakistan und Somalia genannt.
Nach ihren Aussagen waren ursprünglich zwei Boote am Dienstag von der
libyschen Küste nahe Tripolis in See gestochen. Eines der Boote, so
berichteten sie, sei schon kurz nach der Abfahrt gekentert, während das
andere am Mittwoch leckschlug und in Seenot geriet.
## Ursprünglich 105 Menschen an Bord
Die Geflüchteten berichteten ebenfalls, dass sich insgesamt 105 Menschen an
Bord befunden hatten. Deshalb steht zu befürchten, dass die Gesamtzahl der
Opfer insgesamt über 40 liegt. 56 der 60 Überlebenden wurden im Hotspot auf
Lampedusa untergebracht, während vier zur Beobachtung ins Krankenhaus
aufgenommen wurden.
Damit muss Lampedusa eine weitere von mittlerweile ungezählten
Flüchtlingstragödien verzeichnen. Die schwerste von ihnen hatte sich am 3.
Oktober 2013 zugetragen, als bei Nacht ein Schiff unmittelbar vor einem der
Strände der Insel gekentert war und 368 Menschen ertranken.
Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni reagierte am Mittwochabend mit
einer Erklärung auf das erneute Unglück, in der sie Trauer und
Betroffenheit kundtat, vor allem aber den „unmenschlichen Zynismus“ der
Schleuser anklagte. Der Kurs der Regierung, die Abfahrten der Schiffe schon
im Ausgangspunkt zu verhindern, sei deshalb der einzig mögliche Weg, um
zukünftige Tragödien zu vermeiden, so Meloni.
Im Rahmen dieser Strategie allerdings arbeitet Italien schon seit Jahren
eng mit libyschen Behörden zusammen und stellt ihnen Patrouillenschiffe und
Geld zur Verfügung. Dabei sind diese Behörden berüchtigt für die
systematische Verletzung der Menschenrechte der Flüchtlinge, die in
libyschen Lagern eingekerkert, gefoltert, vergewaltigt werden.
Und als im Januar 2025 der libysche General und Gefängniskommandant Osama
Almasri, der mit einem Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs in
Den Haag wegen Mord und Folter von Flüchtlingen gesucht wurde, auf
italienischem Boden verhaftet wurde, beeilte sich die Regierung Meloni,
seine Freilassung zu erwirken. [1][Sie flog ihn dann mit einem Jet der
Geheimdienste nach Tripolis aus.]
## Oppositionspolitiker wirft Rechtskoalition Mitschuld vor
Auf der anderen Seite behindert Italiens Rechtskoalition mit zahlreichen
Schikanen die Arbeit der auf See tätigen NGOs. So werden immer wieder deren
Rettungsschiffe beschlagnahmt oder mit der Zuweisung von weit im Norden des
Landes gelegenen Häfen nach Rettungseinsätzen bei ihrer weiteren Arbeit
behindert.
Nicola Fratoianni, Chef der Alleanza Verdi-Sinistra (Grün-linke Allianz),
klagt deshalb die Regierung als verantwortlich auch für die jetzt
geschehene Katastrophe an. „Auch die Toten von heute vor Lampedusa lasten
auf eurem Gewissen“, erklärte er.
Nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR sind in diesem Jahr bereits
675 Menschen bei der gefährlichen Überquerung des zentralen Mittelmeers ums
Leben gekommen – der aktuelle Vorfall nicht mitgerechnet.
14 Aug 2025
## LINKS
[1] /Italien-liess-international-gesuchten-libyschen-Folterer-vorsaetzlich-lauf…
## AUTOREN
Michael Braun
## TAGS
Italien
Lampedusa
Seenotrettung
Libyen
Küstenwache
Giorgia Meloni
Reden wir darüber
Reden wir darüber
Social-Auswahl
Seenotrettung
Geflüchtete
Seenotrettung
Schwerpunkt Flucht
Algerien
Giorgia Meloni
## ARTIKEL ZUM THEMA
Seenotrettung im Mittelmeer: Unter Beschuss
Am vergangenen Sonntag hat die libysche Küstenwache die „Ocean Viking“
angegriffen. Nun ermittelt die italienische Polizei.
Seenotrettungsschiff im Mittelmeer: „Ocean Viking“ meldet Beschuss durch li…
Die „Ocean Viking“ wurde auf Rettungsmission im Mittelmeer von der
libyschen Küstenwache beschossen. Die Crew und 87 gerettete Menschen
blieben unverletzt.
KI bei der Seenotrettung: Das Meer ist auch nur ein Heuhaufen
Wie lassen sich Menschen in Seenot mit künstlicher Intelligenz orten? Das
erforschen Lübecker Wissenschaftler für die Wehrtechnische Dienststelle.
Seenotretterin über Meloni: „Italiens Regierung führt einen Krieg gegen Mig…
Marie Banck wurde mit ihrem Schiff „Nadir“ von Italien festgesetzt. Auch an
der Bundesregierung übt sie Kritik.
Abwehr von Flüchtlingen: Wie Tunesien für Europa die Drecksarbeit macht
Zu Tausenden werden afrikanische Migranten gewaltsam an der Reise nach
Europa gehindert und stattdessen nach Algerien gekarrt. Die EU begrüßt es.
Europäische Migrationspolitik: Meloni scheitert zum Ersten, Zweiten, Dritten
Die Justiz zwingt die italienische Regierung, nach Albanien verschiffte
Geflüchtete zurückzuholen.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.