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# taz.de -- Hafenerweiterung in Hamburg: Roden fürs Containerterminal
> Das letzte Grün zwischen Eurogate-Terminal und Airbus-Gelände in Hamburg
> soll der Hafenerweiterung weichen. Eine Bürgerini will das nicht
> hinnehmen.
Bild: Diesen Bäumen am Bubendey-Ufer soll es durch die Hafenerweiterung an den…
Hamburg taz | Wer am Elbstrand in Hamburg-Övelgönne sitzt, schaut direkt
drauf: ein grünes Band aus Bäumen zwischen Containerterminal und
Airbus-Gelände, etwa ein Kilometer lang. Für die geplante Erweiterung des
Waltershofer Hafens sollen die Bäume bald verschwinden und Platz machenfür
zwei neue Schiffsliegeplätze des Terminalbetreibers Eurogate. Dafür soll
auch der Petroleumhafen im Bereich dahinter zugeschüttet werden. Außerdem
besagt der Plan, dass der Wendekreis für Containerschiffe an dieser Stelle
vergrößert wird, von 480 Meter auf 600 Meter. Das 1,1 Milliarden schwere
Projekt verkündeten die Wirtschaftsbehörde, die Hamburg Port Authority
(HPA) und Eurogate im Juli.
„Die zwei neuen Liegeplätze sind aus unserer Sicht Quatsch“, sagt Franz
Hermann, Sprecher der neugegründeten Volksinitiative „Elbwald retten“. Ein
Dutzend Menschen aus Ottensen und Övelgönne haben sich zusammengetan, um
die Pappeln am Bubendey-Ufer zu retten – von der Initiative als „Elbwald“
benannt. Ihre Kritik: Die neuen Schiffsliegeplätze für Eurogate brauche es
nicht. Laut eigener Recherche bei der Handelskammer sei der Hafen nur zu 60
Prozent ausgelastet. Das Geld solle die Stadt besser in den raschen Neubau
der Köhlbrand-Querung und in die Digitalisierung der Logistik investieren.
Verständnis zeigt die Initiative für die Drehkreiserweiterung, weil sie
Wendemanöver großer Schiffe beschleunigt. „Für den Drehkreis müssten aber
schätzungsweise nur 15 Prozent der Bäume weichen“, sagt Hermann. Nach
eigener Zählung würden für die gesamte Hafenerweiterung rund 350 Bäume
gefällt werden müssen. Um zumindest die Rodung des Gebiets für die
Liegeplätze zu verhindern, will die Volksinitiative jetzt [1][10.000
Unterschriften] sammeln. Die braucht sie, damit die Hamburgische
Bürgerschaft sich das Anliegen anhört.
## Verlust eines Biotops
Die Aussichten stehen aber schlecht, weil die Wirtschaftsbehörde keine
Möglichkeit sieht, die Drehkreisvergrößerung ohne neue Liegeplätze zu
bauen. Auf Nachfrage der taz sagt Pressesprecher Dominic Völz, dass die
Drehkreiserweiterung und die neuen Liegeplätze inhaltlich und rechtlich
nicht trennbar seien. „Die zusätzlich geplanten Liegeplatzkapazitäten sind
nötig, damit die bestehenden Terminals Schritt für Schritt modernisiert
werden können. Nur so lassen sich im bestehenden Terminalbetrieb Abläufe
automatisieren und elektrifizieren“, sagt Völz. Zudem seien sie im
Koalitionsvertrag festgeschrieben. Laut aktueller Seeverkehrsprognose seien
die zwei neuen Liegeplätze auch tatsächlich notwendig.
Bei der Umsetzung des Planfeststellungsbeschlusses würden Umwelt- und
Naturschutz berücksichtigt. Das neue Gate sei auf dem Weg zur
Klimaneutralität 2040 wichtig, weil es effizienter und moderner werde.
In zwei Wochen will „Elbwald retten“ anfangen, Unterschriften zu sammeln,
am Elbstrand und bei Anwohnenden. „Ich denke schon, dass wir viele
Unterschriften zusammenkriegen. Jeder Hamburger kann damit was anfangen“,
findet Hermann. Sie hätten bewusst keine Initiative wegen Lärmbelästigung
gegründet, sondern den Naturschutz und die Unwirtschaftlichkeit in den
Fokus gerückt. Auch mit Naturschutzverbänden wie dem Nabu und dem BUND will
die Initiative ins Gespräch kommen. Denn in dem Gebiet jagen geschützte
Fledermausarten und verschieden Vogelarten brüten dort. Die Zuschüttung des
Petroleumhafens und Rodung der Bäume würde die Versiegelung und den Verlust
eines Biotops mitten im Hafen bedeuten.
## Die Zeit drängt
Einige Mitglieder von „Elbwald retten“ kämpfen nicht das erste Mal für den
Erhalt der Baumreihe am Bubendey-Ufer. So war Reinhard Moratz, Mitbegründer
von „Elbwald retten“, vor einigen Jahren schon an einer Klage mit über 50
anderen Anwohnern beteiligt. Denn die Pläne für die Hafenerweiterung gibt
es schon seit den 1990er Jahren. Vor dem Oberverwaltungsgericht wollten die
Anwohnenden den [2][Bau des neuen Gates verhindern]. Die Begründung war
damals die drohende Lärm- und Geruchsbelästigung. Diese Klage verloren sie
2021. Seitdem hat die HPA das Baurecht.
Die Zeit zur Rettung des „Elbwalds“ drängt. Das habe auch die Initiative
auf dem Zettel. Schon im Oktober könnten die ersten Rodungsarbeiten
beginnen, gibt Hermann zu bedenken. Er hofft darauf, das mit der Initiative
verhindern zu können. Wann die ersten Bäume gefällt werden, „steht derzeit
noch nicht fest“, sagt [3][die Wirtschaftsbehörde].
29 Aug 2025
## LINKS
[1] /Abstimmung-ueber-Klima-und-Grundeinkommen/!6074873
[2] /Hamburger-Hafenausbau-vor-Gericht/!5374684
[3] https://www.hamburg.de/politik-und-verwaltung/behoerden/bwai/aktuelles/pres…
## AUTOREN
Amelie Müller
## TAGS
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