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# taz.de -- Umsatzrückgänge und Stellenabbau: Autoindustrie killt 50.000 Jobs…
> Deutsche Kfz-Hersteller schwächeln – und sparen am Personal, zeigt eine
> EY-Studie. Dabei gäbe es Alternativen zu Streichungen, sagen
> Aktivist:innen.
Bild: Die scheiternde Autoindustrie opfert 50.000 Mitarbeitende auf dem Altar d…
Berlin taz | Die Unternehmen der deutschen Autoindustrie haben innerhalb
eines Jahres etwa 51.500 Stellen abgebaut. Das sind knapp 7 Prozent aller
Jobs in der Branche – und so viele wie in keinem anderen Industriezweig. In
allen Industriesparten in Deutschland insgesamt waren am 30. Juni 2025, am
Ende des zweiten Quartals, 5,42 Millionen Menschen beschäftigt. Das waren
114.000 Stellen weniger als zwölf Monate vorher.
Zu diesem Ergebnis kommt [1][eine Analyse der Beratungsgesellschaft EY],
die am Dienstag veröffentlicht wurde. Grundlage der Analyse sind Daten des
Statistischen Bundesamtes.
Demnach machten die deutschen Industrieunternehmen im zweiten Quartal
dieses Jahres 2,1 Prozent weniger Umsatz als im gleichen Zeitraum vor einem
Jahr. Nur die Elektroindustrie konnte höhere Umsätze verbuchen. Alle
anderen großen Branchen verzeichneten Umsatzrückgänge. In der Autoindustrie
sanken die Umsätze im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 1,6 Prozent.
Ein Hauptgrund für die Zahlen: der Handelsstreit mit der US-Regierung unter
Donald Trump. „Der massive Rückgang der Exporte in Richtung USA hat die
deutsche Industrie zuletzt empfindlich getroffen“, sagt [2][Jan
Brorhilker], leitender Gesellschafter bei EY. Trump hatte in den
vergangenen Monaten hohe Zölle auf Produkte aus der Europäischen Union
verhängt. Für Autos aus europäischer Produktion gilt in den USA seitdem ein
Zollsatz von 27,5 Prozent – die [3][EU versucht aber noch], ihn rückwirkend
auf 15 Prozent zu senken.
## Autobauer kämpfen mit Konkurrenz aus China
Außerdem schwächeln gerade die Autohersteller in Deutschland auf dem
chinesischen Markt, der deutschen Marken in der Vergangenheit stets hohe
Absätze versprach. Inzwischen aber setzt China konsequent auf E-Mobilität.
Das dortige Regime verhalf heimischen E-Autobauern mit reichlich
Staatshilfen zum Aufschwung auf dem internationalen Markt. Die deutschen
Autobauer hingegen verpassten die Umstellung auf Elektrofahrzeuge und
gerieten im globalen Vergleich ins Hintertreffen.
Hinzu kommt, dass konservative Kräfte in der Bundesregierung und der
Europäischen Union immer wieder am Verbrenner-Aus zu sägen versuchen.
Eigentlich dürfen laut EU-Gesetz nach 2035 keine neuen Autos mit Benzin-
oder Dieselmotoren mehr verkauft werden.
Angesichts der sinkenden Umsätze haben nicht nur die Autobauer, sondern
auch Zulieferer wie ZF und Continental Kürzungsprogramme aufgesetzt – und
die treffen unter anderem die Beschäftigten. Volkswagen etwa will bis 2030
35.000 Stellen abbauen. Mercedes-Benz plant, bis 2027 jährlich 5 Milliarden
Euro durch freiwillige Kündigungen einzusparen.
„Die Autoindustrie hat ein handfestes Problem“, sagt Florian
Schuster-Johnson, Experte für Haushaltspolitik bei der Denkfabrik Dezernat
Zukunft. Problematisch sei aber vor allem, „dass in den Sektoren Auto und
Maschinenbau [4][so viele Arbeitsplätze verschwinden], ohne dass bei
produktiven, industrienahen Dienstleistungen ausreichend neue Stellen
entstehen“.
## Busse und Bahnen statt Autos bauen
Die Krise der Autoindustrie bietet auch eine Chance, sagt Annika Fuchs,
Referentin für Mobilität bei der Umweltorganisation Robin Wood.
Klimapolitisch dränge der Umbau auf eine sozial-ökologische
Industriepolitik. In Autowerken könnten etwa Busse und Schienenfahrzeuge
produziert werden.
Diese Chance aber lasse die Branche liegen und setze den Rotstift lieber
beim Personal an, kritisiert [5][Tobi Rosswog], der sich in Wolfsburg
zusammen mit VW-Arbeiter:innen für die klimafreundliche Transformation
eingesetzt hat. Trotz der Umsatzrückgänge hätten [6][die meisten Autobauer
Gewinn gemacht], den sie sinnvoll investieren könnten.
„Die Arbeitgeber müssten noch mehr ihrer Arbeitskräfte umschulen“, schlä…
Rosswog vor. „Das passiert ohnehin gerade mit der Umstellung auf E-Autos.“
Statt gleich Stellen zu streichen könnten die Konzerne außerdem die
Arbeitszeit verkürzen. Und auch Zulieferer könnten ihre Produkte anpassen
und zum Beispiel für klimafreundliche Busse anbieten, um Jobs zu sichern.
26 Aug 2025
## LINKS
[1] https://www.ey.com/de_de/newsroom/2025/08/ey-industriebarometer-q2-2025
[2] https://www.ey.com/de_de/people/jan-brorhilker
[3] /Handelsdeal-mit-USA/!6105324
[4] /Wandel-in-der-Industrie/!6096053
[5] https://tobi-rosswog.de/
[6] /Wehklagen-der-deutschen-Autoindustrie/!6099724
## AUTOREN
Nanja Boenisch
## TAGS
Verkehrswende
Autoindustrie
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Schwerpunkt USA unter Trump
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