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# taz.de -- Berlins neuste A100-Verlängerung: Vorfahrt für die menschenfeindl…
> Die sinnloseste Autobahn der Bundesrepublik wird am Mittwoch in Berlin
> eröffnet. Sie ist ein Symbol für Stillstand und eine rückwärtsgewandte
> Politik.
Bild: Autobahnen schaffen neuen Verkehr, und das ist schlecht: Graffiti an der …
Für Berlin ist es kein Grund zur Freude, sondern einer der Scham. Etwa
siebzig Jahre nach den ersten Planungen und nach mehr als zwölf Jahren
Bauzeit soll der 16. Abschnitt der A100 zwischen Neukölln und dem Treptower
Park am kommenden Mittwoch eröffnet werden.
Mit 650.000 Kubikmeter Beton und 750.000 Tonnen Stahl ist hier eine Idee
aus einem anderen Jahrtausend zementiert worden. Entstanden ist ein 3,2
Kilometer langes Mahnmal einer fehlgeleiteten Politik, die vor den
Herausforderungen einer zukunfts- und klimagerechten Stadt kapituliert hat.
[1][Die Welt schaut nach Paris], nach Kopenhagen, selbst nach New York und
sieht, dass es möglich ist, sich von der Idee einer autozentrierten – ergo
menschenfeindlichen – Stadt zu lösen, wenn auch oft noch viel zu zögerlich.
Doch wer nach Berlin guckt, muss sich die Augen reiben. Im Herzen der
Bundesrepublik werden noch immer Autobahnen gebaut, ganz so, als hätte sich
seit den 1930er Jahren nichts verändert. Die Autobahn als Symbol für
Stillstand.
Und das darf man sich dann auch ganz praktisch vorstellen. Autobahnen
entlasten keinen Verkehr, sie schaffen neuen, wie jeder Verkehrsplaner
weiß. „Nur noch eine Spur, Bro“ ist ein Internet-Meme, das verdeutlicht,
wie selbst die vielspurigsten Autobahnen im Verkehrskollaps versinken. Auf
dem neuen A100-Abschnitt wird mit 85.000 Fahrzeugen täglich gerechnet, die
sich am neuen Ende Treptower Park wieder zurück in die Viertel ergießen.
Und zwar über eine sich noch lange im Bau befindliche Elsenbrücke und dann
weiter über einspurige Gassen nach Friedrichshain. Das Chaos ist
vorprogrammiert.
## Mehr als doppelt so teuer wie geplant
Schon der Bau war ein reines Fiasko. Ganze vier Jahre später als geplant
ist die Autobahn fertig. Aus den ursprünglich veranschlagten Kosten von 312
Millionen Euro sind 720 Millionen geworden. Das ist eine Kostensteigerung
von 130 Prozent. Für 225.000 Euro pro Meter hat Berlin damit nun die
teuerste Autobahn der Republik erhalten. Es ist auch die sinnloseste. Ein
noch sinnloserer Bau droht dann, wenn ernsthaft der Versuch gewagt wird,
auch noch den 17. Abschnitt bis zur Storkower Straße durchzudrücken.
Der Trasse nach Treptow sind fünf Häuser mit mehr als 100 Wohnungen, 300
Kleingarten-Parzellen und etwa 450 Bäume zum Opfer gefallen. Bei einem
Weiterbau droht die Zerstörung des subkulturellen Herzens der Stadt. Allein
[2][mehr als ein Dutzend Clubs würden niedergewalzt]. Und dann ist da ja
noch der irrsinnige Tunnelplan unter dem Ostkreuz, ein weiteres drohendes
Milliardengrab. Möge irgendjemand verhüten, dass das jemals Wirklichkeit
wird! Am besten tun das die Berliner:innen selbst.
Die Autobahnverlängerung war nie ein Mehrheitsprojekt aus der Stadt heraus,
stattdessen wurde sie uns aus dem Bundesverkehrsministerium aufgezwungen.
[3][Proteste begleiten den A100-Bau] inzwischen seit Jahrzehnten und
richteten sich auch schon gegen die Vorgängerabschnitte bis zur
Buschkrugallee und der Anschlussstelle Neukölln, die 2000 und 2004
freigegeben wurden.
Um die nun geplante Eröffnung herum – auf eine öffentliche Feier wird aus
gutem Grund verzichtet – wird es erneut zahlreiche Protestaktionen geben.
Sie sind aber nur ein kleiner Vorgeschmack auf das, was Berlin erwartet,
wenn der Wahnsinn nicht endlich gestoppt wird.
Transparenzhinweis: In einer früheren Version dieses Textes war
fälschlicherweise von einer Kostensteigerung von 230 Prozent die Rede. Wir
haben den Fehler korrigiert. Vielen Dank für die Hinweise.
25 Aug 2025
## LINKS
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## AUTOREN
Erik Peter
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Protest
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Verkehrspolitik
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Reden wir darüber
Antje Kapek
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