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# taz.de -- Krieg in der Ukraine: Bomben bis zum Morgengrauen
> Russland überzieht die Ukraine wieder mit flächendeckenden Angriffen.
> Auch eine US-Firma mit Sitz in Transkarpatien ist betroffen.
Bild: In einem U-Bahnhof in Kyiw am 20.August: Menschen suchen Schutz vor einem…
Kyjiw taz | „Man kann sich an Nächte ohne Luftalarm und Explosionen
gewöhnen“, meint Ihor, ein Polizist im Ruhestand, der unweit des Zentrums
von Kyjiw wohnt. Schon lange sei es in der ukrainischen Hauptstadt nicht
mehr so ruhig gewesen, wie in der letzten Woche. „Da habe ich mal so
richtig durchschlafen können“, schwärmt er. „Doch mit dieser Nacht ist es
mit ungestörten Träumen wieder vorbei,“ sagt er.
Nachdem die schrillen Sirenen über eine Woche in Kyjiw geschwiegen hatten,
heulten sie in der Nacht zum Donnerstag wieder auf. Wieder überschlugen
sich in den einschlägigen Telegram-Kanälen die Nachrichten von Drohnen,
Kinschal-Raketen, Marschflugkörpern, Ballistik, Detonationen und auch
Todesopfern.
In Lwiw, nahe der Grenze zu Polen, wurden mehrere Brände und Explosionen
registriert. Ein Mensch kam ums Leben, ein Dutzend Personen wurde verletzt.
Auch die westukrainischen Städte Luzk, Riwne und Dubno litten unter den
Drohnen- und Raketenangriffen.
Angegriffen wurden aber auch Sumy im Norden und die ostukrainischen Städte
Dnipro und Saporischschja. Auch ein US-amerikanisches Unternehmen in den
Karpaten wurde durch die Angriffe schwer beschädigt. Nach Angaben des
Journalisten Witalij Hlahola trafen zwei Raketen das Gelände des
Elektronikherstellers Flex.
## Ehrerbietung für Putin
Auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj äußerte sich zu diesem
Angriff. „Russland hat mehrere Marschflugkörper auf ein amerikanisches
Unternehmen in Transkarpatien abgefeuert – ein ganz gewöhnliches ziviles
Werk mit amerikanischen Investitionen“, sagte Selenskyj.
Die nächtlichen Angriffe, so der Kolumnist Sergi Fursa in der ukrainischen
New Voice, seien nicht nur gegen die Ukraine gerichtet gewesen. [1][Sie
hätten auch US-Präsident Trump beschädigt – eine Woche nachdem dieser
Russlands Präsidenten Wladimir Putin auf einem roten Teppich die Ehre
gegeben habe].
„Das, was in der Nacht passiert ist, erleben wir in Charkiw jeden Tag“,
schreibt ein Serzh Suroezhin auf dem Telegram-Kanal von Serhi Jagodsinski,
seines Zeichens Vizerektor an der Europäischen Universität Kyjiw. Und eine
Svitlana Gnatjuk meint an gleicher Stelle: „Wir brauchen Frieden zu jedem
Preis, ansonsten machen sie uns alle fertig.“
Auch Russland war in der vergangenen Nacht von Drohnen angegriffen worden –
und die kamen aus der Ukraine. Betroffen waren vor allem die Gebiete Rostow
und Woronesch und die von Russland besetzte Krim. In Nowoschachtinsk
(Gebiet Rostow) gab es mindestens fünf Explosionen. Das Ziel war offenbar
eine dortige Ölraffinerie. Dort brach ein Großbrand aus, in mehreren
Dörfern fiel der Strom aus. Im AKW Nowoworonesch musste wegen der Angriffe
Block 7 vom Netz genommen werden.
## Zwei Knackpunkte
Zwar wird in der jüngsten Zeit fieberhaft um einen Waffenstillstand und
einen Frieden gerungen. Doch da hakt es vor allem an zwei Punkten: den von
der Ukraine geforderten Sicherheitsgarantien und einem ebenfalls von Kyjiw
erwarteten Putin-Selenskyj-Gipfel. Hatte die Ukraine in der Vergangenheit
Kontakte zu Putin strikt abgelehnt, ist nun das ukrainische Interesse an
einem Gipfel größer als auf der Gegenseite.
Offensichtlich hat es Putin geschafft, Trump in der Frage der Reihenfolge
von Waffenstillstand und Verhandlungen auf seine Seite zu ziehen. Nun ist
auch Trump nicht mehr der Auffassung, dass ein Waffenstillstand
Voraussetzung von Verhandlungen sein müsse.
Besonders „kreativ“ ist die Abgeordnete der Selenskyj-Partei Diener des
Volkes, Anna Skorochod. Sie hat einen Gesetzentwurf eingebracht, [2][der
diejenigen Teile der Gebiete Luhansk und Donezk, die die Ukraine
kontrolliert, den Gebieten Charkiw und Dnipropetrowsk zuschlägt. Dieser
Schachzug würde Putin den von ihm geforderten gesamten Donbass überlassen]
– ohne dass die Ukraine von ihr kontrollierte Gebiete räumen müsste.
21 Aug 2025
## LINKS
[1] /Reaktionen-auf-Alaska-Gipfel/!6104867
[2] /Gebietsabtretungen-im-Tausch-fuer-Frieden/!6106978
## AUTOREN
Bernhard Clasen
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