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# taz.de -- Selenskyj und Trump im Oval Office: Weder Fiasko noch Frieden
> In der Ukraine sind viele zufrieden mit dem Auftritt ihres Präsidenten
> Selenskyj im Oval Office. Einen Durchbruch konnte er aber nicht erzielen.
Bild: Voll des Lobes für den Anzug seines Gastes: US-Präsident Trump begrüß…
Die Ukraine erwartete den Empfang der ukrainischen Delegation durch den
US-amerikanischen Präsidenten im Oval Office mit Spannung. Die Bilder vom
letzten Treffen dieser Art im Februar dieses Jahres sind noch in
Erinnerung.
Damals endete alles mit einem nervösen Wortgefecht zwischen Wolodymyr
Selenskyj und Donald Trump, woraufhin das Treffen vorzeitig unterbrochen
wurde. In der Folge wurde die Übermittlung von amerikanischen
Geheimdienstinformationen für mehrere Tage ausgesetzt, was zu erheblichen
Schwierigkeiten für die ukrainische Armee an der Front führte.
Diesmal stand noch mehr auf dem Spiel, denn Trump spricht inzwischen über
territoriale Zugeständnisse der Ukraine als Lösung des Krieges und trifft
sich persönlich mit Putin. Die ukrainische Seite durfte also auf keinen
Fall die früheren Fehler wiederholen.
Während die USA dem russischen Präsidenten Wladimir Putin in Alaska einen
pompösen Empfang bereitet hatten, erwartete in der Ukraine niemand, dass
für Wolodymyr Selenskyj ein roter Teppich ausgerollt werden würde.
„Hauptsache, sie streiten sich nicht wieder“, schrieben ukrainische
Internetnutzer am Vortag.
## Trump macht ein Kompliment
Als Donald Trump Selenskyj auf der Veranda begrüßte, kommentierte er als
Erstes dessen Kleidung, was sofort ein Déjà-vu hervorrief und alle den Atem
anhalten ließ. Im Gegensatz zum letzten Mal machte Trump Selenskyjs jedoch
[1][ein Kompliment zu dessen Anzug].
Einige Stunden vor dem Treffen hatten sich in den sozialen Netzwerken
künstlich generierte Memes verbreitet, die Selenskyj neben dem
US-Präsidenten in einem Anzug mit Motiven von Spielkarten zeigen. Dies war
eine Anspielung auf das vorherige Treffen, bei dem Selenskyj wegen seiner
unangemessenen Kleidung und des Fehlens von Karten kritisiert worden war.
Offensichtlich hatte Selenskyj dieses Mal sowohl echte physische Karten von
der Frontlinie als auch die sieben europäischen Staats- und Regierungschefs
als Unterstützergruppe mitgebracht. „Es war eine hervorragende Idee, nicht
allein anzureisen. Ich denke, das hat Trump davon überzeugt, dass die
Europäer wirklich geeint und entschlossen sind“, sagte der ukrainische
Veteran Andrij. Besonders begeistert äußern sich Ukrainer über den
finnischen Präsidenten Alexander Stubb, der ihrer Meinung nach einen
äußerst positiven Einfluss auf Donald Trump hat.
## Selenskyj lerne schnell
„Selenskyj lernt schnell. Es entstand der Eindruck, dass die Ukrainer
dieses Mal gemeinsam mit den Europäern alles [2][bis ins letzte Detail
durchdacht] hatten. Und das scheint funktioniert zu haben“, meint die
33-jährige Tetjana aus Kyjiw.
Zwar bezeichnete Selenskyj dieses Treffen als „das beste, das sie je
hatten“, doch Sicherheitsgarantien wurden auch dieses Mal nicht vereinbart.
Und auch zur sensibelsten Frage der besetzten Gebiete sorgen fehlende
konkrete Zusagen in der Ukraine weiterhin für mehr Skepsis als Hoffnung auf
ein baldiges Ende des Krieges. „Heute sagt Trump etwas, das Erleichterung
bringen soll, aber morgen sagt er etwas ganz anderes. Die Russen senden
bislang überhaupt keine Signale, dass sie zu echten Verhandlungen bereit
sind“, sagt die Rentnerin Halyna frustriert.
Auch ukrainische Experten neigen der Meinung des deutschen Bundeskanzlers
Friedrich Merz zu, wonach [3][Putin] wohl kaum zu einem bilateralen Treffen
mit Selenskyj bereit ist, sondern dies so lange wie möglich hinauszögern
wird, indem er absurde Vorbedingungen stellt.
Auch der ehemalige Boxweltmeister Wolodymyr Klitschko zeigt sich skeptisch,
ob Russland Friedensabsichten habe. Auf Instagram schrieb er: „Trump möchte
ein Friedensabkommen. Putin hingegen möchte keinen Frieden. Er möchte, dass
die Ukraine kapituliert. Er möchte Zeit, um seine Kräfte wieder zu sammeln
und erneut anzugreifen. Die gute Nachricht ist, dass Europa seine
historischen Verpflichtungen ernst nimmt. Denn alle wissen, dass für den
Frieden in Europa der russische Imperialismus gestoppt werden muss. Bleiben
wir zusammen!“
19 Aug 2025
## LINKS
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## AUTOREN
Anastasia Magasowa
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