# taz.de -- Kunstaktion am Potsdamer Platz: Ein provisorisches Mahnmal gegen di… | |
> Eine Installation in Berlin erinnert an die in Gaza getöteten Menschen. | |
> Den Künstler*innen gelingt so, was die deutsche Politik seit Langem | |
> versäumt. | |
Bild: Sichtbarkeit geschaffen: Die Installation von „Rocco and his brothers�… | |
Am Potsdamer Platz plätschert es. Acht große Drahtkörbe stehen dort am | |
Dienstag auf einem Marmorsockel in einem flachen Wasserbecken. Gefüllt sind | |
sie mit genau 62 Strandbällen. Grünes Schilf umrandet die | |
Kunstinstallation. | |
Bei genauerem Hinsehen wird klar: Die Bälle sind Wassermelonen | |
nachempfunden, die auch als Symbol des [1][palästinensischen Widerstands] | |
dienen. Sie sollen für die 62.000 Menschen stehen, die Schätzungen zufolge | |
bislang im Gazakrieg getötet wurden. | |
Die Installation sei ein „Denkmal für die ermordeten Menschen Palästinas“, | |
erklärte die Künstlergruppe „Rocco and his brothers“ auf ihrer | |
Instagram-Seite am Dienstag. Das 2016 gegründete | |
Aktionskünstler*innen-Kollektiv ist durch spektakuläre Kunstaktionen | |
im öffentlichen Raum bekannt geworden, mit denen es auf gesellschaftliche | |
Missstände aufmerksam machen will – zuletzt etwa mit dem Projekt „Schlüss… | |
zur Stadt“, bei dem die Gruppe verschlossene U-Bahnhöfe für Obdachlose | |
öffnete. | |
Das „Denkmal für die ermordeten Menschen in Palästina“ ist schon am | |
Dienstagabend nicht mehr vollständig. Das Schild zur Einordnung wurde | |
abgerissen, übrig geblieben sind nur Klebestreifen auf dem Beton. „Schade, | |
dass es schon weg ist, es wurde Zeit, dass es so was mal gibt“, sagt eine | |
Passantin. | |
## Versäumnisse der deutschen Politik | |
Was die deutsche Politik im seit fast zwei Jahren [2][andauernden Krieg in | |
Gaza] nicht geschafft hat, haben die Aktivist*innen jetzt selbst in die | |
Hand genommen: Sichtbarkeit zu schaffen für zehntausende getötete | |
Zivilist*innen, die in der Debatte in Deutschland häufig nur als Randnotiz | |
oder Kollateralschaden eines vermeintlich notwendigen Krieges gegen die | |
Hamas genannt werden. | |
Nicht erst seit dem Gazakrieg kritisiert die palästinensische Diaspora, von | |
der ein großer Teil in Berlin lebt, die Gleichgültigkeit der deutschen | |
Politik gegenüber ihren Geschichten und kollektiven Traumata. | |
Die offensichtlich beabsichtigte Bezugnahme der Kunstinstallation auf das | |
Denkmal für die ermordeten Juden Europas wirft aber die Frage auf, ob das | |
dem eigentlichen Zweck der Aktion hilft oder eher schadet – insbesondere in | |
einer Zeit, in der sogar Gedenktage an die Schoa oft durch | |
propalästinensische Proteste vereinnahmt werden. | |
Die Aktion ist ein wichtiges Zeichen dafür, dass eine Erinnerungskultur, in | |
der unterschiedliche Perspektiven gehört und ernst genommen werden, in der | |
deutschen Migrationsgesellschaft längst selbstverständlich sein sollte. Die | |
Vision einer radikal vielfältigen Gesellschaft, in der unterschiedliche | |
Geschichten und Erfahrungen ausgehalten werden, sollte jedoch ohne | |
Opferkonkurrenzen und Gleichsetzungen auskommen. | |
20 Aug 2025 | |
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## AUTOREN | |
Lea Wolters | |
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