| # taz.de -- Antisemitische Vorfälle in Berlin: Judenhass und Statistik | |
| > Im ersten Halbjahr zählte die Polizei in Berlin 615 antisemitische | |
| > Straftaten. Doch ein genauer Blick auf die Zahlen lohnt. | |
| Bild: Könnte in die Statistik einfließen: Hausfassade in Neukölln | |
| Berlin taz | Die Zahl mutmaßlich [1][antisemitischer Straftaten in Berlin] | |
| ist nach dem Rekordjahr 2024 wieder rückläufig. Darauf deuten zumindest die | |
| erfassten Fälle für das erste Halbjahr dieses Jahres hin: 615 Straftaten | |
| wurden in diesem Zeitraum durch die Polizei registriert. Im gesamten | |
| Vorjahr waren es 1.826 Taten. Das geht aus einer Anfrage des | |
| SPD-Abgeordneten Sebastian Schlüsselburg hervor. Die Zahlen befinden sich | |
| derweil weiterhin auf einem deutlich höheren Niveau als vor dem | |
| Hamas-Überfall auf Israel am 7. Oktober 2023. | |
| Nach jeweils etwa 70 Gewaltdelikten in den Vorjahren weist die Statistik | |
| für die vergangenen sechs Monate zwölf derartige Taten aus. Dabei wurden | |
| insgesamt sieben Menschen verletzt. Eine genaue Zuordnung der statistisch | |
| erfassten Fälle zu einzelnen Taten lässt sich aus den Zahlen nicht | |
| ableiten. | |
| Jedoch müssen Gewaltdelikte nicht zwangsläufig Körperverletzungen oder | |
| Brandstiftungen sein, auch klassische Demonstrations-Straftaten wie | |
| Landfriedensbruch und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte fallen | |
| darunter. Die Opfer sind daher nicht unbedingt Jüdinnen oder Juden, sondern | |
| können auch Polizeibeamte sein. | |
| Die schwerste Straftat allerdings war ein versuchter Tötungsdelikt durch | |
| einen jungen Syrer, [2][der im Februar am Holocaust-Mahnmal einen Spanier | |
| mit einem Messer lebensgefährlich am Hals verletzte]. Die Tat wurde als | |
| antisemitisch eingestuft. Im vergangenen Monat erhob die Bundesanwaltschaft | |
| Anklage wegen versuchten Mordes. In einem weiteren Fall steht der Vorwurf | |
| der Bildung einer terroristischen Vereinigung im Raum. | |
| ## Vor allem Propagandadelikte | |
| Schlüsselburg sagte der taz: „Unser Ziel muss sein: Jüdinnen und Juden | |
| müssen sich gerade in Berlin, der Stadt in der das Menscheitsverbrechen der | |
| Shoah geplant wurde, sicher fühlen. Nichts rechtfertigt Gewalt, | |
| Volksverhetzung und geistige Brandstiftung.“ Kritik an der israelischen | |
| Regierung müsse „im Rahmen unserer Versammlungs- und Meinungsfreiheit | |
| friedlich“ erfolgen. | |
| Die erfassten Fälle umfassen die Phänomenbereiche politisch motivierte | |
| Kriminalität rechts und links, ausländische und religiöse Ideologie sowie | |
| sonstige, unter der vor allem Taten aus der verschwörungsideologischen und | |
| Reichsbürgerszene erfasst werden. | |
| Konstant über die vergangenen drei ersten Halbjahre entfallen etwa drei | |
| Viertel der als antisemitisch erfassten Straftaten auf Motivlagen, denen | |
| eine ausländische und religiöse Ideologie zugeschrieben wird. Dabei handelt | |
| es sich überwiegend um Vorfälle auf propalästinensischen Demonstrationen, | |
| vor allem Propaganda- und Volksverhetzungsdelikte, gefolgt von | |
| [3][Sachbeschädigungen]. | |
| Viele der erfassten Fälle, die keine exakte Zuordnung zulassen, sind als | |
| Verstöße gegen den Paragraph 86a des Strafgesetzbuches ausgewiesen, der das | |
| Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger und terroristischer | |
| Organisationen regelt. Darunter fällt bislang etwa auch die Parole | |
| [4][„From the river to the sea“, deren Strafbarkeit Gerichte zuletzt | |
| wiederholt verneint hatten]. | |
| 14 Aug 2025 | |
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| ## AUTOREN | |
| Erik Peter | |
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