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# taz.de -- US-Investition in Seltene Erden: Pentagon steigt in Minenfirma ein
> 400 Millionen Dollar investieren die USA, um bei der Herstellung
> wichtiger Magnete autark zu werden. Es ist ein erster Schritt im
> Machtkampf mit China.
Bild: Schillernde Entwicklung: In der Mine im kalifornischen Mountain Pass werd…
Washington taz | Im globalen Rohstoffwettrüsten hat die US-Regierung der
Konkurrenz aus China mit einer millionenschweren Investition in ein
US-amerikanisches Minenunternehmen den Kampf angesagt. Insgesamt 400
Millionen US-Dollar legte das US-Verteidigungsministerium im Juli in MP
Materials aus Las Vegas an, das Metalle der Seltenen Erden extrahiert,
unter anderem zu Magneten verarbeitet und vermarktet.
Damit wurde das Pentagon über Nacht zum größten Aktionär von MP Materials �…
knapp 15 Prozent der Anteile befinden sich nun in staatlicher Hand. Die
Erlöse aus dem Aktienverkauf an Washington will das Unternehmen teils in
den Ausbau einer bereits vorhandenen Produktionsstätte im kalifornischen
Mountain Pass stecken, teils zum Bau einer neuen Fabrik verwenden, die
Magneten produziert.
Dass die US-Regierung unter Präsident Donald Trump so viel Geld in eine
Rohstofffirma anlegt, ist ein Zeichen dafür, wie ernsthaft sie die Dominanz
von China im Bereich der Seltenen Erden und anderer kritischer Rohstoffe
durchbrechen will. „Diese Initiative stellt eine entscheidende Maßnahme der
Trump-Regierung dar, um die Unabhängigkeit Amerikas zu beschleunigen“,
sagte James Litinsky, Chef von MP Materials, in einer Stellungnahme über
den Deal.
Für Ökonom Ian Lange von der Colorado School of Mines ist die Investition
ein wichtiger Schritt. „Die bisherigen Initiativen zur Förderung des
Rohstoffabbaus in den USA hatten noch nicht viel Wirkung“, sagte er der
taz. „Es mit einer anderen Taktik zu versuchen, ist meiner Meinung nach
daher keine schlechte Sache.“
## Magnete für Windkraftanlagen
[1][Das Verteidigungsministerium investiert] aber nicht nur direkt Geld in
Unternehmensanteile, es hat auch einen Zehnjahresvertrag mit MP Materials
unterzeichnet. Der garantiert, dass das Unternehmen mindestens 110
US-Dollar pro Kilogramm für die Produktion von Neodym-Praseodym erhält. Das
Material, das zu den leichten Seltenerdmetallen gehört, ist eine wichtige
Komponente in der Herstellung von Hochleistungsmagneten, wie sie etwa in
Windkraftanlagen verbaut werden.
Die Vereinbarung einer Preisuntergrenze ermöglicht es dem Unternehmen,
unabhängig von Kursschwankungen am freien Markt zu agieren. Außerdem
erklärte sich das Pentagon dazu bereit, nach der Fertigstellung der neuen
Magnetfabrik zehn Jahre lang sämtliche dort produzierten Magneten zu
erwerben.
„Im Gegensatz zu den Kapitalzuschüssen aus der Vergangenheit, die –
überspitzt gesagt – nur dazu führten, dass vielleicht ein Loch gegraben
wurde, schafft diese Art von Subvention einen realen Wert“, sagte Lange.
„Und sie fördert den Abbau und die Verarbeitung von Seltenen Erden.“
Wo genau die neue Magnetfabrik gebaut werden wird, ist noch unklar. Die
Kosten für die Entwicklung und den Bau der neuen Produktionsstätte sollen
sich auf eine Milliarde US-Dollar belaufen.
## Exportmarkt Europa
Die bestehende Produktionsstätte in Mountain Pass hat eine lange Tradition.
Bereits seit 1952 werden dort Seltene Erden abgebaut. Zwischen 1965 und
1995 war die Mine der weltweit größte Produzent der für Hoch- und
Energiespartechnologien so wichtigen und begehrten Rohstoffe. Heute kommen
nur etwa 15 Prozent aus Kalifornien.
Die aktuelle Investition ist vor allem dazu gedacht, den heimischen Bedarf
besser abzudecken. Doch Ökonom Lange geht davon aus, dass auch andere
Länder in Zukunft davon profitieren könnten. „Mit den geplanten
Investitionen in Verteidigung und Sicherheit in Europa könnte es hier einen
möglichen Exportmarkt geben“, erklärte Lange.
Aktuell ist China der größte Produzent von Seltenen Erden und die Regierung
in Peking setzt diese Vormachtstellung auch als geopolitische Waffe ein.
„China nutzt kritische Mineralien als strategischen Hebel und kann den Hahn
jederzeit auf- und zudrehen, wann immer es will“, sagte Neha Mukherjee,
Analyst für Seltene Erden bei der Londoner Agentur Benchmark Mineral
Intelligence.
Den Grund für [2][Chinas Dominanz am Markt] sehen viele Experten darin,
dass die dortige Regierung frühzeitig die Bedeutung dieser Rohstoffe
erkannt hat, die Industrie sukzessive förderte und ausbaute. Die staatliche
Förderung über Subventionen und andere Maßnahmen hat auch dazu geführt,
dass westliche Unternehmen nur schwer mit den Preisen aus China
konkurrieren können.
## US-Wirtschaft freut sich
Der Deal mit MP Materials sei nun ein erster Grundstein, um das
Marktungleichgewicht angehen zu können, sagt Lange. Doch dann müsse mehr
passieren. „Die Mountain Pass hat eine Lücke bei schweren Seltenen Erden“,
so der Ökonom. Das sei der große Nachteil des Standorts „und ein Grund,
warum ich nicht glaube, dass es bei einer einmaligen Investition durch das
Pentagon bleibt“. Die schweren Seltenerdmetalle sind rarer als die leichten
und technisch von MP bislang nicht zu händeln; sie werden vor allem für
Lasertechnologien gebraucht.
In der US-Wirtschaft wird aber auch der Vorstoß der Regierung, die
heimische Produktion von leichten Seltenen Erden zu sichern, positiv
aufgenommen. Wenige Tage nach Bekanntwerden der Investition des Pentagons
verkündete der [3][Tech-Konzern Apple] eine Vereinbarung mit MP Materials –
im Wert von einer halben Milliarde Dollar. Der iPhone-Hersteller will über
Jahre hinweg Permanentmagneten beziehen und gemeinsam mit der Minenfirma
eine Produktionslinie zum Recycling von Seltenen Erden entwickeln.
7 Aug 2025
## LINKS
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## AUTOREN
Hansjürgen Mai
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