# taz.de -- Kritische Rohstoffe: Kampfansage an China – für die Sicherheit E… | |
> Seltene Erden kommen bislang vor allem aus dem Reich der Mitte. | |
> Frankreich will sich mit einer Recyclinganlage für die Metalle | |
> unabhängiger machen. | |
Bild: Gruppenbild bei der Grundsteinlegung für das Recyclingwerk für Seltene … | |
Paris taz | Noch ist das Gelände in der Ortschaft Lacq am Rande der | |
französischen Pyrenäen eine Baustelle. Doch hier, im Niemandsland zwischen | |
Pau und der Atlantikküste, will Frankreich die [1][chinesische | |
Vormachtstellung im Bereich der Seltenen Erden] brechen. Gelingen soll das | |
durch eine neue Anlage für Recycling und Raffinierung. Das Start-up | |
Carester aus Lyon will mit seiner Tochter Caremag die Seltenerdmetalle vor | |
allem aus Batterien von E-Autos herausholen und wieder nutzbar machen. | |
„In zwei Jahren werden wir in der Lage sein, 15 Prozent der | |
Weltmarktproduktion herzustellen“, rühmte sich Umweltministerin Agnès | |
Pannier-Runacher schon bei der Grundsteinlegung. Der französische Autobauer | |
Stellantis ist bereits für die nächsten zehn Jahre als Partner des Projekts | |
gewonnen. | |
„Caremag reagiert auf den wachsenden europäischen Bedarf an | |
Permanentmagneten aus Seltenen Erden, vor allem im Bereich des Autobaus und | |
der Windkraft“, schreibt das Unternehmen auf seiner Website. Rund [2][85 | |
Prozent der Elektroautos und Windräder nutzen diese Dauermagneten], die | |
aus den Seltenerdmetallen Neodym und Praseodym bestehen. Magnete seien mit | |
Blick auf steigende Einsatzmengen und den erwarteten Rücklauf „das | |
Seltene-Erden-Produkt mit dem größten Recyclingpotenzial“, schreibt die | |
Deutsche Rohstoffagentur. Derzeit werden in der EU weniger als 1 Prozent | |
der Seltenen Erden recycelt. | |
Ziel von Carester ist es, neben 2.000 Tonnen Altmagneten auch 5.000 Tonnen | |
Konzentrat pro Jahr wiederaufzubereiten. Dabei soll das schon | |
vorraffinierte Konzentrat wieder in reine Seltene Erden verwandelt werden. | |
Wenn Carester diese Zahlen erreicht, wäre es die größte Industrieanlage | |
Europas für eine solche Wiederaufbereitung, die gerade für grüne | |
Technologien entscheidend ist. Auch wenn der Gesamtbedarf in Europa noch | |
deutlich höher ist: 2024 importierte allein Deutschland rund 15.000 Tonnen | |
Permanentmagnete mit Seltenen Erden aus China. | |
## EU will Kontrolle gewinnen | |
Der Weltmarktführer baut knapp drei Viertel der weltweit extrahierten | |
Seltenen Erden ab und verursacht dabei schwere Umweltschäden. Auch gut 90 | |
Prozent der Raffinierung erfolgen dort. Die EU versucht deshalb, mit | |
[3][dem Gesetz zu kritischen Rohstoffen die Abhängigkeit von dem | |
asiatischen Land zu verringern]. So soll bis 2030 Recycling mindestens ein | |
Viertel des jährlichen Bedarfs an strategischen Rohstoffen abdecken. | |
Frankreich geht hier also mit gutem Beispiel voran. | |
„Wir können es uns nicht erlauben, von einem Land abhängig zu sein, das | |
nicht mit unseren Werten und strategischen Interessen übereinstimmt“, mahnt | |
Pannier-Runacher. Präsident Emmanuel Macron fordert schon seit Jahren, dass | |
die EU unabhängiger von anderen Weltmächten werden müsse – nicht nur in der | |
Verteidigung, sondern auch, was die Energieversorgung angeht. | |
China setzt seine Seltenen Erden immer wieder als Druckmittel ein. Im | |
[4][jüngsten Handelskonflikt mit den USA erließ das Handelsministerium | |
strenge Exportkontrollen für einige dieser kritischen Rohstoffe]. Auch | |
Japan war bereits Opfer der chinesischen Handelspolitik: 2010 stoppte die | |
Regierung in Peking wegen eines Territorialstreits für ein paar Wochen die | |
Ausfuhr von Seltenerdmetallen in das Nachbarland. Seither sucht die | |
japanische Regierung in anderen Ländern nach neuen Lieferquellen. | |
## Auch Deutschland ist vorn dabei | |
In Lacq investieren die staatliche Agentur für Metalle und | |
Energiesicherheit und das Energieunternehmen Itami nun 110 Millionen Euro | |
und erhalten dafür die Hälfte der Produktion. Die französische Regierung | |
übernimmt den Rest der Finanzierung der 216 Millionen Euro teuren Anlage, | |
in der 92 Menschen arbeiten sollen. | |
Die Fabrik in Lacq ist nicht die einzige, mit der sich Mitgliedsstaaten der | |
EU bei den kritischen Rohstoffen von China lösen wollen. Die [5][aktuell | |
größte Recycling-Anlage betreibt die Heraeus-Tochter Remloy im | |
sachsen-anhaltischen Bitterfeld]. Auch in Großbritannien, Schweden und | |
Slowenien gibt es Pilotanlagen zur Wiederverwertung. Frankreich ist auch in | |
weiteren Prozessen engagiert. In La Rochelle am Atlantik weihte die | |
belgische Chemiegruppe Solvay im April eine Produktionsanlage ein, in der | |
sie Seltene Erden aus Südamerika und Australien oder recyceltes Material | |
weiterverarbeitet. Solvay und Carester haben ein Protokoll unterzeichnet, | |
das in Zukunft eine Zusammenarbeit ermöglichen soll. „Man muss damit | |
aufhören, Motoren mit Permanentmagneten nach China zu schicken“, forderte | |
Solvay-Chef Philippe Kehren in der belgischen Zeitung L’Echo. | |
Eigene Minen zum Abbau Seltener Erden dagegen gibt es in Europa bisher | |
nicht. Zwar wurden in [6][Skandinavien große Vorkommen entdeckt], aber die | |
Umweltschäden lassen viele Länder vor einem Abbau zurückschrecken. | |
Frankreich hat Vorkommen in der Bretagne und im Zentralmassiv. Von einem | |
Abbau ist auch dort nicht die Rede. | |
13 Aug 2025 | |
## LINKS | |
[1] /Chinas-Rohstoffe-fuer-die-Transformation/!6020477 | |
[2] /Seltene-Erden/!6080658 | |
[3] /Gesetz-fuer-kritische-Rohstoffe/!5980089 | |
[4] /Peking-spielt-im-Handelskrieg-das-Rohstoff-Ass/!6082542&s=usa+seltene+… | |
[5] https://www.heraeus-group.com/de/news-and-stories/2024-remloy-largest-recyc… | |
[6] /Europas-groesstes-Vorkommen-entdeckt/!5908613 | |
## AUTOREN | |
Christine Longin | |
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