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# taz.de -- Scheitern der Plastikkonferenz: Eine Katastrophe, die wir noch nich…
> Eine Einigung bei der Plastikkonferenz wäre dringend nötig gewesen. Mit
> Recycling ist den immer größer werdenden globalen Plastikbergen nicht
> beizukommen.
Bild: Arbeiterinnen benutzen Rasierklingen, um Etiketten von verschiedenen Soft…
Es war ein Scheitern mit Ansage: Zu keinem Zeitpunkt der Verhandlungen über
ein globales Plastikabkommen in Genf [1][sah es so aus, als könnten die
UN-Staaten zu einem Kompromiss finden]. Das Bündnis der Länder mit
ehrgeizigen Zielen – darunter die EU – wollte, dass die Plastikproduktion
auf „nachhaltige“ Mengen begrenzt wird. Und es wollte, dass jene
Chemikalien reguliert werden, die nachweislich gesundheitsschädlich sind,
etwa ein Viertel aller für die Kunststoffproduktion verwendeten
Chemikalien. Ein weiteres Viertel ist weitgehend unbedenklich, etwa die
Hälfte noch nicht ausreichend erforscht.
Die Vertreter*innen der fossilen Länder – Saudi-Arabien, Russland und
auch die USA – wollten all das nicht, denn ihr Öl, mit dem sie hohe Gewinne
machen, dient als Vorprodukt für Plastik. Auf ein Abkommen zum Umgang mit
dem Müll hätten sie sich wohl eingelassen, ein paar nette Worte zum
Recycling wären vielleicht auch drin gewesen. Aber die Verhandlungen in
Genf zeigten: Eine Zusammenarbeit zwischen jenen, die mit Umweltzerstörung
Profit machen wollen, und den anderen, die mit Umweltschutz Profit machen
wollen, wird zunehmend unmöglich.
Europäische Politiker*innen zeigten sich enttäuscht,
Umweltschützer*innen dagegen froh, dass sich die ambitionierten
Staaten nicht breitschlagen ließen: „Oberste Priorität muss eine effektive
Lösung der Krise sein“, sagte Moritz Jäger-Roschko, Plastikexperte von
Greenpeace. „Kein fauler Kompromiss, der den Status quo zementiert und der
fossilen Industrie erlaubt, weiter Kasse zu machen, indem sie die Welt mit
Müll flutet.“
Ein Abkommen wäre dringend nötig gewesen: Die jährliche Produktion von
Plastik könnte sich von aktuell mehr als 400 Millionen Tonnen bis 2060
nahezu verdreifachen. Diese gigantischen Mengen zu recyceln oder auch nur
angemessen auf Müllhalden zu lagern, ist unmöglich. Winzige Plastikteilchen
finden Forscher*innen im Ozean, in der Arktis, im menschlichen Blut und
in der Muttermilch. [2][Welche gesundheitlichen Auswirkungen dieses Mikro-
oder Nanoplastik hat], ist noch nicht abschließend erforscht.
Aber Forscher*innen sehen einen Zusammenhang zwischen zur
Kunststoffproduktion verwendeten Chemikalien und vermehrtem Auftreten von
Diabetes, Herz-Kreislauf-Krankheiten und verminderter Fruchtbarkeit. Dazu
kommen die katastrophalen Folgen für Tiere und Pflanzen, die ebenfalls
krank werden.
Beim Pariser Klimaabkommen konnten die Länder, die an Umweltschutz
interessiert waren, von Öl- und Gasexporten abhängige Länder noch mit einer
Mischung aus Druck und schwammiger Sprache zu fruchtbaren Kompromissen
bringen. Jetzt, wo die Fossilen ihre vielleicht letzte ernst zu nehmende
Offensive starten, geht das nicht mehr. Die ambitionierten Länder sollten
nunmehr eigene Regeln aufstellen. Das würde die Profite der Plastikriesen
mindern – und eine Katastrophe eingrenzen, deren Ausmaß wir noch nicht
überblicken können.
15 Aug 2025
## LINKS
[1] /Gescheitertes-UN-Plastikabkommen/!6107222
[2] /Autoreifen-Kunstrasen-und-Ackergifte/!6077536
## AUTOREN
Jonas Waack
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