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# taz.de -- Großbritannien schottet sich ab: Schöner abschieben mit Starmer u…
> Großbritannien und Frankreich vereinbaren erste Abschiebungen von
> Bootsflüchtlingen, die den Ärmelkanal überqueren. Das soll bis zu 2.800
> Menschen pro Jahr betreffen.
Bild: Da sind sie dabei, das finden sie prima, endlich mehr Abschiebungen
London taz | Nach drei Tagen Prunk inklusive einem königlichen Bankett in
Windsor Palace mit Elton John und Mick Jagger hat der Staatsbesuch des
französischen Präsidenten Emmanuel Macron in Großbritannien am Donnerstag
eine Vereinbarung mit dem britischen Premierminister Keir Starmer über das
heikelste Thema der britisch-französischen Beziehungen gebracht: der Beginn
der Rückführung von Menschen, die [1][auf kleinen Booten von Frankreich
nach Großbritannien ziehen und dort Asyl beantragen]. Entgegen früheren
französischen Angaben, dass ein Rückführungsabkommen für illegal nach
Großbritannien eingereiste Flüchtlinge nur mit der EU zu schließen sei,
kamen Macron und Starmer zu einer bilateralen Einigung.
Nun sollen im Verhältnis eins zu eins Menschen aus Großbritannien nach
Frankreich zurückgeschickt werden, wie im Gegenzug Großbritannien Personen
aus Frankreich aufnehmen soll, die ein Recht auf Familienzusammenführung
oder andere Gründe haben, weswegen ihnen britisches Asyl gewährt werden
sollte.
Das Abkommen soll zunächst versuchsweise mit 50 Personen ausgetestet
werden, bis zum Jahresende 800 Menschen und in Zukunft 2.800 Personen pro
Jahr betreffen. Die biometrischen und anderen Personaldaten dieser Personen
werden vor der Zurücksendung von den britischen Behörden gespeichert.
Sollte es jemand danach trotzdem noch einmal versuchen, ins Vereinigte
Königreich zu reisen, kann diese Person automatisch und sofort abgeschoben
werden.
Es ist die Hoffnung beider Regierungen, dass dies abschreckend wirkt, so
wie die letztendlich gescheiterten Pläne der konservativen
Vorgängerregierung, Bootsflüchtlinge nach Ruanda abzuschieben. Seit der
Amtsübernahme der Labour-Regierung im Juli 2024 sind 43.842
Bootsflüchtlinge über den Ärmelkanal nach Großbritannien gekommen. Im Jahr
2024 waren es insgesamt rund 34.000, im ersten Halbjahr 2025 weitere rund
15.000, welche die von Schleusern vermittelten, sehr teuren und oft
lebensgefährlichen Überquerungen wagten.
## Kritiker bezweifeln die Wirkung des Abkommens
Wie politisch aufgeladen das Thema ist, zeigt die Tatsache, dass
Rechtspopulistenführer [2][Nigel Farage] sich am Donnerstag früh selbst auf
ein Boot begeben hat und nach eigenen Angaben sofort ein Flüchtlingsboot
mit 78 Menschen an Bord erspähte. Farage wirft Konservativen und Labour
vor, bei der [3][Sicherung der britischen Außengrenzen] versagt zu haben.
Seine Partei Reform UK führt seit Monaten in allen britischen
Meinungsumfragen.
Kritiker bezweifeln die Wirksamkeit des Abkommens mit Frankreich. Der
konservative innenpolitische Sprecher Chris Philp behauptet, dass der
französisch-britische Plan 94 Prozent der Personen, welche den Ärmelkanal
überqueren, gar nicht treffen wird.
Zusätzliche Maßnahmen wie die Einführung digitaler Personalausweise für
alle Ausländer:innen im Vereinigten Königreich sollen Großbritannien
aber insgesamt weniger attraktiv für illegale Migranten machen. Bereits
beschlossen ist, dass unerlaubt eingereiste Personen das Recht auf spätere
Einbürgerung verwirkt haben.
Zu einem Übereinkommen sind das Vereinigte Königreich und Frankreich auch
in Sachen ihrer atomaren Abschreckungswaffen gekommen. Die beiden Länder
wollen ihr Arsenal in Zukunft miteinander koordinieren und damit Zeichen
gegen Russland setzen.
10 Jul 2025
## LINKS
[1] /Migration-ueber-Aermelkanal/!6088281
[2] /Britische-Rechtspopulisten/!6083628
[3] /Migrationspolitik-in-UK/!6087566
## AUTOREN
Daniel Zylbersztajn-Lewandowski
## TAGS
Großbritannien
Migration
Keir Starmer
Emmanuel Macron
Asyl
Social-Auswahl
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Schengen-Abkommen
Reform UK
Vereinigtes Königreich
Schwerpunkt Flucht
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