# taz.de -- Computerspiel „Wheel World“: Fahrradfahren im bunten Paradies | |
> Im neuen Indie-Spiel „Wheel World“ dreht sich alles um das Zweirad. Es | |
> zeigt, wie idyllisch die Welt von einem Sattel aus sein kann. | |
Bild: Herausfordernd sind die Rennen nicht, dafür gemütlich und voller schön… | |
In Videospielen können sich Spielende auf jede erdenkliche Art fortbewegen. | |
In großen Raumschiffen oder winzigen U-Booten, mit motorisierten Gefährten | |
aller Art, auf Tieren und Fabelwesen oder aber mit dem Prototyp eines | |
Panzers von Leonardo da Vinci wie in „Assassin’s Creed Brotherhood“. | |
Während der Fantasie bei der Transportation keine Grenzen gesetzt sind, | |
wird die Realität vernachlässigt. Und ein Vehikel wird dabei besonders | |
verschmäht: das Fahrrad. | |
Zwar kann man in einer Handvoll Spiele wie „Riders Republic“ auf einen | |
Drahtesel steigen, doch nur selten stehen Räder im Mittelpunkt. Mit „Wheel | |
World“ möchte der US-amerikanische Entwickler Messhof dem Fahrrad nun einen | |
ordentlichen Schub geben. | |
Radfahrerin Kat trifft gleich zu Beginn auf den unsterblichen Raddämon | |
Skully, der auf der Suche nach den legendären Bauteilen seines eigenen Rads | |
ist. Diese sind aber unter mehreren prominenten Fahrer:innen auf | |
diversen Inseln verteilt und es liegt an den beiden, die Teile | |
zurückzugewinnen. | |
Viel mehr Handlung hat das Spiel nicht und mehr bedarf es auch nicht. Die | |
Geschichte dient nur als Vehikel, damit die Spielenden mit ihrem eigenen | |
Gefährt die wunderschönen Insellandschaften durchfahren. Die Spielwelt ist | |
optisch im Stil des Comic-Künstlers Moebius gehalten: farbenfroh, hell und | |
klar konturiert. Am Horizont warten Windmühlen, man fährt durch Weingüter | |
und Kornfelder, unter Luftballons hindurch und passiert idyllische | |
Kleinstädte. „Wheel World“ erinnert an einen [1][ruhigen, unaufgeregten | |
Urlaub] und versprüht – trotz seiner US-amerikanischen Herkunft – ein | |
toskanisch-italienisches Flair. | |
## Spannendes Suchspiel, vorhersehbare Rennen | |
Aber es sind nicht nur die Räder, die sich drehen. Den Figuren begegnen | |
zahlreiche andere Fahrer:innen, die darauf warten herausgefordert zu | |
werden. Nur so kann man an Ende gegen die prominenten Radfahrer:innen | |
fahren. Spielerisch ist das simpel, beinahe banal, denn solange man im | |
Windschatten der anderen bleibt und auf den letzten Metern vorbeizieht, ist | |
nahezu kein Rennen eine Herausforderung. | |
Spannender ist die Suche nach den überall versteckten Bauteilen, die nach | |
Belieben montiert werden können. Während das anfangs noch realistisch | |
anmutet, gibt es später auch ausgefallene Gadgets, etwa einen riesigen | |
Hotdog-Rahmen. | |
„Wheel World“ ist ein Gute-Laune-Spiel, das zum Abschalten und Loslassen | |
einlädt. Die Rennen sollen Spaß machen, nicht unbedingt fordern. Auch das | |
[2][kleine Entwicklungsstudio] hat die Stützräder längst abgelegt. Mit den | |
Spielen „Nidhogg“ und dessen Nachfolger hat das Team nicht nur | |
kommerziellen Erfolg gehabt, sondern auch diverse Preise gewonnen. | |
Preisverdächtig ist das Videospiel „Wheel World“ nicht, dafür aber ein | |
liebevolles Plädoyer für das Zweirad. Die echte Welt ist leider nicht frei | |
von Pkws und Lkws. Denn im Vergleich zur Realität sind es im Spiel die | |
Autos, die nebensächlich und störend sind. Das Spiel zeigt, wie | |
paradiesisch eine Welt sein kann, in der Fahrräder Vorfahrt haben und | |
Motoren nur ein Werkzeug sind. Die komplette Infrastruktur in „Wheel World“ | |
dreht sich um zwei Räder, nicht um vier. Das Videospiel ist letztendlich | |
wie die perfekte Radtour: weder zu steil, noch zu weit oder anstrengend, | |
sondern genau richtig. | |
31 Jul 2025 | |
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## AUTOREN | |
Martin Seng | |
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