| # taz.de -- Erneuerbare Energien in Berlin: Windrad-Pläne für den Grunewald n… | |
| > Trotz massiver Kritik von CDU-Regierungschef Wegner hält | |
| > SPD-Stadtentwicklungssenator Gaebler an den Flächen für künftige | |
| > Windkraftanlagen fest. | |
| Bild: „Hausaufgaben gemacht“: Auch der Teufelsberg gilt im Grunewald als Po… | |
| Berlin taz | Berlins Stadtentwicklungssenator Christian Gaebler (SPD) denkt | |
| nicht daran, sich von der Idee zu verabschieden, Teile des südlichen | |
| Grunewalds als möglichen Standort für Windräder auszuweisen. Es werde | |
| selbstverständlich weiter „geprüft, ob sich der Grunewald als | |
| Potenzialfläche eignet“, sagt Gaeblers Sprecher Martin Pallgen zur taz. | |
| Gaeblers Verwaltung hatte Anfang Juni [1][berlinweit acht Standorte | |
| präsentiert], die sich aus ihrer Sicht für die Errichtung von | |
| Windkraftanlagen eignen, darunter Grundstücke im Norden Pankows, am | |
| Lichtenberger Stadtrand und eben 72 Hektar im Grunewald, entlang der Avus. | |
| Der Aufschrei war riesig. | |
| Gegen den Grunewald-Plan ging nicht nur der Naturschutzbund Nabu auf die | |
| Barrikaden. Auch die CDU echauffierte sich nach Kräften, vorneweg | |
| CDU-Senatschef Kai Wegner. „Eins ist sicher“, gab Berlins Regierender | |
| Bürgermeister den beherzten Machtwortsprecher: „Im Grunewald werden wir | |
| keine Bäume fällen, um ein Windrad aufzustellen.“ | |
| Genutzt hat es vorerst nichts, zumindest nicht bei dem für die Vorbereitung | |
| der notwendigen Änderungen des Flächennutzungsplans zuständigen | |
| SPD-Senatskollegen Christian Gaebler. | |
| ## Wegner will Gesetz kippen | |
| In einer aktuellen Antwort auf eine parlamentarische Anfrage des | |
| Grünen-Abgeordneten Stefan Taschner führt die Stadtentwicklungsverwaltung | |
| zwar lang und breit aus, dass sich der Senat „der [2][besonderen Bedeutung | |
| des Waldes] und der hohen Konfliktlagen im Hinblick auf eine Nutzung für | |
| Windenergie sehr bewusst“ sei. | |
| Auch fielen „alle Waldflächen“ der Hauptstadt in „die höchste | |
| Schutzkategorie“. Nur könne man da nichts machen, auch nicht im Grunewald, | |
| weil die vorliegende Planung lediglich „den Vorgaben des | |
| Windenergieflächenbedarfsgesetzes des Bundes geschuldet“ sei. An allen acht | |
| Flächen wird deshalb festgehalten. | |
| Nach besagtem Gesetz muss Berlin bis Ende 2027 insgesamt 0,25 Prozent | |
| seiner Fläche – das sind 223 Hektar – „als Vorranggebiet für die | |
| Windenergie“ ausweisen, [3][bis 2032 sollen es 0,5 Prozent sein.] Wegner | |
| will das nicht hinnehmen. „Der Regierende Bürgermeister wirkt aktuell auf | |
| Bundesebene darauf hin, dass die entsprechende gesetzliche Vorgabe geändert | |
| wird“, heißt es in der Antwort auf die Grünen-Anfrage. | |
| Konkret sieht das Hinwirken so aus, dass Wegner einen Brief an | |
| Wirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) geschrieben hat. Auf | |
| taz-Nachfrage will ein Sprecher des Bundesministeriums die Korrespondenz | |
| nicht kommentieren. Nur so viel: Reiche verstehe „die besondere | |
| Herausforderung der Stadtstaaten beziehungsweise der urbanen Räume beim | |
| Ausbau der Erneuerbaren Energien“. | |
| Ansonsten scheint das Schreiben aus dem Roten Rathaus aber wenig Eindruck | |
| gemacht zu haben. „Über Anpassungen zum Windenergieflächenbedarfsgesetz | |
| kann ich aktuell nicht berichten“, so der Sprecher. | |
| ## Grüne kritisieren Intransparenz | |
| Das Gesetz mit seinen Zielvorgaben sei überhaupt nicht das Problem, stellen | |
| die Berliner Grünen klar. Sie stören sie sich vielmehr an der | |
| Kommunikation. „Die Standortauswahl bleibt intransparent, die Kriterien | |
| unklar“, sagt Stefan Taschner, der energiepolitische Sprecher der | |
| Grünen-Fraktion. | |
| Tatsächlich hatte 2023 eine noch von Rot-Grün-Rot in Auftrag gegebene | |
| [4][Machbarkeitsstudie zur Windenergienutzung in Berlin] 31 größere | |
| Potenzialflächen und zwölf Standorte für Einzelanlagen ermittelt. Taschner | |
| wollte wissen, weshalb man sich ausgerechnet für die acht Areale | |
| entschieden hat. | |
| Auf seine Frage, ob es eine schriftliche Auswertung gebe, in der alle 43 | |
| Standorte miteinander verglichen werden, antwortet die Senatsverwaltung | |
| knapp und ehrlich: „Nein.“ Ein Unding, findet Taschner. „So verspielt man | |
| Vertrauen bei der Bevölkerung“, sagt der Energie- und Klimaschutzexperte | |
| zur taz. | |
| Dass sich Gaeblers Verwaltung mit der Auswahl der Flächen keine | |
| Freund:innen gemacht hat, zeigt die Mitte Juli zu Ende gegangene | |
| frühzeitige Bürger:innenbeteiligung. Innerhalb eines Monats kamen hier rund | |
| 2.600 Einwendungen gegen die acht Flächen zusammen. Derzeit werden die | |
| Einsprüche ausgewertet, im kommenden Jahr soll in einem zweiten Schritt die | |
| formale Öffentlichkeitsbeteiligung starten. | |
| ## Investoren sollen bereitstehen | |
| „Da sind wir dann alle schlauer“, sagt Gaeblers Sprecher Martin Pallgen. | |
| Überhaupt sei noch nichts entschieden. So „berechtigte Gründe“ gegen einen | |
| bestimmten Standort sprächen, könnten „einzelne Gebiete auch reduziert | |
| werden oder ganz rausfallen“. Schon deshalb gebe es keinen Grund für | |
| Schnappatmung. | |
| Im Moment gehe es ja nur darum, dass Berlin „seine Hausaufgaben gemacht“ | |
| und die gesetzlichen Vorgaben erfüllt hat, Areale zu benennen, sagt | |
| Pallgen. „Was dann dort passiert, ist Zukunftsmusik und steht auf einem | |
| ganz anderen Blatt, vor allem auf einem ganz anderen Genehmigungsblatt.“ | |
| In den Bezirken sollen nach taz-Informationen potenzielle Investoren für | |
| Windkraftanlagen indes längst bereitstehen, um loszulegen, sobald der | |
| Flächennutzungsplan final vom Abgeordnetenhaus geändert ist. Bis spätestens | |
| Ende 2027 soll der Beschluss über die Bühne gegangen sein. Und zwar nicht | |
| nur für die bis dahin vorgeschriebenen 0,25 Prozent, sondern gleich für die | |
| kompletten 0,5 Prozent der Berliner Landesfläche. | |
| 31 Jul 2025 | |
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| Rainer Rutz | |
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