| # taz.de -- Weniger Arbeitslosengeld für Ältere: Neoliberal und unwirksam | |
| > Das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft schlägt vor, | |
| > älteren Arbeitslosen die Bezüge zu kürzen. Aber das bringt weniger als | |
| > erhofft. | |
| Bild: Junge MitarbeiterInnen bevorzugt: Wer älteren Arbeitslosen die Bezüge k… | |
| Vielerorts fehlt das Geld: Krankenkassen haben nahezu keine Rücklagen mehr, | |
| die ersten Pflegekassen machen pleite, und auch die Bundesanstalt für | |
| Arbeit steht finanziell unter Druck. Wie [1][die Kassen an mehr Geld | |
| kommen] könnten, um ihre sozialen Leistungen nachhaltig zu gewährleisten, | |
| ist die Eine-Millionen-Dollar-Frage. Da erscheint die [2][Idee des | |
| Instituts der deutschen Wirtschaft (IW)] nachvollziehbar, die Länge des | |
| Arbeitslosengeldes für Ältere an die Bezugsdauer der Jüngeren anzupassen, | |
| nämlich auf ein Jahr. Aktuell können anspruchsberechtigte Arbeitslose, die | |
| älter als 58 Jahre sind, noch bis zu zwei Jahre Arbeitslosengeld beziehen, | |
| jene im Alter von 55 Jahren 18 Monate und 50-Jährige bis zu 15 Monate. | |
| In den Augen des arbeitgebernahen IW scheint das ein verzichtbarer Luxus – | |
| für gerade mal 85.000 Betroffene – zu sein, weil sie sich nicht so aktiv, | |
| wie das wünschenswert wäre, um einen neuen Job kümmerten. Durch verkürzte | |
| Arbeitslosenzeiten der Älteren ließen sich 2 Milliarden Euro sparen, | |
| rechnet das IW vor. | |
| Das ist zugegebenermaßen eine schöne Summe, mit der man einiges machen | |
| könnte. So einfach aber funktioniert das leider nicht. Denn die Älteren | |
| kosten ihre Arbeitslosigkeit nicht aus, nein, sie [3][bekommen einfach | |
| nicht eher einen neuen Job]. Selbst in Zeiten des [4][Fachkräftemangels] | |
| ist Altersdiskriminierung auf dem Arbeitsmarkt eine alltägliche Erfahrung. | |
| Die Unternehmen stellen lieber junge Mitarbeiter:innen ein als | |
| jemanden, der oder die schon länger eine Stelle sucht. Nun könnte man | |
| entgegenhalten, dass Unternehmen manche ältere Kolleg:innen bitten, noch | |
| nicht in Rente zu gehen oder für ein paar Stunden zurück ins Büro zu | |
| kommen. Stimmt. Aber diese Älteren waren angestellt, sie sind nicht | |
| arbeitslos, das Vertrauen in sie ist schlicht größer. | |
| Der IW-Vorschlag passt zur oft neoliberal agierenden Bundesregierung sowie | |
| zum Trend zur Rente mit 70 – und verkennt einen anderen Effekt: Sollten | |
| Langzeitarbeitslose infolge gekürzter Leistungen in den Bürgergeldbezug | |
| fallen, sinken ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt eher, als dass sie | |
| steigen. | |
| 22 Jul 2025 | |
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| [1] /Zu-hohe-Ausgaben/!6087933 | |
| [2] https://www.iwkoeln.de/studien/holger-schaefer-stefanie-seele-einheitliche-… | |
| [3] /Kampagne-gegen-Altersdiskriminierung/!5993173 | |
| [4] /Fachkraeftemangel-in-Deutschland/!6057702 | |
| ## AUTOREN | |
| Simone Schmollack | |
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