# taz.de -- Bau einer neuen Oper in Hamburg: Vor-Demokratie auf dem Baakenhöft | |
> Weil er das Geld stiftet, oder wenigstens große Teile, sollen Milliardär | |
> Kühne und Gattin am Ende entscheiden, wie Hamburgs neue Oper aussehen | |
> könnte. | |
Bild: Ist-Zustand: So sieht es derzeit aus auf dem Baakenhöft im Hamburger Haf… | |
Es könnte sein, dass, wenn im Hamburger Hafen mal rote Bänder | |
durchschnitten werden [1][fürs zu eröffnende neue Opernhaus], ein Name | |
längst in vielen Köpfen wohnt, egal, was draußen dran steht. Von der | |
„Kühne-Oper“ schreiben beinahe sämtliche Medien an der Elbe Auen; die ein… | |
boshaft gemeint, andere eher spöttisch, noch mal andere mit dem | |
Erstaunt-Offenmundigem eines Kindes, das zu früh von seinen | |
Weihnachtsgeschenken erfahren hat. | |
Lohnt sich noch zu streiten für einen anderen Namen? Oder dafür, statt der | |
„Eliten“ bedienenden Opernhaus-Verirrung etwas anderes zu errichten … war | |
da nicht was mit Olympiaträumen? Braucht wirklich kein Fußballverein eine | |
Arena, die dann, ganz bestimmt!, auch, sagen wir: den Nachwuchskickerinnen | |
in benachbarten „Problemstadtteilen“ offen steht? | |
Nicht alles, was gesagt wird und geschrieben gegen das, was sich abzeichnet | |
auf dem Baakenhöft, ist die Mühe auch wert. Das heißt aber gerade nicht, | |
hinwegzusehen über die sehr realen Probleme daran. Vor etwas über einem | |
Monat schon [2][äußerte sich] die Hamburgische Architektenkammer (HAK): Das | |
Projekt sei „hinter verschlossenen Türen entwickelt“ worden, und „die | |
Grundfrage, ob die Stadt Hamburg überhaupt ein neues Opernhaus benötigt, | |
und wenn ja, welches und an welcher Stelle, nie öffentlich diskutiert“. Und | |
das sei einer Unternehmung von solcher – ja auch städtischerseits immer und | |
immer wieder betonten – Bedeutung nicht angemessen. | |
Schon damals im Juni wurde auch hingewiesen auf den vielleicht wesentlichen | |
Webfehler dieser Public-Private-Partnership: Wer hat wie viel zu bestimmen? | |
Denn im Vertrag mit der Stadt, dieser Tage nochmal wie eine Neuigkeit | |
verbreitet [3][durch den lokalen Presse-Platzhirsch], hat das | |
Stifter:innen-Ehepaar ein Vetorecht, die Kür des Siegerentwurfs kann keine | |
noch so große Fachjury-Mehrheit gegen die Kühnes durchsetzen – vor-, ja: | |
undemokratischer wird es so bald nicht, und das will was heißen in einer | |
Stadt, die schon mal einem Springer-Manager einen Kaispeicher überließ | |
[4][für seine private Sammelleidenschaft]. | |
Was freilich bei aller berechtigten Skepsis gerade kein Tabus brechendes | |
Neuland war, bedenkt man die Rumpelkammer-Anfänge etlicher heute bestens | |
beleumundeter Ausstellungshäuser; dahinter steckt ja nicht selten ein mehr | |
oder minder exzentrisch Dinge hortender, zumeist halt Adliger. | |
Gut – sowas kann die bekennend vor niemandem das Knie beugenden | |
Hauptberufs-Bürger:innen von Hamburg nicht trösten. Ebenfals dieser Tage | |
stellte das Hamburgische Architekturarchiv, ein Spross der HAK, ein Buch | |
vor, das wie ein Kommentar wirken könnte zur Kühne-Aufregung: [5][„Das | |
ungebaute Hamburg“] (Dölling & Galitz 2025, 608 S., 430 Abb., 48 Euro) | |
versammelt „Visionen einer anderen Stadt“ seit 1960; solche, die nie | |
realisiert wurden. | |
19 Jul 2025 | |
## LINKS | |
[1] /Opernneubau-in-Hamburg/!6072177 | |
[2] https://www.akhh.de/aktuell/nachrichten/artikel/neubau-der-staatsoper-hambu… | |
[3] https://www.abendblatt.de/hamburg/kultur/article409467189/hamburgs-neue-ope… | |
[4] /Warum-sie-aufbrachen/!5614421 | |
[5] https://www.dugverlag.de/isbn-3-96060-705-9 | |
## AUTOREN | |
Alexander Diehl | |
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