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# taz.de -- Russische Kanäle feiern Brand in Erfurt: „Dieser mögliche Sabot…
> Prorussische Onlinekanäle feiern einen Brandanschlag auf
> Bundeswehrfahrzeuge in Erfurt. Thüringens Innenminister Georg Maier zeigt
> sich alarmiert.
Bild: Screenshot aus dem Telegramvideo zum Brand der Bundeswehrfahrzeuge in Erf…
Berlin taz | Die Videosequenz, die seit Donnerstag auf einem russischen
Propagandakanal verbreitet wird, dauert nur wenige Sekunden. Zu sehen sind
darin mehrere brennende Bundeswehr-Lastwagen, nachts auf einem großen
Parkplatz, die Kamera schwenkt von einem Fahrzeug zum anderen, schweres
Atmen ist zu hören. Von der Feuerwehr oder Polizei ist noch nichts zu
sehen. Verbreitet werden zu dem Video auch Fotos der Fahrzeuge – einmal vor
und einmal nach dem Brand.
„In Erfurt in Deutschland ist diverses Militärgerät für die ukrainischen
Streitkräfte zur Reparatur gebracht worden“, heißt es auf dem Telegramkanal
in der Beschreibung zum Video. „Unser Volk entschied, dass das alles
unnötig sei und die ukrainischen Streitkräfte solche Ausrüstung nicht
brauchten. Also verbrannten sie sie einfach. So war das.“ Das Video wurde
danach auch auf anderen Kanälen verbreitet, darunter von der deutschen
[1][Russlandpropagandistin Alina Lipp].
Tatsächlich waren in der Nacht zu Sonntag vier Bundeswehr-LKW auf einem
Erfurter Werkstattgelände eines Bundeswehr-Servicepartners komplett
ausgebrannt, zwei weitere wurden beschädigt. Das nun aufgetauchte Video
alarmiert die deutschen Sicherheitsbehörden. Denn es wäre eine Zäsur:
Erstmals würden sich russische Propagandakanäle [2][zu einer Sabotageaktion
in Deutschland] bekennen.
Und nach taz-Informationen halten die Behörden das Video für authentisch.
Wie es in die prorussischen Telegramkanäle kam, wird derzeit noch geprüft.
## Verteidigungsministerium spricht von Desinformation
Die Ermittlungen führt das Thüringer Landeskriminalamt. Dort sagte eine
Sprecherin der taz, das Video sei bekannt und werde momentan „unter anderem
auf Echtheit und Herkunft geprüft“. Neben der Tatortaufnahme durch
Spezialisten seien auch Brandursachen-Ermittler mit dem Fall beschäftigt.
„Infrage kommende Tathypothesen werden aktuell in sämtliche Richtungen
geprüft und entsprechende Ermittlungsmaßnahmen eingeleitet“, so die
Sprecherin. Es gebe dazu einen „bundesweiten Informationsaustausch mit
allen erforderlichen Sicherheitsbehörden“.
Sprecherinnen von Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) und
Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) wollten sich wegen der
laufenden Ermittlungen nicht zu dem Fall äußern. Ein Sprecher von Pistorius
bestätigte am Freitag aber, dass zu dem Fall „eine Desinformationskampagne
läuft“. Dass die Militär-LKW als Lieferung an die Ukraine vorgesehen waren,
könne er nicht bestätigen. Diese seien vielmehr Teil der Bundeswehrlogistik
in der Region Thüringen.
Bereits vor einem Jahr hatte es am gleichen Ort in Erfurt einen
Brandanschlag gegeben. Bis heute konnten dafür keine Täter überführt
werden. Zuletzt gab es Brandanschläge auch auf Militärfahrzeuge in Berlin
und im niedersächsischen Soltau. Zu letzterem Fall hatten sich
Linksradikale bekannt. „Die Bundeswehr wird in den nächsten Jahren
allgegenwärtig in unsere Leben eingreifen und wieder ein relevanter Player
in der autoritären, patriarchalen Zurichtung der Gesellschaft werden“,
heißt es im Bekennerschreiben. „Greifen wir sie auf allen Ebenen an!“ Zu
den Erfurter Bränden gab es bisher kein Bekennerschreiben.
## Thüringer Innenminister sieht Zäsur
[3][Thüringens Innenminister Georg Maier (SPD)] zeigte sich ob des
aktuellen Falls alarmiert. „Dieser mögliche Sabotageakt, und vor allem wie
er propagandistisch ausgeschlachtet wird, hat eine neue Qualität“, sagte
Maier der taz. „Dass sich russische PR-Kanäle so offen zu einem solchen
Anschlag bekennen, hat es bisher nicht gegeben.“ Auch sei es „definitiv
falsch“, dass die Militärfahrzeuge für die Ukraine bestimmt gewesen seien,
sagte auch Maier.
Der Innenminister betonte, es gelte nun die Ermittlungen abzuwarten. „Aber
der Fall zeigt bereits jetzt, dass wir die hybride Bedrohung durch Russland
noch ernster nehmen und dieser noch entschiedener entgegentreten müssen.“
Es brauche dabei eine länderübergreifende Zusammenarbeit und einen
gemeinsamen Aktionsplan von Bund und Ländern gegen hybride Bedrohung.
Auch der Grünen-Abgeordnete Konstantin von Notz, gerade [4][wiedergewähltes
Mitglied des Parlamentarischen Kontrollgremiums im Bundestag], sagte der
taz, der Fall müsse sehr sorgfältig ausermittelt werden. „Auffällig ist
aber schon jetzt, dass hier offensichtlich eine Veränderung des russischen
Agierens stattfindet, zumindest in der Propaganda, Desinformation und
Einflussnahme.“
## Warnungen vor hybriden Angriffen
Zuletzt hatten auch der BND und das Bundesamt für Verfassungsschutz
eindringlich vor [5][gestiegenen Gefahren durch russische hybride Angriffe]
wie Sabotagen, Drohnenüberflüge, Cyberangriffen oder Desinformation
gewarnt.
Auch die Innenministerkonferenz hatte jüngst über diese Gefahren beraten.
Hamburgs Innensenator Andy Grote (SPD) warnte danach, Russland habe „längst
mit einer hybriden Kriegsführung gegen den Westen begonnen, um Länder wie
Deutschland zu destabilisieren und zu schwächen“. Hier sei man „nicht gut
aufgestellt“ und müsse „dringend technisch nach- und aufrüsten“.
27 Jun 2025
## LINKS
[1] /Desinformationskampagne-Russlands/!6034158
[2] /Hybride-Kriegsfuehrung/!6049672
[3] /Thueringens-Innenminister-ueber-die-AfD/!5932911
[4] /Geheimdienst-Gremium-ohne-Linke-und-AfD/!6096839
[5] /Russischer-Einfluss-auf-Anschlaege-Der-Verdacht-ist-plausibel/!6081430
## AUTOREN
Konrad Litschko
## TAGS
Russland
Sabotage
Erfurt
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Desinformation
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