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# taz.de -- UN-Entwicklungskonferenz endet: Geld für Entwicklungsziele gesucht
> Die UN-Konferenz in Sevilla endet mit Finanzloch und wenigen konkreten
> Verpflichtungen. Aktivist*innen protestieren für Schuldenerlasse.
Bild: Ein tiefer Blick in die Taschen ergibt das sie leer sind
Sevilla taz | Die [1][vierte UN-Konferenz für Entwicklungsfinanzierung] im
spanischen Sevilla endete am Donnerstag leise. Das war auch so gewollt, der
spanische Gastgeber wollte Eklats vermeiden. Die Abschlusserklärung, die
[2][„Verpflichtungen von Sevilla“], wurde bereits Mitte Juni in New York zu
Ende verhandelt und am ersten Konferenztag am Montag dann offiziell von 192
Staaten verabschiedetet.
Nicht darunter sind die USA, die den Prozess bereits in New York verließen
und angekündigt hatten, gar nicht erst nach Sevilla zu reisen. Damit
konnten sich die anderen Staaten auf die Umsetzung der Verpflichtung
konzentrieren – so die Idee. Es geht darum, wie die UN-Entwicklungsziele
erreicht werden können. Bis 2030 wollten die Staaten extreme Armut beenden,
globale Ungleichheit abbauen, Geld in Nahrungssicherheit, Bildung und
Gesundheit stecken, in die Energie- und Wasserversorgung investieren.
Doch vielen ärmeren Staaten fehlt das Geld dafür. Die Industriestaaten
kürzen ihre öffentlichen Entwicklungsgelder. Und nach Daten der Weltbank
gehen private Investitionen in ärmere Entwicklungsgelder zurück, während
ihre Ausgaben für Zinszahlungen steigen.
In der Verpflichtung von Sevilla formulieren die Staaten Maßnahmen, mit
denen das Finanzloch gestopft werden soll: Mobilisierung von privatem
Kapital und öffentlichen Entwicklungsgeldern sowie strukturelle Reformen,
etwa im Umgang mit Schulden, der Verbesserung von Steuereinnahmen und der
Bereitstellung von günstigen Krediten durch Entwicklungsbanken. Bindend
sind diese Vorhaben aber nicht.
## Umsetzung hängt am politischen Willen
Vieles wiederholt die Forderungen der letzten UN-Konferenz für
Entwicklungsfinanzierung im äthiopischen Addis Abeba 2015. Die Umsetzung
der Erklärung hängt am politischen Willen der Staaten. UN-Vize Amina
Mohammed bedauerte zum Abschluss der Konferenz am Donnerstag die fehlende
Präsenz von Führungsspitzen aus Geberländern. Auch Bundeskanzler Friedrich
Merz kam nicht. Deutschland wurde durch Entwicklungsministerin Reem Alabali
Radovan vertreten.
Gleichzeitig hob Mohammed hervor, dass viele Entscheidungsträger anwesend
gewesen seien und die Konferenz mit über 10.000 Teilnehmenden gut besucht
war. Mohammed habe eine „starke Entschlossenheit“ erlebt. „Alle sind auf
die Umsetzung konzentriert“, sagte sie.
Diese Umsetzung begann zum Beispiel mit den 130 Initiativen, die Staaten
und Organisationen in der [3][Sevilla-Aktionsplattform] veröffentlichten.
Deutschland etwa stellt dort die Initiative Scaled vor, die Versicherer
für Investitionen im Globalen Süden mobilisieren soll. Die Bundesregierung
will außerdem mehr Geld für die Verbesserung der Steuersysteme von
Entwicklungsländern ausgeben.
Wie viele andere Industriestaaten kürzt Deutschland derweil die
öffentlichen Entwicklungsgelder. Das Ziel, 0,7 Prozent der
Wirtschaftsleistung für Entwicklungszusammenarbeit auszugeben, das auch in
der Verpflichtung von Sevilla steht, wird Deutschland 2025 nicht erreichen,
wie auch die allermeisten anderen Industriestaaten. Viel Aufmerksamkeit lag
deshalb in Sevilla auf dem privaten Sektor. Staaten und Entwicklungsbanken
wollen etwa mit Garantien mehr private Investitionen in
Entwicklungsfinanzierung lenken.
Um die 100 Aktivist*innen demonstrierten am Donnerstagmorgen im
Eingangsgebäude des Tagungszentrums. Sie wiesen auf die nach ihrer Ansicht
wichtigsten Stellschrauben der Entwicklungsfinanzierung hin: „Streicht die
Schulden“ steht auf ihren Schildern, „Besteuert die Superreichen“. Sie
wollen eine „UN-Steuerkonvention“ und eine „UN-Schuldenkonvention“.
Dahinter steckt die Forderung nach gerechter Besteuerung und einem fairen
Schuldensystem. Wie das konkret aussieht, sollen alle Staaten in den UN
diskutieren. Eine Steuerkonvention wurde bereits angestoßen, im August
findet die erste inhaltliche Verhandlungsrunde in New York statt.
Bodo Ellmers von der zivilen Organisation Global Policy Forum Europe war
auch Teil der Protestaktion. Er zog eine pragmatische Bilanz. Die
Abschlusserklärung sei vage und unverbindlich. „Man wird hart daran
arbeiten müssen, dass die Ziele auf der politischen Agenda bleiben“, sagte
Ellmers der taz.
3 Jul 2025
## LINKS
[1] /UN-Entwicklungskonferenz-in-Sevilla/!6094805
[2] https://financing.desa.un.org/sites/default/files/ffd4-documents/2025/Compr…
[3] https://financing.desa.un.org/ffd4/sevilla-platform-action
## AUTOREN
Leila van Rinsum
## TAGS
Geld für Entwicklung
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