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# taz.de -- Döner-Logo: Wer hat's erfunden?
> Jeder kennt und liebt ihn: den Mann mit Kochmütze und Schnauzer, der ein
> langes Messer an den Spieß hält. Doch wer ist sein Schöpfer? Eine
> Spurensuche.
Bild: Der Döner-Mann auf dem Papier wurde in den 1980ern geschaffen
Zu Foodtrends [1][gehören auch Lebensmittelverpackungen], und zu
Trendforschung gehört auch beinharte Detektivarbeit. Und da haben sich
zuletzt einige Leute ziemlich verdient gemacht, die sich intensiv mit einer
Ikone der kontemporären Gebrauchskultur beschäftigt haben: der weißen
Papiertasche, in der quasi jeder deutsche Döner steckt. Darauf, rot auf
weiß, ein Mann mit Kochmütze und Schnauzer, der ein langes Messer an einen
Dönerspieß hält, und in Großbuchstaben: DÖNER KEBAB.
Von der Grafik gibt es inzwischen T-Shirts und viele Variationen, etwa mit
Karl Marx, Sichel statt Messer und dem Slogan EAT THE RICH. Aber wo kommt
das Logo her? Das fragte sich schon 2020 der FAZ-Journalist Jonas Jansen.
Er kontaktierte Papierhersteller, Werbeagenturen, einen
Dönerherstellerverband, den Ex-tazler und [2][Dönerexperten Eberhard
Seidel] – alles vergebens, aber [3][amüsant zu lesen].
Im April 2025 hatte dann der Youtuber Kannemilsch, der in kurzen Videos
genau solchen Fragen nachgeht – woher kommt der
Straßenverkehrkinderteppich, woher der Fliesentisch? – [4][eine Lösung
parat]. Mithilfe von ChatGPT fand er heraus, dass die verwendete Schriftart
von einem Letrasetbogen stammt. Letrasetbögen waren, die älteren Leser
wissen das noch, Plastikfolien, von denen man [5][in der Prä-Computer-Ära]
Buchstaben oder kleine Grafiken auf Papier durchrubbeln konnte. Auch den
Dönermann entdeckte Kannemilsch auf einer solchen Vorlage, nur hatte er
eigentlich einen Rollbraten in der Hand und keinen Schnauzer.
## Das Döner-Logo kommt aus Düsseldorf
Nun hatte parallel seit 2022 auch die BR-Journalistin Aylin Doğan zu der
Frage recherchiert, im Mai kam [6][ihr Podcast „Döner Papers“] raus.
[7][Darin erzählt sie], leider recht langatmig, von ihrer Suche, aber auch
viele andere spannende Geschichten, etwa über den Umgang mit
Gastarbeiter:innen oder [8][den rassistischen Begriff „Dönermorde“].
Und präsentiert am Ende den Schöpfer des Dönertütenmannes: Mehmet Unay aus
Düsseldorf, Werbegrafiker und heute pensioniert.
Eine Stunde habe er für den Bau des Logos für einen längst vergessenen
Kunden gebraucht, Ende der 1980er war das, erzählt Unay bescheiden und
weist auf einen Fehler hin, der Koch hält die Klinge verkehrt herum.
Gebrauchsgrafik halt. Mit dem Schriftzug habe er jedoch nichts zu tun
gehabt.
Was zu einem weiteren Mann führt, der sich nun wieder über den
Kannemilsch-Youtube-Kanal [9][zu Wort gemeldet hat]: Orhan Tançgil. Sein
Vater Mehmet, leider schon verstorben, leitete die Agentur, für die Unay
damals arbeitete. Tançgil ist sich nicht sicher, welcher der beiden Männer
das Logo erschaffen hat. Er jedenfalls, damals als junger
Druckvorlagenhersteller ins Familienbusiness eingebunden, habe dann die
Buchstaben ergänzt.
Womit nun wirklich alles geklärt sein dürfte. Danke an alle Beteiligten!
14 Jun 2025
## LINKS
[1] /Bemueht-lustige-Produktverpackungen/!5859185
[2] /Tuerkisch-deutsche-Kulturgeschichte/!5836223
[3] https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/mehr-wirtschaft/wer-hat-s-erfunden-j…
[4] https://www.youtube.com/watch?v=uuM9wr6kRXs
[5] /40-Jahre-taz-Drucktechnik-und-Fortschritt/!5536133
[6] https://www.br.de/mediathek/podcast/obsessed/924
[7] /Mysterium-Onkel-Ahmet/!6089076
[8] /Kommentar-Jahrestag-NSU/!5029496
[9] https://www.youtube.com/watch?v=q6cKnYsNMBY
## AUTOREN
Michael Brake
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