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# taz.de -- Essen in der Politik: Schnitzel, Würstel und McDonald's
> Der wohl bekannteste deutsche Food-Blogger kommt aus Bayern und ist
> eigentlich Ministerpräsident. Wie Markus Söder für sein Publikum isst.
Bild: Bayerisch aufgebrezelt. Markus Söder beim Volkstümeln
Foodblog geht eigentlich ganz anders: Ästhetisch inszenierte, kunstvoll
arrangierte Gerichte, gern gesehen mit Rezepten und Tipps zur Vorbereitung.
Proteinreich, vegan, günstig, einfach oder schnell – die
Social-Media-Nische gibt sich selbstoptimierend und pragmatisch.
Das Gegenbild stellt der bayerische Ministerpräsident dar. Markus Söder
strahlt zu seinem übergroßen Schnitzel, postet einen randvollen Behälter
seiner geliebten Nürnberger Bratwürste oder gibt neuerdings Tipps für ein
besseres [1][Burger-Erlebnis bei McDonald’]s. Ganz stolz rundet Söder mit
#söderisst [2][sein stereotypisches Bild eines echten Bayern] ab.
Wer denkt, die Essgewohnheiten eines selbstverliebten Freistaatlers
interessieren niemanden, irrt sich: Beiträge zu Schäuferle, Wurst & Co.
lösen teils mehr als dreimal so viele Interaktionen aus wie seine sonstigen
[3][Instagram-Posts]. Ein schlichtes Foto von Rostbratwürsten mit scharfem
Senf vom vergangenen Samstag? Über 15.000 Likes. Der Biss in die
Leberkassemmel? 34.000 Likes. Söders Ess-kapaden sind längst Popkultur.
Es existieren unzählige Memes mit dem essenden Ministerpräsidenten, viele
folgen ihm auf Instagram nur, um dem Schauspiel beizuwohnen. Als Söder
seine FollowerInnen zum gemeinsamen Döner-Essen einlud, meldeten über
40.000 Menschen Interesse an.
## Heimatverbundener Gastropopulist
Mit seinem Foodblog inszeniert sich der Ministerpräsident als
heimatverbunden, bodenständig und genussfreudig. Und alle schauen hin.
Seine Masche des Gastropopulismus geht voll auf. Während andere
PolitikerInnen die sozialen Medien noch mit ernsthaften Botschaften
bespielen, serviert Söder Eskapismus in Form von Schweinshaxen und
[4][Weißwürsten].
Söder hat dabei vielleicht die subtilste und erfreulichste Form des
Populismus für sich entdeckt. Substanzielle Inhalte bleiben bei ihm in den
sozialen Medien dagegen oft auf der Strecke. Zwischen Gender-Verbot und
Grünen-Bashing brennen sich die Bilder der letzten deftigen Mahlzeit in die
Köpfe seiner FollowerInnen. Ziemlich simpel. Denn es ist schon skurril,
wenn der CSU-Vorsitzende in einer sich aufreibenden Gesellschaft Zeit für
ein Ranking über seine liebsten Fleischgerichte findet.
Wer dem inhaltlichen Diskurs ausweichen möchte, aber dennoch Politiker ist,
muss sich etwas einfallen lassen. Söder inszeniert sich als
unerschütterlicher Bewahrer der bayerischen Lebensart. Während andere an
diesem konservativen Weltbild rütteln wollen, diskutiert Söder gar nicht
erst, sondern isst. Und in einer Welt, in der Wahlentscheidungen immer
emotionaler getroffen werden, ist ein Schnitzel für manch einen vielleicht
mehr wert als ein ganzes Parteiprogramm.
Fabian Englmann und Dario Holz haben mit anderen
Nachwuchsjournalist:innen der taz Panter-Stiftung eine Sonderbeilage
zur Bundestagswahl gestaltet. [5][Hier können die Artikel der Beilage
online gelesen werden].
21 Feb 2025
## LINKS
[1] /Marketingmassnahme-mit-Pommes-und-Burger/!6065406
[2] /Politikerinnen-die-Naehe-vorspielen/!6024144
[3] https://www.instagram.com/markus.soeder/?hl=en
[4] /Ernaehrung-und-Genuss-in-Bayern/!5962845
[5] /Junge-Menschen-zur-Bundestagswahl/!t6069846
## AUTOREN
Fabian Englmann
Dario Holz
## TAGS
Schwerpunkt Bundestagswahl 2025
Markus Söder
Fastfood
Schweinefleisch
Kolumne Die Zutat
Kolumne Die Wahrheit
Markus Söder
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