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# taz.de -- Karol Nawrocki gewinnt Präsidentenwahl: Das rechte Polen ist zurü…
> Zum dritten Mal in Folge setzen Polens Wähler auf einen Rechtspopulisten.
> Der zweifelhafte Ruf des Historikers Karol Nawrocki schreckte sie nicht
> ab.
Bild: Wird Dudas Rechtskurs beibehalten: Polens zukünftiger Präsident Karol N…
Polen, Deutschland und Europa stehen stürmische Zeiten bevor: In Polen hat
der Rechtspopulist [1][Karol Nawrocki die zweite Runde der
Präsidentschaftswahlen gewonnen]. Die vielen Skandale rund um seine Person
schreckten über die Hälfte der polnischen Wähler nicht davon ab, für ihn zu
stimmen.
Sie wollen in den nächsten fünf Jahren von einem Präsidenten repräsentiert
werden, dem vorgeworfen wird, als junger Mann Hotelgästen im Ostseebadeort
Sopot Prostituierte zugeführt zu haben, als Amateurboxer Kontakte in die
Halbwelt Danzigs gehabt zu haben, einem Nachbarn und guten Bekannten dessen
Einzimmerwohnung abgeluchst zu haben. Auch die Bilder der brutalen
Massenschlägerei von Fußballhooligans, an der Nawrocki 2009 teilgenommen
hatte, störten sie nicht. Stattdessen scheinen viele den Versicherungen der
rechtsnationalen Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) und ihren Medien
geglaubt zu haben, die all diese Vorwürfe ins Positive umgedeutet hatten.
Bislang hatte Andrzej Duda, der bisherige Präsident aus den Reihen der PiS
(2015–2025), alle Reformgesetze mit seinem Veto blockiert, die die seit
Ende 2023 regierende Mitte-Links-Koalition unter Premier Donald Tusk
verabschiedet hatte. Donald Tusk konnte daher einen Großteil seiner
Wahlversprechen nicht einlösen.
Dies lag aber auch an Streitigkeiten innerhalb der Koalition: Die
erzkonservative Bauernpartei PSL wollte sich auf keinen Fall für die
Wiederherstellung der Frauenrechte in Polen und gegen das restriktive
Abtreibungsrecht einsetzen. Sie schlug sich in dieser Frage auf die Seite
der frauenfeindlichen PiS. Zwar stimmten am Sonntag die meisten Frauen, die
2023 der Mitte-Links-Koalition zum Sieg verholfen hatten, [2][auch jetzt
für den KO-Kandidaten Trzaskowski], aber knapp 80 Prozent der Bauern
entschieden sich für Nawrocki und überstimmten die Frauen.
## Boykottpolitik wird weitergeführt
Es ist zu erwarten, dass der Historiker Nawrocki, der über keinerlei
politische Erfahrung verfügt, die Boykott-Politik Dudas gegenüber der
Tusk-Regierung fortsetzen wird. Das könnte auch die EU in Zugzwang bringen,
die Tusk einen Vertrauensvorschuss gegeben und Milliarden Euro aus bisher
gesperrten Geldern freigegeben hatte. Nun aber ist klar, dass die
Tusk-Regierung ihre [3][Demokratisierungsversprechen] auch in Zukunft nicht
wird einlösen können. Sollte Brüssel den Geldhahn für Polen nun wieder
zudrehen, könnte dies zusammen mit der Boykottpolitik Nawrockis zum Zerfall
der Tusk-Regierung und zu vorgezogenen Neuwahlen führen. In diesem Fall
würde die PiS wohl zurück an die Macht kommen.
Nawrocki hat nie ein Hehl aus seiner antideutschen Haltung gemacht und die
PiS-Kampagne über die angeblich von Deutschland nie bezahlten
Kriegsreparationen fortgeführt. Dabei müsste er es als Historiker besser
wissen: Polen hat die zweithöchsten Reparationen nach der Sowjetunion
erhalten und die zweithöchsten Opferentschädigungen nach Israel. Den
zwischen Kanzler Friedrich Merz und Premier Donald Tusk geplanten Neustart
in den deutsch-polnischen Beziehungen kann man fürs Erste wohl vergessen.
2 Jun 2025
## LINKS
[1] /Offizielles-Ergebnis-in-Polen-liegt-vor/!6091158
[2] /Vor-Praesidentschaftswahl-in-Polen/!6087339
[3] /Jugendforscher-ueber-polnische-Identitaet/!6089804
## AUTOREN
Gabriele Lesser
## TAGS
Polen
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