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# taz.de -- Reaktionen auf Wahlausgang in Polen: EU gibt sich demonstrativ gela…
> Brüssel will zuversichtlich auf den Wahlsieg des rechtsnationalistischen
> Kandidaten Nawrocki in Polen blicken. Dabei hat die EU viel zu verlieren.
Bild: Nawrocki in Siegerlaune im Kreis seiner Familie
Brüssel taz | War was? Die Spitzen von EU und Nato haben sich nach dem
[1][Sieg von Karol Nawrocki in Polen] demonstrativ gelassen gegeben.
Insgeheim hatten sie auf den liberalen Kandidaten Rafal Trzaskowski gesetzt
– doch nun tun sie so, als sei auch Nawrocki eine gute Wahl.
„Ich bin zuversichtlich, dass die EU ihre sehr gute Zusammenarbeit mit
Polen fortsetzen wird“, schrieb EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der
Leyen am Montag auf X. Gemeinsam werde man die Nato „noch stärker“ machen,
kommentierte deren Generalsekretär Mark Rutte in Brüssel.
In Wahrheit müssen sich Rutte und von der Leyen einige Sorgen machen.
Nawrocki lehnt den Nato-Beitritt der Ukraine ab. Außerdem gilt er als
Nationalist, der die EU in die Schranken weisen will. Polnische Gesetze
müssten in [2][Warschau] gemacht werden, nicht in Brüssel, meint er.
Damit setzt er sich vom polnischen Regierungschef Donald Tusk ab, der –
nachdem er einige Jahre lang als Ratspräsident in Brüssel gearbeitet hatte
– auf eine enge Zusammenarbeit mit der EU bedacht ist. Damit könnte es nun
vorbei sein, sogar EU-Hilfen sind [3][wieder in Gefahr].
Nach Tusks Wahl 2023 hatte von der Leyen ohne Zögern EU-Gelder in
Milliardenhöhe ausgezahlt, die zuvor wegen Problemen mit dem Rechtsstaat
eingefroren worden waren. Doch nun dürften die Reformen, die Tusk
versprochen hat, kaum noch voran kommen: Nawrocki kann sie blockieren.
Damit stellt sich die Frage nach den EU-Zahlungen neu. Probleme werden in
Brüssel auch in der Energiepolitik und bei der Migration erwartet. Polen
lehnt die laufende Reform der Asyl- und Migrationspolitik ab; mit Nawrocki
dürfte der Widerstand aus Warschau noch zunehmen.
Auch das Verhältnis zu den USA könnte jetzt schwieriger werden. Von der
Leyen fordert mehr Unabhängigkeit, doch Nawrocki will Polen wieder enger an
Amerika binden. Er gilt als großer Fan von US-Präsident Donald Trump, der
seine Wahl denn auch nach Kräften unterstützt hat.
## Die Trump-Fans freuen sich
Nun freuen sich die Trump-Fans in Europa. Frankreichs Nationalistenführerin
Marine Le Pen sprach nach der Wahl in Polen von einer „guten Nachricht“.
Der ungarische Regierungschef Viktor Orbán jubelte über den „fantastischen
Sieg“, den Nawrocki eingefahren habe.
Orbán war zuletzt in die Defensive geraten, immer mehr EU-Politiker wollen
ihm den Geldhahn zu drehen. Nun kann er wieder auf Rückendeckung aus Polen
hoffen. Für ein polnisch-ungarisches Bündnis gegen Brüssel, wie unter der
früheren PiS-Regierung, dürfte es jedoch nicht reichen.
Spannend wird es im Europaparlament. Hier verspürt die nationalistische
polnische PiS-Partei plötzlich Aufwind. Sie arbeitet in der
rechtskonservativen Fraktion der EKR (Europäische Konservative und
Reformer) mit und könnte künftig wieder mehr Gewicht bekommen.
Vor dem Hintergrund, dass der EKR oft für Mehrheiten im EU-Parlament
gebraucht wird, ist dies nicht ganz unwichtig. Ausgerechnet die
konservative Europäische Volkspartei von Kommissionschefin von der Leyen
(CDU) holt sich fehlende Stimmen immer wieder beim EKR.
Sozialdemokraten und Grüne haben dies schon oft angeprangert und vor einem
Rechtsruck gewarnt. Nun hat der Rechtsdrall auch Polen erreicht – mit
möglicherweise weit reichenden Folgen für die gesamte EU.
2 Jun 2025
## LINKS
[1] /Offizielles-Ergebnis-in-Polen-liegt-vor/!6091158
[2] /Vor-Praesidentschaftswahl-in-Polen/!6087339
[3] /Praesidentschaftswahl-in-Polen/!6086323
## AUTOREN
Eric Bonse
## TAGS
Polen
PiS
Donald Tusk
Karol Nawrocki
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Rechtsruck
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