| # taz.de -- Manifest der SPD-Linken: Kritik ist kein Verrat | |
| > Das Manifest der linken Sozialdemokraten mag nicht bis ins Detail | |
| > durchdacht sein. Doch in der Debatte um Aufrüstung verdient es | |
| > Aufmerksamkeit. | |
| Bild: Ralf Stegner, SPD, auf der Demo der deutschen Friedensbewegung unter dem … | |
| Gewiss kann man an dem friedenspolitischen Manifest der letzten SPD-Linken | |
| einiges kritisieren. Die Verurteilung des russischen Angriffskrieges auf | |
| die Ukraine klingt recht pflichtschuldig. Die Idee, mit dem russischen | |
| Präsidenten Wladimir Putin ausgerechnet bei Cybersicherheit kooperieren zu | |
| wollen, wirkt nicht sonderlich durchdacht. Europa muss, wenn es strategisch | |
| unabhängig von den USA und militärisch nicht erpressbar durch Russland sein | |
| will, aufrüsten. | |
| Das sehen auch die Manifest-Autoren, schlängeln sich aber um die Frage, wie | |
| viel Aufrüstung nötig ist, herum. Aber mehr noch als ein paar | |
| Ungereimtheiten in dem [1][Manifest] des [2][Erhard-Eppler-Kreises] | |
| irritiert das wutbebende Echo. Der grüne Außenpolitiker Robin Wagener | |
| unterstellt Ralf Stegner und Rolf Mützenich, russische Propaganda | |
| nachzuplappern und einen Angriffskrieg zu legitimieren. Warum? Weil in dem | |
| Manifest steht, dass der [3][Kosovokrieg] auch kein Beitrag zur Stützung | |
| des Völkerrechts war. | |
| Kritik am Kosovokrieg in die Nähe von Feindpropaganda zu rücken, zeigt, wie | |
| toxisch der Ton der Debatte geworden ist: Wer nicht für uns ist, muss die | |
| [4][fünfte Kolonne Moskaus] sein. Solche Freund-Feind-Zuschreibungen sind | |
| gefährlich, weil sie die Debatte extrem verengen. Der öffentliche Diskurs | |
| in Deutschland über zentrale Fragen wie Aufrüstung, Krieg, Frieden, | |
| Diplomatie ist vergiftet. | |
| Man muss die Argumente des Eppler-Kreises nicht teilen, aber sie sind | |
| vernünftig formuliert, diskutabel und kein Grund, die Staatsraison in | |
| Gefahr oder Verrat am Werk zu sehen. Das Manifest ist keine Rechtfertigung | |
| von [5][Putins Angriffskrieg]. Es ist kein Aufruf sich Putin in die Arme zu | |
| werfen. Die SPD-Linken fordern die Aufrüstung der Bundeswehr. Aber keine | |
| maßlose. Und sie stellen eine richtige, nötige Frage: Was kommt nach der | |
| Aufrüstung? | |
| ## Die Rüstungsspirale aufbrechen | |
| Der Nato-Doppelbeschluss 1979, übrigens ein Gründungsmotiv der Grünen, | |
| enthielt, wie der Name schon sagt, zweierlei: die Drohung mit Pershings | |
| aufzurüsten und das Angebot an Moskau abzurüsten. Die SPD-Linken fordern | |
| etwas Ähnliches: nämlich, Aufrüstung mit Abrüstungsangeboten zu verbinden. | |
| Eine Rüstungsspirale in Europa kann ja kein Ziel sein. Ein waffenstarrendes | |
| Europa ist noch kein Garant für Sicherheit. Natürlich spricht sehr wenig | |
| dafür, dass mit Moskau Abrüstungsverhandlungen möglich sind. Aber das galt | |
| im Kalten Krieg auch lange. | |
| Dieses Manifest ist schon deshalb nützlich, weil es wie eine Sonde blinde | |
| Flecken der Debatte bloßlegt. Es lohnt, über eine Bundeswehr nachzudenken, | |
| die strukturell nichtangriffsfähig ist. Beängstigend ist es, wenn alles, | |
| was der neudeutschen Entschlossenheit und dem aufblühenden Stolz auf die | |
| [6][„größte konventionelle Armee Europas“] (Friedrich Merz) entgegensteht, | |
| einfach niedergewalzt wird. | |
| 11 Jun 2025 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/spd-manifest-frieden-100.pdf | |
| [2] https://www.erhard-eppler-kreis.de/ | |
| [3] /Kosovokrieg/!t5022137 | |
| [4] /Friedensaktivist-ueber-die-Ostermaersche/!5846420 | |
| [5] /Schwerpunkt-Krieg-in-der-Ukraine/!t5008150 | |
| [6] /Pistorius-und-Merz-bei-Brigade-Litauen/!6087653 | |
| ## AUTOREN | |
| Stefan Reinecke | |
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