# taz.de -- 41-Stunden-Woche für Bremer Beamt*innen: Darf's ein Stündchen meh… | |
> Im Haushalt 2026 spart Bremen Geld, indem man die Arbeitszeit für | |
> Beamt*innen ohne Lohnausgleich erhöht. Es ist ein Signal auch an die | |
> Geberländer. | |
Bild: Auch Polizistinnen sollen in Bremen bald eine Stunde mehr pro Woche arbei… | |
Bremen taz | Ach, die Zeiten! „Herausfordernd“ sind sie, „schwierig“, | |
„nicht gerade einfach“, die Aussichten „bescheiden“. Denn die [1][Ausga… | |
die steigen, und die Einnahmen, die bleiben hinter den Erwartungen zurück]. | |
Uff. Innerhalb der ersten Minute seines Pressestatements zu den neuen | |
Haushaltseckwerten für das kommende Jahr entwirft Bremens Bürgermeister | |
Andreas Bovenschulte (SPD) in schnellen Strichen ein düsteres Bild. | |
Es ist der Hintergrund für das Schmerzhafte, was er gleich sagen muss: Denn | |
ja, natürlich will die rot-grün-rote Koalition im kleinsten Bundesland | |
weiter „gestalten“ („Zukunft gestalten“ sogar), aber eben auch: | |
„konsolidieren“ – [2][sparen also]. Bei der Steuerschätzung von Mai wurde | |
zuletzt deutlich, dass dem Land noch einmal 100 Millionen Euro weniger zur | |
Verfügung stehen, als zuvor gedacht. | |
Besonders griffig ist einer der Sparpläne: Eine Arbeitszeiterhöhung. | |
Landesbeamte sollen künftig 41 statt 40 Stunden arbeiten, ohne | |
Lohnausgleich. | |
Einen „hohen Diskussionsbedarf“ in der Stadtgesellschaft prognostiziert | |
Finanzsenator Björn Fecker (Grüne) angesichts dessen. Am schnellsten mit | |
dem Protest ist die Polizei, mit ihren beiden Gewerkschaften DPolG („ein | |
Affront gegenüber den Beschäftigten“) und der GdP („Der Bremer Senat will | |
uns Polizistinnen und Polizisten wirklich so ausquetschen und aufreiben?“). | |
## 41. Wochenstunde ist auf Bundesebene Normalität | |
Eine Wahrheit dazu ist: Bremens Personalkosten steigen stetig und | |
verschlingen seit diesem Jahr über eine Milliarde Euro – fürs „Gestalten�… | |
bleibt so immer weniger Raum. Sparen tut not – und sparen tut weh. Bei den | |
Beamten trifft es zumindest nicht die Schwächsten. Rein rechnerisch spart | |
eine 41. Stunde beim Beamtensold 2,5 Prozent ein. | |
Zur Wahrheit gehört allerdings auch: Diese Rechnung funktioniert so nur in | |
der Theorie. Wer länger arbeitet, schafft nicht immer mehr. Dass – je nach | |
Studie – nach fünf, sechs oder spätestens acht Stunden die Produktivität | |
sinkt, ist bekannt; es passieren mehr Fehler, die Zahl der Krankheitstage | |
steigt. Zumindest mittelfristig dürfte der Ärger über eine 41. Wochenstunde | |
auch noch die Motivation senken. | |
Eine Bremer Besonderheit ist die 41-Stunden-Woche allerdings nicht: Für | |
Bundesbeamte war die Wochenarbeitszeit schon 2006 von 39 auf 41 Stunden | |
heraufgesetzt worden – ursprünglich als temporäre Maßnahme, die dann aber | |
blieb. Und auch andere Länder verlangen von ihren Beamten eine | |
41-Stunden-Woche: Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein, Hessen und | |
Baden-Württemberg. | |
„Teilweise sind das Geberländer“ sagt Bovenschulte dazu mit ernstem Blick. | |
Länder also, das sagt er nicht, die man im Stabilitätsrat davon überzeugen | |
muss, dass Bremen sich wirklich anstrengt bei seinem | |
[3][Konsolidierungskurs]. Schließlich braucht man deren Ok für die | |
jährlichen Konsolidierungshilfen. Auch Bremen knausert jetzt an seinen | |
Beamt*innen – das ist, vor allem, ein Zeichen. | |
12 Jun 2025 | |
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## AUTOREN | |
Lotta Drügemöller | |
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