# taz.de -- Senat und Bezirke: CDU dementiert: „Da wackelt gar nichts“ | |
> Die Verwaltungsreform ist nach jahrzehntelanger Diskussion fast im Ziel. | |
> Aber nur theoretisch. Denn ein zentraler Punkt ist weiter offen. | |
Bild: Verwaltungsabläufe aller Art sollen schneller werden, wenn Zuständigkei… | |
Berlin taz | Kurz vor dem angepeilten Beschluss über die angestrebte | |
Verwaltungsreform gibt es zwar Beteuerungen von höchster Ebene, alles werde | |
gut. Zugleich ist aber eine zentrale Frage des Reformkonstrukts weiter | |
offen: Wer nämlich bei Streitigkeiten entscheidet, ob eine Senatsverwaltung | |
oder ein Bezirk zuständig ist. Das ist verfassungsrechtlich umstritten. | |
Passenderweise befasst sich an diesem Mittwoch im Abgeordnetenhaus der | |
Rechtsausschuss mit der Reform. | |
Vielfach ist in diesen Wochen davon die Rede, die Reform gehe in den | |
Schlussspurt. Tatsächlich hat es schon gut 25 Jahre lang immer wieder | |
Anläufe gegeben, die Verwaltung besser funktionieren zu lassen. | |
Regierungschef Kai Wegner (CDU) erinnert dazu gern daran, das sei schon ein | |
Thema gewesen, als er 1999 erstmals ins Parlament kam und sein | |
Vorvorvorgänger Eberhard Diepgen noch amtierte. Wäre dieser Prozess ein | |
Marathonlauf und der [1][Zieleinlauf am 10. Juli, der letzten | |
Parlamentssitzung vor der Sommerpause], dann befänden sich die Abgeordneten | |
aktuell auf den letzten 143 Metern. | |
Wie ein erschöpfter Läufer scheint das Reformprojekt, an dem die | |
schwarz-rote Koalition mit den oppositionellen Grünen und Linken fast zwei | |
Jahre gearbeitet hat, aber noch ins Wanken geraten zu können. Dem | |
widerspricht CDU-Fraktionschef Dirk Stettner zwar vehement – „da wackelt | |
gar nichts“, sagt er am Dienstag der taz. Und gleiches behauptet genauso | |
SPD-Fraktionschef Raed Saleh. Auch die Opposition gibt sich guten Willens – | |
sieht aber die Verantwortung dafür bei der Koalition. | |
Denn nach taz-Informationen ist weiter offen, welche Kompetenzen jene noch | |
einzurichtende Einigungsstelle haben soll, die bei Kompetenzstreitigkeiten | |
zwischen Senat und Bezirk entscheiden soll. Vorrangig in der SPD wurden | |
Bedenken laut, es sei nicht verfassungsgemäß, wenn nicht ein gewähltes | |
Parlament und auch nicht die Regierung mit ihrem vom Parlament gewählten | |
Chef, sondern eine solche Stelle das letzte Wort haben soll. | |
## Der Senat hat den Entwurf im April beschlossen | |
Die Kritik wurde laut, nachdem sich die vier Fraktionen im März offiziell | |
einigten und d[2][er Senat den Reformentwurf am 1. April beschlossen | |
hatte]. Und obwohl inzwischen über zwei Monate vergangenen sind, sei erst | |
jüngst ein Vorschlag zur Lösung aufgetaucht, heißt es aus der Opposition – | |
und über den sei man sich noch nicht einig. | |
Keine Rolle soll bei den aktuellen Debatten spielen, dass sich die | |
Fraktionen von Grünen und Linken jüngst verärgert darüber zeigten, dass der | |
Senat ein großes Bauprojekt – [3][die „Urbane Mitte“ am Gleisdreieckpark… | |
an sich gezogen hat. Auf die Stimmen beider Fraktionen ist die schwarz-rote | |
Koalition angewiesen, weil die Reform in der Landesverfassung verankert | |
sein soll – und die lässt sich nur mit einer Zweidrittelmehrheit ändern, | |
über die die Koalition allein nicht verfügt. | |
An diesem Mittwoch sollen, so bestätigten Grüne und Linke, Vertreter der | |
Fraktionen nochmals zur Reform zusammensitzen. Und in Raum 376 des | |
Abgeordnetenhauses ist die Verwaltungsreform – genauer: das dafür nötige | |
Gesetzeswerk – Punkt 3 der Tagesordnung im Rechtsausschuss. Wirklich | |
entschieden, so die Erwartung im Parlament, wird allerdings bei einer | |
gemeinsamen Klausurtagung der Fraktionsvorstände von CDU und SPD am | |
übernächsten Wochenende im idyllisch gelegenen Landgut Stober bei Nauen, wo | |
eine Woche später auch die Grünen-Fraktion tagt. CDU-Fraktionschef Stettner | |
legte sich gegenüber der taz fest: „Wir werden eine vernünftige Lösung | |
finden, die verfassungsgemäß ist.“ | |
10 Jun 2025 | |
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## AUTOREN | |
Stefan Alberti | |
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