# taz.de -- Ministerpräsidentenkonferenz: Bundesländer warnen vor Belastung d… | |
> Die Ministerpräsident:innen sind für die Steuerentlastungen der | |
> Bundesregierung. Sie fordern aber eine Kompensation für Städte und | |
> Gemeinden. | |
Bild: Die Ministerpräsident*innen der Länder waren vor dem Paket welches die … | |
Die Ministerpräsident:innen der Länder fordern einen Ausgleich für | |
die Einnahmen, die den Kommunen durch das geplante Steuerentlastungspaket | |
der schwarz-roten Koalition wegbrechen. Die Länder begrüßen das | |
[1][Entlastungspaket der Bundesregierung], sagte der sächsische Landeschef | |
Michael Kretschmer (CDU) nach der Ministerpräsidentenkonferenz (MPK) am | |
Donnerstag im Berliner Bode-Museum. Kretschmer ist zurzeit Vorsitzender der | |
MPK. Aber die Länder seien auch die „Schutzpatrone“ der Kommunen. „Wir | |
brauchen einen finanziellen Ausgleich“, sagte er. Viele Städte und | |
Gemeinden befänden sich bereits finanziell an der Grenze dessen, was | |
verfassungsrechtlich möglich sei. | |
Der Hintergrund: Die Bundesregierung hat am Mittwoch ein Paket auf den Weg | |
gebracht, [2][mit dem Unternehmen entlastet werden sollen]. Der Bundestag | |
hat darüber am Donnerstag in erster Lesung beraten, im Juli soll der | |
Bundesrat abstimmen. Vorgesehen ist unter anderem, dass Betriebe | |
Steuervorteile erhalten, wenn sie investieren. | |
Bis 2029 entgehen Bund, Ländern und Kommunen zusammen fast 46 Milliarden | |
Euro. Zwei Drittel der fehlenden Steuereinnahmen entfallen auf die | |
Bundesländer und die Kommunen. Städten und Gemeinden werden nach | |
Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln zwischen 2025 und | |
2028 Steuereinnahmen in Höhe von 11 Milliarden Euro fehlen. | |
## Länder planen Zustimmung | |
Die Länder wollten im Bundesrat zustimmen, sagte der neue niedersächsische | |
Ministerpräsident Olaf Lies (SPD), der im Mai seinen Vorgänger Stephan Weil | |
abgelöst hat. „Das ist unser festes Ziel“, betonte Lies, der | |
stellvertretender MPK-Vorsitzender ist. Dazu müssten aber die | |
Einnahmeausfälle kompensiert werden. | |
Er warnte davor, die fehlenden Steuereinnahmen und die geplanten Gelder aus | |
dem Finanzpaket „gegeneinander aufzurechnen“. Damit spielte er auf das | |
beschlossene Infrastrukturpaket für Investitionen an, das mit dem | |
kreditfinanzierten „Sondervermögen“ in Höhe von 500 Milliarden Euro | |
finanziert werden soll. Davon sollen 100 Milliarden Euro an die Länder und | |
Kommunen fließen. Das dürfe nicht mit der Diskussion um die fehlenden | |
Einnahmen durch das Entlastungspaket vermischt werden. „Das sind | |
unabhängige Punkte“, sagte Lies. | |
Mehrere Landeschef:innen hatten im Vorfeld der Konferenz ebenfalls | |
einen Ausgleich für die Kommunen gefordert. „Wir brauchen Kompensation“, | |
sagte der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Alexander Schweitzer | |
(SPD). Länder und Kommunen könnten die enormen Mindereinnahmen nicht | |
schultern. Mecklenburg-Vorpommerns Regierungschefin Manuela Schwesig (SPD) | |
forderte, die Kommunen zu ent- statt belasten. „Unsere Bürgermeisterinnen | |
und Bürgermeister sind weit über dem Limit. Denn sie haben alle defizitäre | |
Haushalte.“ | |
Die angespannte Finanzsituation zeigt sich besonders deutlich in Sachsen. | |
Vor zwei Wochen hat der Präsident des Sächsischen Städte- und Gemeindetags, | |
Bert Wendsche, dem Landesparlament einen Forderungskatalog überreicht. | |
Titel: „Kommunale Haushalte in Not!“ Im Gespräch mit der taz betonte der | |
parteilose Kommunalpolitiker am Mittwoch zwar, es sei gut, die Wirtschaft | |
anzukurbeln. Aber die Kommunen könnten es nicht verschmerzen, noch weniger | |
Geld zu haben. | |
## Sachsen stecke in schlimmer Finanzkrise | |
„Sachsen steckt in der schlimmsten Finanzkrise der kommunalen Ebene, die | |
wir je hatten“, sagte Wendsche. Seit 2001 ist er Oberbürgermeister der | |
Großen Kreisstadt Radebeul, nordöstlich von Dresden. Im Vorjahr hätten die | |
sächsischen Kommunen bereits einen Finanzverlust von 682 Millionen Euro | |
hinnehmen müssen. Sollte die Entlastung wie vom Bund geplant kommen, | |
rechnet Wendsche mit weiteren Verlusten von 360 Millionen Euro an | |
Gewerbesteuer und am Gemeindeanteil der Einkommensteuer bis 2029. | |
In der Folge müssten Kommunen bei Investitionen sparen und ihre Angebote | |
einschränken. Kitas und Schulen, Schwimmbäder, ÖPNV oder die soziale | |
Infrastruktur würden darunter leiden. Das hätte auch Folgen für die | |
Unternehmen, sagt Wendsche: „Wenn das kommunale Leben zum Erliegen kommt, | |
ist das auch kontraproduktiv für die Wirtschaft.“ | |
Aber könnten die Kommunen nicht das Geld aus dem Investitionspaket für die | |
Infrastruktur nutzen? Vor dieser Vermischung warnt Wendsche ebenso wie der | |
niedersächsische Landeschef Lies. Das Paket werde „frühestens 2027 | |
finanziell ausgabewirksam“, sagte Wendsche. Es sei für Investitionen | |
gedacht, nicht für laufende Ausgaben. „Investitionen nützen nichts, wenn | |
Sie vorher insolvent sind.“ | |
## Bärendienst der Bundesregierung befürchtet | |
Der Deutsche Städtetag fordert ebenfalls einen Ausgleich. „Wenn der Bund | |
Steuererleichterungen auf den Weg bringt, müssen die Einnahmeausfälle der | |
Kommunen komplett ausgeglichen werden“, sagte Helmut Dedy, | |
Hauptgeschäftsführer. Bleibe den Kommunen kein Spielraum für Investitionen, | |
[3][erweise die Bundesregierung der Wirtschaft einen „Bärendienst“]: | |
„Investitionen der Kommunen fließen zu einem großen Teil direkt an die | |
heimische, regionale Wirtschaft“, sagte er. | |
Ursprünglich sollten die Ministerpräsident:innen nach ihrer | |
Konferenz mit Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) zusammentreffen. Das ist | |
wegen dessen Reise zu US-Präsident Donald Trump verschoben worden. Am 18. | |
Juni wollen die Ministerpräsident:innen und Merz gemeinsam beraten, | |
wie eine Lösung aussehen könnte. „Das ist kein Thema, das Parteien trennt�… | |
sagte Landeschef Kretschmer. „Das ist ein Thema zwischen Bund und Ländern.“ | |
5 Jun 2025 | |
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## AUTOREN | |
Anja Krüger | |
David Muschenich | |
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Lars Klingbeil | |
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