# taz.de -- Olympia-Bewerbung abgeschickt: Der Norden greift wieder nach den Ri… | |
> Hamburg hat seine Olympiabewerbung eingereicht. Zusammen mit | |
> Schleswig-Holstein will man grünere, nachhaltigere Spiele. Linke und | |
> „Nolympia“ zweifeln. | |
Bild: Der Sportsenator freut sich auf „Festivalatmosphäre“: Andy Grote (SP… | |
Hamburg taz | Nachhaltig, grün, dem Weltfrieden zuträglich: Mit echten buzz | |
words warfen am Sonnabendmittag in einer Hamburger Mehrzweckhalle die | |
Redner:innen um sich. Immerhin ging es um [1][ein Konzept für die | |
Austragung olympischer sowie paralympischer Sommerspiele]: Das war kurz | |
zuvor von Hamburg (und Schleswig-Holstein) beim Deutschen Olympischen | |
Sportbund (DOSB) eingereicht worden – so wie auch schon die Konzepte | |
Berlins und der Rhein-Ruhr-Region; am Abend werde er „bei Markus Söder“ in | |
München sein, sagte [2][Volker Bouffier], DOSB-Vorstand mit besonderen | |
Aufgaben und derzeit viel mit kleinem Rollkoffer unterwegs. | |
Gekommen war auch Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther | |
(CDU). Kiel freilich ist in allen vier Bewerbungskonzepten als | |
Nebenstandort beteiligt. Wie weit möchte man da Günthers nun bekundeter | |
„Sympathie“ für norddeutsche Spiele glauben? | |
Die Frist endete am 31. Mai – auf den letzten Drücker wurde also eine | |
norddeutsche „Kick-off-Veranstaltung“ ausgerichtet, um [3][wenigstens die | |
Eckpunkte] unter die Leute zu bringen. Die Presse war geladen, aber auch | |
der Sport. Denn dass von Olympischen Spielen gerade auch der Breitensport | |
profitieren werde, der ja so wichtige sozial kittende, auch inkludierende | |
Aufgaben stemmt: Das war den Verantwortlichen erkennbar wichtig. | |
Überhaupt sollten aber alle Menschen in der Stadt „etwas von den Spielen | |
haben“, so Katharina Fegebank, Zweite Bürgermeisterin (Grüne). Kein | |
Elitenprojekt wollte man betrommeln, hoch oben im Bunker gleich neben dem | |
Millerntor-Stadion, in dem die Hockey-Wettbewerbe ausgetragen würden, | |
sollte man sich durchsetzen bei DOSB und Internationalem Olympischen | |
Komitee. | |
## Spiele sollen sich der Stadt anpassen | |
Der erklärte Clou: „Die Spiele sollen sich Hamburg anpassen, nicht | |
umgekehrt.“ Was Fegebank wörtlich sagte, unterstrich auch SPD-Sportsenator | |
[4][Andy Grote]. Und Tschentscher sagte: „Die Bewerbungen früherer | |
Jahrzehnte bestanden darin, dass eine Stadt umgebaut wurde, um Olympische | |
Spiele zu ermöglichen. Und dieses Prinzip haben wir umgedreht.“ | |
Das Konzept verspricht kurze Wege, ÖPNV-Anbindung und Barrierefreiheit, | |
aber vor allem die Nutzung bestehender Infrastruktur, also von Stadien und | |
Arenen in Hamburg und Kiel. In Hamburg sieht es die Austragung von 38 | |
Disziplinen vor, drei in Kiel (Segeln, Handball und Rugby). Ganz woanders | |
würden Kanuslalom, Schießen und Vielseitigkeitsreiten abgehalten. | |
Im Volkspark indes soll groß investiert werden [5][in ein neues Stadio]n, | |
das künftig Heimat des HSV werden, aber längst nicht nur dem Sport offen | |
stehen soll: „Wenn große Popstars nur wenige Konzerte in Deutschland | |
geben“, so Grote, „dann werden sie das künftig in Hamburg tun.“ Freilich: | |
Das muss auch ohne Olympia-Zusage passieren, denn das bestehende | |
HSV-Stadion wird sich laut Grote nicht ewig ertüchtigen lassen, zumindest | |
nicht bei angemessenem Aufwand: Spätestens Mitte des Jahrhunderts sei da | |
Schluss. | |
Auch was da nun als etwaiges Olympisches Dorf gehandelt wird, trägt in | |
Teilen seit Jahren einen anderen Namen: Die „Science City“ ist ein längst | |
angegangenes Entwicklungsprojekt im Stadtteil Bahrenfeld. Wo irgendwann | |
geballte Spitzenforschung Platz finden soll, könnten das vorher und auf | |
Zeit die internationalen Athlet:innen tun. Wenn Grote nun auch noch | |
darüber sprach, dass Hamburger Kinder absehbar fünf verlässliche | |
Schulstunden Sport pro Woche haben, weil das ja gut sei für sie und für uns | |
alle: Dann erhärtete das den Verdacht, dass manches eh in irgendwelchen | |
Schubladen Liegende da Eingang gefunden hat. | |
## Unterbelichtet: die Geldfrage | |
Nicht beeindruckt zeigte sich am Sonnabend die Hamburger Linke und | |
erinnerte ganz uneuphorisch ans schnöde Geld: „Wer glaubt, dass die | |
Olympischen Spiele keine Schulden in Milliardenhöhe für Hamburg bringen, | |
glaubt auch, dass Zitronenfalter Zitronen falten“, erklärte etwa die | |
[6][Vize-Fraktionsvorsitzende Heike Sudmann]. | |
Parallel zum „Kick-off“ mit Funktionären und Fahnenträgerinnen richtete d… | |
[7][Initiative „Nolympia“] draußen vor dem Bunker eine „Mahnwache“ aus… | |
Teilnehmende eines antirassistischen Fußballturniers beim benachbarten FC | |
St. Pauli bildeten als Menschenkette das Wort „NOLYMPIA“. Es bleibt | |
spannend: Auch Hamburg muss bis Ende Juni 2026 per Referendum klären, wie | |
es um die Akzeptanz steht – 2015 war das erst mal das Aus für Hamburgs | |
Olympische Pläne. | |
1 Jun 2025 | |
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[6] https://www.linksfraktion-hamburg.de/heike-sudmann/ | |
[7] https://www.nolympia-hamburg.de/ | |
## AUTOREN | |
Alexander Diehl | |
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