# taz.de -- Olympische Spiele in Hamburg: Olympische Frage am Millerntor | |
> Hamburgs Botschaft lautet: Olympia lohnt sich. Aktuell würde es sich vor | |
> allem für den HSV lohnen. Nun stellt sich auch der FC St. Pauli der | |
> Debatte. | |
Bild: Die Olympische Flagge könnte hier auch wehen: Aber wollen sie das am Mil… | |
Unter dem Motto „Olympia – muss das sein?“ hat der FC St. Pauli am Samstag | |
über [1][Hamburgs Bewerbung für die Spiele] und die Rolle des Vereins darin | |
diskutiert. Während die Stadt mit neuen Stadien und allerlei Versprechen | |
wirbt, herrscht am Millerntor eher Skepsis – aber es regt sich auch | |
vorsichtige Offenheit. | |
Das Millerntorstadion, in dem der FC St. Pauli seine Heimspiele der 1. | |
Fußball-Bundesliga austrägt, könnte bei einer erfolgreichen Bewerbung | |
Hamburgs 2036, 2040 oder 2044 Austragungsort für die Hockey-Turniere | |
werden. Dafür müsste das Stadion, das mittlerweile in eine Genossenschaft | |
überführt worden ist, der Stadt als Austragungsstätte zur Verfügung | |
gestellt werden. Im Gegenzug wäre die Finanzierung des Ausbaus von drei | |
bisher offenen Ecken im Stadion möglich und damit eine Erweiterung um | |
mehrere Tausend weitere Sitzplätze. Die Stadt Hamburg will klarmachen: | |
Mitmachen lohnt sich. Aktuell lohnt es sich aber vor allem für den | |
Hamburger SV, den zweiten Profi-Fußballklub der Stadt. | |
Im Rahmen der Olympia-Bewerbung ist ein neues Stadion im Volkspark geplant: | |
eine moderne Multifunktionsarena mit 60.000 Plätzen. Nach den Olympischen | |
Spielen könnte sie dem HSV als Heimstätte dienen und für | |
Großveranstaltungen wie Konzerte, Kongresse oder Champions-League-Spiele | |
zur Verfügung stehen. Das derzeitige Stadion des HSV ist angeblich | |
spätestens in den 40er- bis 50er-Jahren marode und die | |
Instandhaltungskosten wären dann zu hoch. Obwohl es erst im Jahr 2000 | |
eröffnet, vor zwei Jahren für 30 Millionen Euro renoviert wurde und keine | |
Belege für dessen Verfall vorliegen. | |
Das sieht nach einem Kniff mit Hintergedanken aus, denn: | |
Olympia-Bewerbungen müssen heute offiziell nachhaltig sein. Das fordert das | |
Internationale Olympische Komitee (IOC) in seiner Reformagenda Olympic | |
Agenda 2020 und deren Weiterentwicklung, die Agenda 2020+5. Neubauten | |
sollen möglichst vermieden, bestehende Infrastruktur genutzt und Projekte | |
mit langfristigem Nutzen umgesetzt werden. Städte sollen zeigen, dass | |
geplante Investitionen über die Spiele hinaus Bestand haben. | |
## Millerntorstadion an der Auslastungsgrenze | |
Der FC St. Pauli könnte von einer Teilnahme an den Olympischen Spielen auch | |
profitieren. „Wir haben einen Wachstumsschmerz als FC St. Pauli“, | |
formulierte Oke Göttlich, Präsident des Vereins, dessen missliche Lage. | |
Seit Jahren ist das Millerntorstadion an der Auslastungsgrenze und Kritik | |
am Ticketvergabesystem ausgesetzt. Die Nachfrage übersteigt die etwa 30.000 | |
Plätze deutlich. Nicht der einzige Engpass. „Wir haben viele Sporttreibende | |
in und um den FC St. Pauli, die unsere Farben, Ideen und Leitlinien nicht | |
vertreten können, weil wir ihnen keine Hallenplätze, weil wir ihnen keine | |
Infrastruktur, weil wir ihnen keine Möglichkeiten geben“, sagt Göttlich am | |
Samstag. | |
Er plädiert dafür, die Pläne und den Bürgerentscheid abzuwarten, statt sich | |
kategorisch gegen das Großevent Olympia zu stellen. Eine Meinung, die viele | |
an diesem Abend nicht teilen. Nur eine Publikumsmeldung ist positiv und | |
hebt die Vorteile für Hamburg wie beispielsweise die Entwicklung von | |
weiteren Sportstätten und Infrastruktur hervor. Eine weitere spricht mit | |
Blick auf die Austragunsorte [2][Peking] und [3][Sotschi] davon, dass man | |
die Spiele nicht autoritären Regimen überlassen könne. | |
Andere wollen, das Lehren aus den [4][Olympischen Spielen in Paris] gezogen | |
werden. Dort stiegen die Mieten, Studierende wurden aus Studierendenheimen | |
ausquartiert und die Bevölkerung litt unter den Sicherheitsmaßnahmen und | |
Baustellen. Wohnungslose wurden mit Bussen aus der Stadt geschafft. | |
Einnahmen konnte Parist nicht generieren. Argumente wie „Hamburg wird auch | |
draufzahlen“ oder „In Olympia wird Kohle versenkt“ fielen am Samstag auch. | |
Die Hamburger*innen können voraussichtlich am 31. Mai 2026 über eine | |
Olympia-Bewerbung abstimmen. Beim letzten Mal, das war 2015, sagte eine | |
knappe Mehrheit: Nein. | |
20 Jul 2025 | |
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## AUTOREN | |
Franziska Vetter | |
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