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# taz.de -- Junge Nazis: Man darf die Jugend nicht den Rechten überlassen
> Es ist verstörend, wie jung die Festgenommenen der Nazi-Gruppe „Letzte
> Verteidigungswelle“ sind. Eltern, Schulen und Vereine müssen aktiv
> werden, um den Hass zu stoppen.
Bild: Die Schäden nach einem Brandanschlag auf das Kulturhaus in Altdöbern si…
Das ging verdammt schnell. Acht Jugendliche aus Altdöbern, Wismar und
Schmölln waren zunächst im Fußball- und Judoverein aktiv und teilten im
Internet Hundevideos. [1][Plötzlich aber war ihnen anderes wichtiger:
Chatgruppen, in denen sie über „Kanaken“, die Antifa, CSDs herzogen, mit
Waffen und Hakenkreuzen posierten, über einen
„nationalsozialistischen Umsturz“ fantasierten] – und sich
entschlossen, zur Tat zu schreiten.
Für einen Anschlag auf eine Geflüchtetenunterkunft wurden bereits
Kugelbomben besorgt. In Altdöbern wurde ein Kulturhaus angezündet, im
Gebäudekomplex lebte eine Familie. Es war nur Zufall, dass es keine Toten
gab. Nun nahm die Bundesanwaltschaft die Jugendlichen fest und wirft der
Gruppe, die sich Letzte Verteidigungswelle nennt, Terror vor.
Die Anführer sind 15, 16 und 18 Jahre alt, [2][sie sitzen in Haft.] Es ist
nicht nur verstörend, wie jung die Festgenommenen sind und wie rasant ihre
Radikalisierung verlief. Sondern auch, dass sie niemand stoppte. Die Eltern
nicht, auch nicht Freunde, nicht die Schule. Weil niemand etwas mitbekam?
Oder weil sie niemand stoppen wollte?
Dieser Terror hat einen Nährboden. Zwei Jahre ist es her, dass
Lehrer*innen in Südbrandenburg, unweit von Altdöbern, einen Brandbrief
schrieben: Der [3][Rechtsextremismus habe sich in ihren Klassenräumen
breitgemacht,] wer widerspreche, müsse um seine Sicherheit fürchten. Auch
andernorts zeigten sich Schülervertreter*innen alarmiert. Bei der
Bundestagswahl votierten Jungwählern zu 21 Prozent für die AfD. Für eine
Partei, die Hass auf Migranten und Andersdenkende sät, eine
Untergangsstimmung beschwört. Die nun ganze Landstriche erobert – wo weit
rechte Einstellungen inzwischen Mainstream sind. Und gerade erst wurde die
[4][Jahresbilanz rechter Straftaten verkündet: Es waren mehr als 42.000],
ein Rekordhoch.
Es ist dieses Klima, in dem die Jugendlichen aufwachsen. Ein Klima, in dem
es wieder angesagt ist, rechts und autoritär zu sein. Wo man es anderen
wieder zeigen will, auch mit Gewalt. Es ist eine Enthemmung, die einem auf
Social-Media-Plattformen entgegenschwappt – und sich in dortigen
Echokammern zigfach verstärkt. Bis der Eindruck entsteht: Dieser rechte
Terror ist genau das, was nun getan werden muss. Schon vor Jahren fanden
sich Teenager vereinzelt in militanten Gruppen wie der Atomwaffen Division
wieder. Nun gibt es viele solcher Gruppen.
Es ist wichtig, dass die oberste Ermittlungsbehörde einschritt, bevor es zu
Toten kam. Aber das reicht bei Weitem nicht. Dafür liegt das Problem zu
tief. Es müssen Eltern, Schulen, Vereine aktiv werden, um den Hass zu
stoppen. Es muss das Runterfahren von Jugendclubs und Sozialarbeit enden,
gerade im Ländlichen. Es darf nicht so weit kommen, dass für die
Jugendlichen einzig rechtsextreme Kameradschaften noch Anlaufstellen sind.
Diese Kehrtwende wird ein Kraftakt. Aber wenn die Politik hier weiterspart,
dann werden die nun festgenommenen Teenagerterroristen nur der Anfang
sein.
23 May 2025
## LINKS
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## AUTOREN
Konrad Litschko
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