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# taz.de -- Bundesanwaltschaft nimmt Jungnazis fest: Tatvorwurf: Terror
> Die Bundesanwaltschaft lässt fünf Mitglieder der „Letzten
> Verteidigungswelle“ festnehmen. Die Minderjährigen sollen Anschläge
> geplant haben.
Bild: Sie posieren vermummt und mit Deutschlandfahne: Neonazis der „Letzten V…
Berlin taz | Die jungen Neonazis posierten im Internet martialisch, zeigten
sich vermummt, mit Pyrofackel und Deutschlandfahne. „Zu jeder Zeit Kampf
bereit“, tönte ihre Gruppe, [1][die „Letzte Verteidigungswelle“]. Und
tatsächlich folgten Straftaten: ein Brandanschlag auf ein Kulturhaus im
Brandenburger Altdöbern, eine Attacke auf eine Geflüchtetenunterkunft im
Thüringer Schmölln und ein versuchter Anschlag auf eine Unterkunft in
Senftenberg.
Zuletzt dann schaltete sich die Bundesanwaltschaft in die Ermittlungen ein
– und ließ nun am Mittwochmorgen fünf Mitglieder der „Letzten
Verteidigungswelle“ festnehmen. Die Vorwürfe wiegen schwer: Die Behörde
wirft ihnen die Bildung einer terroristischen Vereinigung vor. Drei weitere
Beschuldigte – Devin K. Claudio S., Justin W. – rechnet die Behörde
ebenfalls der Gruppe zu, sie saßen bereits in Haft. Die meisten von ihnen
sind noch minderjährig, zwischen 14 und 21 Jahre alt.
Die Festnahmen erfolgten in Rostock, Wismar, im Landkreis
Oberspreewald-Lausitz, im Lahn-Dill-Kreis, im Landkreis Leipzig und im
Altenburger Land und Ilm-Kreis. Insgesamt 13 Objekte wurden von 220
Polizeikräften durchsucht.
Die Gruppe ist eine von mehreren, die seit dem vergangenen Jahr bundesweit
zunächst auf Social-Media-Plattformen wie Tiktok oder Instagram auftauchten
und in denen sich sehr junge Rechtsextreme organisierten, teils noch im
Teenager-Alter. Die taz hatte mit als Erste [2][auf die „Letzte
Verteidigungswelle“ aufmerksam gemacht]. Die Gruppe hatte sich im April
2024 gegründet, bezeichnete sich als Instanz zur Verteidigung der
„Deutschen Nation“. Ihr Schwerpunkt lag zunächst auf
Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen und Thüringen.
## Bei der Tat gefilmt
Die erste schwere Straftat beging die Gruppe am 23. Oktober vergangenen
Jahres. Laut Haftbefehl sollen Lenny M. und Jerome M., zwei 15-Jährige, im
Brandenburger Altdöbern mit Brandbeschleuniger ein Kulturhaus
niedergebrannt haben. Sie filmten sich bei der Tat in einem Video. In dem
Gebäudekomplex wohnten auch die Betreiber der Einrichtung. Nur durch Zufall
seien sie nicht verletzt worden, betont die Bundesanwaltschaft. Es entstand
ein Sachschaden von 500.000 Euro. An der Tat soll auch Ben-Maxim H.
beteiligt gewesen sein, der vorab eine Rede entwarf, mit der Lenny M. die
Tat in einem Video angekündigte, um andere Mitglieder der „Letzten
Verteidigungswelle“ zu Taten zu animieren.
Claudio S. und Justin W. wird wiederum vorgeworfen, am 5. Januar im
Thüringer Schmölln ein Fenster eingeschlagen zu haben und mit einer
Feuerwerksbatterie in das Innere des Gebäudes geschossen zu haben, um
dieses in Brand zu setzen. Ein Feuer brach aber nicht aus. An die
Unterkunft sprühten die beiden Jungnazis „LVW“, „Ausländer raus“,
„Deutschland den Deutschen“, „NS Gebiet“ und Hakenkreuze. Sie selbst so…
bei der Tat den Hitlergruß gezeigt haben und wurden später festgenommen.
## Sächsischer „Gauleiter“ in Haft
Unter den Beschuldigten ist auch der 21-jährige Sachse Devin K., der sich
selbst als sächsischer „Gauleiter“ bezeichnete. Ihm wird mit Lenny M. und
Claudio S. vorgeworfen, einen Anschlag auf eine Geflüchtetenunterkunft in
Senftenberg geplant zu haben. In Tschechien hatte er sich dafür bereits
zwei Kugelbomben besorgt. Nach einem Hinweis des Stern an die Polizei, der
eine Reporterin in die Gruppe eingeschleust hatte, wurden Devin K. und
Claudio S. im Februar festgenommen.
Die Bundesanwaltschaft wirft den acht Beschuldigten nun die Mitgliedschaft
oder Unterstützung einer terroristischen Vereinigung vor. Als Rädelsführer
sieht sie dabei Benjamin H., Jason R. und Lenny M. Die Gruppe habe mit
Anschlägen gegen Migranten und politische Gegner einen „Zusammenbruch des
demokratischen Systems“ in Deutschland geplant. Auch Todesfälle seien
eingepreist gewesen.
Lenny M. wirft die Bundesanwaltschaft, zusammen mit Jerome M. auch
versuchten Mord und besonders schwere Brandstiftung vor sowie die
Verabredung zu einem Mord. Die Ermittlungen waren zunächst von den
Landeskriminalämtern in Brandenburg, Sachsen und Thüringen geführt worden.
Dann übernahm die Bundesanwaltschaft. [3][Auch Verfassungsschutzämter der
Länder hatten zuletzt die Beobachtung der jugendlichen Neonazi-Gruppen
intensiviert].
Bundesjustizministerin Stefanie Hubig (SPD) nannte es „besonders
erschütternd“, dass alle Festgenommenen noch minderjährig sind. „Das ist
ein Alarmzeichen und es zeigt: Rechtsextremistischer Terrorismus kennt kein
Alter.“
Anmerkung der Redaktion: Wir haben das Alter der Beschuldigten korrigiert.
In der ersten Version dieses Textes stand, dass der jüngste Beschuldigte 15
Jahre alt ist. Tatsächlich ist er aber 14 Jahre alt.
21 May 2025
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## AUTOREN
Konrad Litschko
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