| # taz.de -- Krieg im Gazastreifen: Netanjahu fordert Vertreibung der Palästine… | |
| > Israels Premier macht die „Umsiedlung“ der Palästinenser zur Bedingung | |
| > für ein Ende des Krieges. Mitglieder seiner Regierung fordern dies schon | |
| > lange. | |
| Bild: Bereits größtenteils zerstört: Netanjahu will die Palästinenser aus d… | |
| Kairo taz | Es ist wohl keine Bedingung, die als ernsthafte | |
| Verhandlungsbasis mit der Hamas gedacht ist – für ein Ende des Krieges oder | |
| die Freilassung der israelischen Geiseln. Damit Israel den Krieg in Gaza | |
| beendet, forderte Benjamin Netanjahu am Mittwoch die Verwirklichung des | |
| „revolutionären“ Plans von US-Präsident Donald Trump, der vorsieht, die | |
| Palästinenser umzusiedeln. Trumps Plan habe das „Potenzial, das Gesicht des | |
| Nahen Ostens zu verändern“, sagte der israelische Premier auf einer | |
| Pressekonferenz. | |
| Auch bekannt unter den Namen [1][„Rivera des Nahen Ostens“], hatte Trump im | |
| Februar vom Wiederaufbau des Gazastreifens ohne die Palästinenser | |
| gesprochen. Indem Netanjahu diesen Plan nun als Bedingung für ein Ende des | |
| Krieges formuliert, folgt er den Aussagen einiger seiner [2][rechtsextremen | |
| Regierungsmitglieder], die schon lange offen die Vertreibung der | |
| Palästinenser propagieren. | |
| So verkündet Finanzminister Bezalel Smotrich kürzlich, dass Israel „alles | |
| zerstören wird, was von Gaza übrig ist“. Er forderte, die Bevölkerung in | |
| einer kleinen „humanitären Zone“ im Süden zu konzentrieren. Ein Großteil | |
| der mehr als zwei Millionen Einwohner sollte dann zur Auswanderung in | |
| Drittländer bewegt werden. | |
| In seiner neuesten Pressekonferenz stellte Netanjahu eine ganze Liste | |
| weiterer Forderungen. „Wir sind bereit, den Krieg zu beenden, aber nur | |
| unter Bedingungen, die die Sicherheit Israels gewährleisten“, erklärte er. | |
| Dazu zählte er die Freilassung der Geiseln, dass die Hamas ihre Macht im | |
| Gazastreifen aufgibt und sich entwaffnet. | |
| ## Netanjahu verweigerte zweite Phase des Abkommens mit der Hamas | |
| Eigentlich war bei einem Waffenstillstandsdeal im Januar zwischen Israel | |
| und der Hamas ausgemacht worden, dass die Geiseln in mehreren Phasen mit | |
| palästinensischen Gefangen ausgetauscht werden. In der zweiten Phase | |
| sollten die letzten Geiseln freigelassen werden, wenn sich Israel zu einem | |
| Rückzug und permanentem Waffenstillstand verpflichtet. Während beide Seiten | |
| die Bedingungen der ersten Phase erfüllten, weigerte sich Netanjahu, die | |
| zweite Phase zu beginnen. | |
| Der Krieg werde nicht beendet, bis die Hamas zerstört sei, rechtfertigte er | |
| damals seine Weigerung. Die Hamas bot daraufhin die Freilassung aller | |
| Geiseln auf einen Schlag an, wenn sich Netanjahu zu einem Kriegsende | |
| verpflichtet. Sie erklärte sich bereit, in Verhandlungen einzutreten und | |
| ihre Macht in Gaza abzugeben, wenn sich Israel zurückzieht und die | |
| Waffenpause permanent wird. | |
| Der israelische Premier brach daraufhin [3][im März den Waffenstillstand]. | |
| Es begann die neuen Offensive mit dem Namen Operation „Gideons | |
| Streitwagen“, um, wie Netanjahu erneut in seiner Pressekonferenz betonte, | |
| „die Arbeit zu vollenden“.Erklärtes Ziel der Operation ist es, den | |
| Gazastreifen vollkommen unter die Kontrolle der israelischen Armee zu | |
| bringen. | |
| „Wir werden gewinnen und es wird nicht weitere eineinhalb Jahre dauern. Ich | |
| möchte unsere Pläne nicht verraten, aber wir werden eine Entscheidung | |
| herbeiführen und eine andre Zukunft für Gaza schaffen“, sagte Netanjahu am | |
| Mittwoch. Er machte sich auch über die Hamas lustig: „Sie greifen uns mit | |
| Flip-Flops und Kalaschnikows an und mit schrottigen Pick-up-Trucks.“ | |
| ## Arabische Länder nicht bereit zur Aufnahme | |
| Ob Israel fähig ist, die Hamas militärisch zu besiegen und Gaza komplett zu | |
| besetzen, ohne dass es dabei zu weiteren Operationen der Hamas kommt, ist | |
| zweifelhaft. Genau deswegen propagieren rechtsextreme israelische | |
| Regierungsmitglieder und jetzt auch Netanjahu selbst – über den Umweg des | |
| Trump-Plans – die Vertreibung der Palästinenser. Dabei wird oft von | |
| „freiwilliger Ausreise“ geredet, nachdem den Menschen in Gaza buchstäblich | |
| [4][die Lebensgrundlage zerstört wurde]. | |
| Abgesehen davon, dass Derartiges internationales Recht verletzt, gibt es | |
| dabei für die israelische Regierung auch ein praktisches Problem. Kein | |
| arabisches Land hat sich bisher bereit erklärt, bei einer solchen, wie es | |
| in den arabischen Medien betitelt wird, „ethnischen Säuberung“ des | |
| Gazastreifens, als Aufnahmeland zu dienen. | |
| Auch international stößt ein solcher offener Rechtsbruch [5][auf | |
| Widerspruch] – selbst bei der deutschen Bundesregierung, einer der | |
| wichtigsten Verbündeten Israels. In einer „Gemeinsamen Erklärung der Geber | |
| zur humanitären Hilfe für Gaza, die letzten Montag von Deutschland und 21 | |
| weiteren Staaten unterzeichnet wurde, hieß es unmissverständlich, dass „das | |
| palästinensisches Gebiet weder beschnitten noch einer demografischen | |
| Veränderung unterworfen werden darf“. Konsequenzen dafür, wurden bisher | |
| keine angedroht. | |
| 22 May 2025 | |
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| ## AUTOREN | |
| Karim El-Gawhary | |
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