# taz.de -- Greta Thunbergs Soli-Aktion mit Gaza: Schräger Segeltörn | |
> Propalästinensische AktivistInnen sind per Schiff auf dem Weg nach Gaza | |
> unterwegs. Ihr Ziel ist, die Seeblockade zu beenden. Das dürfte kaum | |
> gelingen. | |
Bild: Selbstinszenierung à la Greta Thunberg | |
Eine Schiffsreise übers Mittelmeer. Wer könnte da Nein sagen. Schon wenn | |
man Flugreisen mit Blick auf die Erderwärmung grundsätzlich ausschließt, | |
fällt die Entscheidung für den Ausflug auf dem Wasser leicht. Wenn es dann | |
auch noch für einen guten Zweck ist, umso besser. Klimaaktivistin Greta | |
Thunberg ist mit elf weiteren propalästinensischen AktivistInnen und | |
Hilfsgütern [1][auf dem Weg von Italien nach Gaza]. Wohl wissend, dass das | |
Segelboot „Madleen“ sein Ziel nie erreichen wird. | |
Um die Lieferung der ohnehin lächerlich geringen Menge von Medikamenten an | |
Bord geht es bei Thunbergs Reise so wenig wie um das Ende der Seeblockade. | |
Eher schon um eine medienwirksame Selbstinszenierung des einstigen Stars | |
der Klimabewegung, die auf der „Madleen“ für die FotografInnen posiert. Und | |
– klar – auch darum, die Weltöffentlichkeit für die [2][Notlage im | |
Gazastreifen] wachzurütteln, was für sich genommen nur lobenswert ist und | |
was gar nicht oft und nicht laut genug passieren kann. | |
Das gezielte Aushungern der palästinensischen Bevölkerung, ihre Vertreibung | |
und das Blutvergießen müssen ein Ende haben. Eine Haltung, die im Übrigen | |
auch sehr viele Israelis teilen. [3][Mehr als die Hälfte der israelischen | |
Bevölkerung] fordert das sofortige Kriegsende und die Befreiung der | |
Geiseln, die noch immer von palästinensischen Islamisten festgehalten | |
werden. Für das Leid der am 7. Oktober 2023 Verschleppten reicht das | |
Mitgefühl Thunbergs nicht. | |
Das ist sehr bedauerlich. Wäre es anders, könnte ihr Protest vermutlich | |
noch höhere Wellen schlagen und mehr Menschen erreichen, als es mit ihrer | |
einseitigen Solidarität für die PalästinenserInnen gelingt. Thunberg hat | |
dafür zu Recht heftige Kritik geerntet und letztendlich auch ihrer eigenen | |
Sache, dem Klimaaktivismus, nur geschadet. Sich selbst und vermutlich auch | |
andere vorsätzlich mit der Gaza-Flotilla in Gefahr zu bringen, ist naiv, | |
verantwortungslos und wahnsinnig. | |
## Konfrontation mit Ansage | |
Schließlich ist dies nicht der erste Versuch propalästinensischer | |
AktivistInnen, die Blockade zu durchbrechen. Als die [4][Gaza-Flotilla | |
„Mavi Marmara]“ im Mai 2010 vor der Küste des Gazastreifens von der | |
israelischen Marine abgefangen wurde, kamen zehn türkische Aktivisten zu | |
Tode. Wobei die „Madleen“ kaum mit Schlagstöcken und schwereren Waffen | |
beladen sein dürfte, wie sie die von türkischen Islamisten finanzierte | |
„Mavi Marmara“ gebunkert hatte. | |
Völlig klar ist aber, dass die israelische Marine die „Madleen“ aufhalten | |
wird. Damit rechnen auch die Leute auf dem Segelboot. „Wenn die israelische | |
Armee humanitäre Boote angreift, wenn Israel humanitäre Freiwillige tötet, | |
und die Welt schweigt, was sagt das dann über uns?“, heißt es in kurzen | |
[5][Statements der AktivistInnen auf Instagram]. Es scheint, als würde man | |
es geradewegs darauf anlegen, von israelischen Soldaten verletzt zu werden, | |
um der politischen Botschaft noch mehr Kraft zu verleihen. Was für ein | |
seltsames Vorgehen. | |
4 Jun 2025 | |
## LINKS | |
[1] /Palaestina-Solidaritaet/!6088380 | |
[2] /--Nachrichten-im-Nahost-Krieg-/!6092229 | |
[3] https://www.timesofisrael.com/69-of-israelis-54-of-coalition-voters-back-en… | |
[4] /Ermittlungen-zu-Gaza-Flottille/!5029318 | |
[5] https://www.instagram.com/p/DKWkLWtoxQm/ | |
## AUTOREN | |
Susanne Knaul | |
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