# taz.de -- Der Neue im Vatikan: Leo tritt in die Fußstapfen von Franziskus | |
> Papst Leo XIV. wurde am Sonntag in Rom feierlich als Oberhaupt der | |
> katholischen Kirche eingeführt. Er kritisierte Krieg und Kapitalismus. | |
Bild: Im Papamobil trifft Leo XIV. zur feierlichen Eröffnungsmesse im Vatikan … | |
Rom taz | Mit einer feierlichen Messe auf dem Petersplatz wurde [1][Papst | |
Leo XIV. am Sonntag offiziell in sein Amt als Bischof von Rom] und | |
Oberhaupt der katholischen Weltkirche mit ihren 1,4 Milliarden Gläubigen | |
eingeführt. Die wohl 150.000 Menschen, die der Messe beiwohnten, sahen | |
einen sichtlich bewegten Robert Francis Prevost, wenigstens in dem Moment, | |
als ihm der Fischerring – eines der Insignien seines neuen Amtes – | |
überreicht wurde. Und sie sahen einen Papst, der sich voller Demut | |
präsentierte, der rundheraus erklärte, er sei „ohne jedes Verdienst, voller | |
Furcht und Zittern auserwählt“ worden. | |
In das Zeichen der Demut gedenkt er auch seine Amtsführung zu stellen. Darf | |
man ihm glauben, so will er trotz seiner Machtfülle nicht als autoritärer | |
Knochen, sondern in kollegialem Geiste agieren. Er führte aus, „ich komme | |
zu euch als Bruder, der sich zum Diener eures Glaubens, eurer Freude machen | |
will“, er sprach von Gott, „der uns alle in einer einzigen Familie geeint | |
sehen will“. Petrus – als dessen Nachfolger er sich versteht – müsse „… | |
Herde hüten, ohne je der Versuchung nachzugeben, ein einsamer Feldherr oder | |
ein Capo über den anderen zu sein“. | |
[2][Ebenso wenig wünscht Leo] sich eine auftrumpfende Kirche: Es gehe nicht | |
darum, „die anderen durch Unterwerfung, mit religiöser Propaganda oder den | |
Mitteln der Macht zu gewinnen“. Stattdessen wünscht er sich „eine geeinte | |
Kirche, die zum Ferment einer versöhnten Welt wird“. In einer versöhnten | |
Welt, zu deren Erreichung „die Straße gemeinsam zurückzulegen ist, | |
gemeinsam mit den christlichen Schwesterkirchen, mit jenen, die andere | |
religiöse Wege gehen, mit allen Frauen und Männern guten Willens, um eine | |
Welt zu schaffen, in der Frieden herrscht“. Dabei gehe es darum, „jene | |
Einheit zu schaffen, die die Unterschiede nicht auslöscht, sondern die | |
persönliche Geschichte eines jeden und die religiöse ebenso wie die | |
gesellschaftliche Kultur jedes Volkes würdigt“. | |
Aber was hat Leo mit dieser bescheidenen Kirche vor, mit einer Kirche, die | |
sich weder „in unserer eigenen kleinen Gruppe abschottet noch sich der Welt | |
überlegen fühlt“? In der Predigt selbst zitierte er kurz Leo XIII., jenen | |
im Jahr 1903 gestorbenen Papst, der ihn bei der Wahl seines Namens | |
inspiriert hatte. In seiner Enzyklika Rerum Novarum, die die katholische | |
Soziallehre begründete, hatte der Vorgänger gefragt, wenn die Liebe, die | |
Barmherzigkeit Gottes vorherrsche, „endet dann nicht sofort jede | |
Zwietracht, würde nicht sofort der Frieden zurückkehren?“ | |
## Direkte Kontinuität zu Franziskus | |
Kurz führte er auch aus, „wir sehen zu viel vom Hass, von der Gewalt, den | |
Vorurteilen, von der Angst dem Anderen gegenüber, von einem ökonomischen | |
Paradigma, das die Ressourcen der Erde ausbeutet und die Ärmsten ausgrenzt, | |
geschlagene Wunden“. Das kann man als Kritik an einem kapitalistischen | |
Wirtschaftssystem lesen, muss man aber nicht zwingend. Aber das wäre sie: | |
die Kontinuität mit dem Amtsvorgänger Franziskus, der sowohl den | |
ökologischen Notstand als auch die soziale Frage einer Gesellschaft, die | |
Millionen Menschen als Ausschuss behandelt, in den Mittelpunkt gestellt | |
hatte. | |
[3][In seinem Gebet Regina Caeli] stellte er sich wiederum in direkte | |
Kontinuität zu Franziskus, sprach ganz wie sein Vorgänger von der | |
„gemarterten Ukraine“, die „endlich Verhandlungen für gerechten und | |
dauerhaften Frieden“ erwarte. Und er klagte an, in Gaza seien „die | |
überlebenden Kinder, Familien, alten Leute dem Hunger ausgeliefert“. | |
18 May 2025 | |
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## AUTOREN | |
Michael Braun | |
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