# taz.de -- Rechtsextremismus-Bericht in Neukölln: Geheimsache Rechtsextremism… | |
> Das Parlament von Berlin-Neukölln stimmt mehrheitlich dafür, dass ein | |
> Bericht über rechtsextreme Aktivitäten im Bezirk unveröffentlicht bleibt. | |
Bild: An der Seite der Betroffenen: Neuköllner Initiativen und Anwohnende am M… | |
Berlin taz | Der Neuköllner Bericht zu rechtsextremen Aktivitäten im Bezirk | |
bleibt vorerst weiter unter Verschluss. Das hat am Mittwochabend die | |
Bezirksverordnetenversammlung Neukölln mit den Stimmen von CDU, AfD und SPD | |
mehrheitlich gegen die Stimmen von Grünen und Linken beschlossen. Der im | |
März vorgestellte Bericht war nach wenigen Tagen wieder [1][von der | |
Homepage des Bezirksamts verschwunden.] Nun ist klar: Er bleibt bis auf | |
Weiteres verschwunden. | |
Der Jahresbericht – der erste seiner Art in Neukölln – geht ursprünglich | |
auf eine Initiative der Bezirks-SPD aus dem Jahr 2017 zurück. Bundesweit | |
hatte damals der rechte Terror im Bezirk Schlagzeilen gemacht. | |
Die Aufarbeitung sei keinesfalls abgeschlossen, heißt es im Vorwort des | |
Berichts. Und: „Rechtsextrem motivierte Straftaten und Vorfälle sind immer | |
noch Alltag in Neukölln.“ Genannt werden Brandanschläge, Beleidigungen, | |
Übergriffe, zudem rechtsextreme Netzwerke mit Verbindungen zur AfD, aber | |
auch zum konservativen Spektrum. Dies wie auch der Umstand, dass Betroffene | |
und Initiativen hier zu Wort kommen und staatliche Strukturen kritisieren, | |
sorgt dafür, dass die CDU – immerhin die stärkste Fraktion in der | |
Neuköllner BVV – Sturm läuft gegen den Bericht. | |
## Unstimmigkeiten im Bezirksamt | |
Der Streit um dessen Inhalt wird auch am Mittwochabend in der BVV deutlich. | |
Kritik kommt von zwei Seiten. Da ist zum einen die CDU, die sich | |
offenkundig durch den Bericht selbst angesprochen fühlt. Jedenfalls moniert | |
sie, dass das 60-Seiten-Dokument auch „konservative Akteure“ als Problem | |
benennt. Überhaupt enthalte der Bericht „linksextreme Forderungen“. Die | |
Union pocht dann auch mindestens auf Streichung bestimmter Passagen. Etwa | |
die, in der die Initiative zur [2][Aufklärung des Mordes an Burak Bektaş] | |
die eine „Reduktion des Polizeiapparates“ fordert. | |
Zum anderen stellt sich auch die SPD gegen die Veröffentlichung. Die | |
Sozialdemokrat*innen sorgen sich dabei insbesondere vor juristischen | |
Konsequenzen, konkret: wegen Missachtung des Neutralitätsgesetzes. Es | |
handle sich um eine „juristische Grauzone“, erklärte Bezirksbürgermeister | |
Martin Hikel (SPD). Der Inhalt sei zwar legitim. Vor einer etwaigen | |
Wiederveröffentlichung müsse aber stärker betont werden, dass es sich nicht | |
um die Meinung des Bezirksamts handle. | |
Nur Grüne und Linke zeigten sich einig. „Nicht alles, was man sichtbar | |
macht, macht man sich auch zu eigen“, sagte Jugendstadträtin Sarah Nagel | |
zur Kritik an ihrer Arbeit. Wie andere Redner*innen von Grünen und | |
Linken appellierte auch Nagel, sich an die [3][Seite der Betroffenen | |
rechtsextremer Gewalt zu stellen] – auch wenn die CDU das zu verhindern | |
versuche. | |
Allein es half nichts. Die Mehrheit votierte gegen den Bericht in seiner | |
aktuellen Form. Schon im April hatte das SPD-geführte Bezirksamt der taz | |
auf Nachfrage mitgeteilt, der Text werde nun noch einmal „bearbeitet“. | |
Ein ebenfalls am Mittwoch von der CDU eingebrachter Missbilligungsantrag | |
gegen Nagel fiel dagegen durch. In diesem Fall stellte sich die SPD hinter | |
die Stadträtin. Zusammen mit den Stimmen von Grünen und Linken wurde der | |
Antrag abgeschmettert. | |
15 May 2025 | |
## LINKS | |
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## AUTOREN | |
Johanna Weinz | |
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mal befragt. |