# taz.de -- Koalitionsvertrag unterzeichnet: So sieht also die Zukunft aus | |
> Die neue Regierung unterschreibt ihren Koalitionsvertrag. Zuvor hat die | |
> SPD ihr Team vorgestellt: Nur Boris Pistorius darf bleiben, Saskia Esken | |
> ging leer aus. | |
Bild: Der Koalitionsvertrag ist unterschrieben: Bevor es los geht muss Friedric… | |
Berlin taz | [1][Vor einigen Wochen], im Bundestagswahlkampf, hat Friedrich | |
Merz auf dieser Bühne noch kräftig gegen die Sozialdemokratie geholzt. | |
Jetzt steht der CDU-Chef, der sich am heutigen Dienstag zum Bundeskanzler | |
wählen lassen will, im Gasometer in Berlin-Schöneberg einträchtig zwischen | |
den beiden SPD-Vorsitzenden auf der einen und CSU-Chef Markus Söder auf der | |
anderen Seite. Er spricht von großer Verantwortung und gewachsenem | |
Vertrauen und schwärmt von dem Industriedenkmal, auf dessen Bühne sich die | |
vier befinden. | |
Das Gasometer erinnere an alte Zeiten und sei gleichzeitig Zukunftstandort. | |
Und damit ein guter Platz, um den Koalitionsvertrag zwischen Union und SPD | |
zu unterzeichnen. Der designierte Kanzler Merz verspricht, dass sich die | |
neue Regierung ab dem ersten Tag „mit Kraft und Kompetenz“ an die Arbeit | |
mache. Es folgen kurze Statements der anderen drei, dann unterschreiben sie | |
den Vertrag mit dem schlichten Titel „Verantwortung für Deutschland“. Im | |
Saal sitzen die Mitglieder der neuen Bundesregierung, aber auch jene, die | |
vergeblich auf einen Posten hofften. Sie alle klatschen. | |
Während die Minister*innen der Union bereits seit vergangener Woche | |
bekannt sind, hat die SPD ihr Personal erst am Montagmorgen vorgestellt. | |
SPD-Chef Lars Klingbeil setzt dabei anders als Merz nicht auf | |
Quereinsteiger*innen aus der Wirtschaft, sondern auf politische | |
Vorerfahrungen. Auch wenn die Neuen öffentlich teils noch unbekannt sind, | |
sind alle Politikprofis. Von der alten Ministerriege bleibt nur einer: | |
Verteidigungsminister Boris Pistorius behält wie erwartet seinen alten | |
Posten. | |
Die Neubesetzungen sind Ergebnis harter innerparteilicher Verhandlungen. | |
Klingbeil musste Zugeständnisse an den linken Parteiflügel machen. Deren | |
Vertreter*innen sind mit [2][Bärbel Bas] als neue Arbeits- und | |
Sozialministerin, [3][Reem Alabali-Radovan] als Entwicklungsministerin und | |
Elisabeth Kaiser als Ostbeauftragter prominent in der ersten und zweiten | |
Reihe vertreten. Matthias Miersch, früher Sprecher der Parlamentarischen | |
Linken, soll Fraktionschef werden. Damit steigt der derzeitige | |
Generalsekretär zum zweitwichtigsten SPD-Mann neben Klingbeil auf. Sein | |
Gegenüber auf der Seite der Union wird Jens Spahn (CDU) sein. | |
## Auf der Bühne lässt sich Esken nichts anmerken | |
Bemerkenswert ist, wer alles nicht mehr im neuen Kabinett sitzen wird: Mit | |
Svenja Schulze, Hubertus Heil, Karl Lauterbach, Klara Geywitz und Nancy | |
Faeser müssen gleich mehrere erfahrene Minister*innen, die gern | |
weitergemacht hätten, ihre Posten räumen. Fachlich ist das nicht immer | |
begründet, aber Klingbeil hat versprochen, die SPD auch personell neu | |
aufzustellen. Gleichzeitig hat er so einen Weg gefunden, Co-Chefin Saskia | |
Esken halbwegs gesichtswahrend in den politischen Ruhestand zu befördern – | |
schließlich muss sie nicht als Einzige gehen. Als Esken im Gasometer auf | |
der Bühne steht, lässt sie sich ihre Enttäuschung nicht anmerken. | |
Stattdessen spricht sie von „unserer gemeinsamen Aufgabe“ diesem „rechten | |
Spuk“ ein Ende zu setzen, womit sie die AfD meint, die stärkste | |
Oppositionskraft im Bundestag. | |
Eindeutiger Gewinner des Personenkarussells ist Klingbeil selbst. An ihm | |
kommt in der SPD niemand mehr vorbei, als Vizekanzler und Finanzminister | |
ist er neben Merz der zweitmächtigste Mann in der Regierung. Jetzt aber | |
muss er liefern, in der Regierung und in der krisengeschüttelten Partei. | |
Fachlich wird das keine leichte Aufgabe: Klingbeil ist kein | |
Finanzpolitiker. Er holt sich aber aus der Bundestagsfraktion zwei Experten | |
für Haushalts- und Steuerpolitik als Parlamentarische Staatssekretäre in | |
sein Ministerium: den bisherigen Chef-Haushälter Dennis Rohde und Michael | |
Schrodi, Sprecher für Steuerpolitik. | |
Am Montagabend sollte Olaf Scholz, der geschäftsführende Kanzler, nach | |
Redaktionsschluss dieser Ausgabe mit einem Großen Zapfenstreich | |
verabschiedet werden. Am Dienstag soll dann Friedrich Merz im Bundestag zu | |
seinem Nachfolger gewählt werden. Im ersten Wahlgang braucht er dazu die | |
sogenannte Kanzlermehrheit – also die Mehrheit aller Mitglieder des | |
Bundestags, das sind 316 der insgesamt 630 Abgeordneten. SPD und Union | |
stellen zusammen 328 Parlamentarier*innen, haben also einen Puffer von nur | |
12 Stimmen. An seiner Wahl zweifelt Merz dennoch nicht: Für Mittwoch hat er | |
bereits Antrittsbesuche in Paris und Warschau geplant. | |
5 May 2025 | |
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## AUTOREN | |
Sabine am Orde | |
Anna Lehmann | |
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