Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Protest nach der Erschießung von Lorenz: Wir sollen gefälligst le…
> Nach den tödlichen Polizeischüssen auf Lorenz fordern viele
> Gerechtigkeit. Doch statt Aufklärung gibt es Mahnungen zur Mäßigung –
> dabei ist Wut eigentlich überfällig.
Bild: Stilles Gedenken: Demonstrierende tragen T-Shirts mit einem Foto von Lore…
Seit der [1][Erschießung von Lorenz durch die Polizei] gibt es in vielen
Städten Gedenkkundgebungen und Demonstrationen. Es ist schmerzhaft, dass
Menschen, die eine nahestehende Person auf schreckliche Art und Weise
verloren haben, sofort handeln und ihren Forderungen nach Aufklärung und
Konsequenzen Gehör verschaffen müssen. Denn die Erfahrung zeigt: Von
alleine passiert das nicht.
Es ist eine traurige Wiederholung, dass Schwarze Menschen oder PoC sterben
und die ersten Forderungen nach Aufklärung nicht von Politik und Behörden
kommen, sondern von Zugehörigen, Communitys und Aktivist*innen. Sie wissen:
Ohne Aufmerksamkeit werden die genauen Umstände des Todes eines geliebten
Menschen nicht aufgeklärt und keine Konsequenzen gezogen, um weitere Tode
zu verhindern.
Und dann sind auf einmal sie es, die den Frieden stören. In Hanau ist es
fünf Jahre danach die Tat eines Rechtsextremen, der aus rassistischen
Motiven neun Menschen ermordete, die die Stadt nicht zur Ruhe kommen lässt.
Doch die Stadt echauffierte sich über die wütende Rede einer Mutter und
drohte mit Konsequenzen für das öffentliche Gedenken.
## Bürgermeister beklagt polarisierte Debatte
[2][In Oldenburg mahnt der Bürgermeister zur Besonnenheit] und warnt vor
„Vorverurteilungen, Diffamierungen, Spekulationen und Verallgemeinerungen“
in Bezug auf die Polizei. Im gleichen Statement diffamiert er jedoch
diejenigen, die Rassismus in der Polizei thematisieren, als „extremen
politischen Rand“. Er beklagt die polarisierende Debatte und wünscht sich
deshalb schnelle Klarheit.
Sich schnelle Aufklärung zu wünschen, ohne dabei Gründlichkeit zu fordern,
klingt, als würde man einfach schnell in die Normalität zurückwollen. Doch
diese Normalität ist eine, in der Menschen sterben, weil anderen ihre
Hautfarbe nicht passt. In der Schwarze und PoC als verdächtig gelten und
ständigen Vorverurteilungen und Verallgemeinerungen ausgesetzt sind. Wer
dagegen laut protestiert, stört den Frieden. Wir sollen gefälligst leise
sterben.
Die [3][Black-Lives-Matter Bewegung] in Deutschland war bunt,
lebensbejahend und Instagram-tauglich. Schon dort wurde von
Organisator*innen musterhaft zu friedlichen Demonstrationen
aufgerufen. Auch bei den Protesten für Gerechtigkeit für Lorenz wird zuerst
von Demonstrierenden Friedlichkeit gefordert. Dabei gibt es keine Tradition
von Ausschreitungen Schwarzer Demos in Deutschland.
## Der Wut Raum geben
Schwarze Menschen mit Aggression und Gewaltbereitschaft zu assoziieren ist
ein rassistisches Stereotyp, das sich hartnäckig hält und durch diese
Mahnungen weiter verbreitet wird. Auch viele Schwarze Menschen und ihre
Verbündete haben das internalisiert.
Außerdem wirkt die Angst. Genauso wie Schwarze Eltern ihren Kindern sagen,
dass sie sich besonders gut benehmen sollen, weil sie um die Gefahr wissen,
die nur ein Fehltritt mit sich bringen kann, deeskalieren Schwarze
Aktivist*innen, bevor auch nur ein Stein geflogen oder eine Scheibe
zerklirrt ist. Auch wenn es kaum Anlass gibt zu denken, dass das passieren
könnte.
Es wäre angemessener, die Polizei zur Deeskalation aufzufordern, statt sich
gegenseitig als potenziell gewalttätig zu framen. Wir schaffen es immer
mehr, uns öffentlichen Raum für unsere Trauer zu nehmen und
zusammenzukommen, um Hoffnung zu spenden. Nun ist es an der Zeit, die Angst
vor unserer eigenen Wut zu verlieren, bevor sie sich überhaupt richtig
artikuliert hat.
2 May 2025
## LINKS
[1] /Polizei-erschiesst-21-jaehrigen-Schwarzen/!6083144
[2] /Polizeiopfer-Lorenz-A/!6082160
[3] /Black-Lives-Matter/!t5320244
## AUTOREN
Simone Dede Ayivi
## TAGS
Polizeigewalt
Oldenburg
Schwerpunkt Polizeigewalt und Rassismus
Kolumne Diskurspogo
Social-Auswahl
Lesestück Recherche und Reportage
Oldenburg
Rassistische Polizeikontrollen
Tag der Arbeit / 1. Mai
Schwerpunkt Polizeigewalt und Rassismus
Schwerpunkt Rassismus
Schwerpunkt Polizeigewalt und Rassismus
Schwerpunkt Polizeigewalt und Rassismus
## ARTIKEL ZUM THEMA
Trauer um Lorenz A.: Nach den Schüssen
Am Ostersonntag wurde der 21-jährige Lorenz A. in Oldenburg von einem
Polizisten erschossen. Eine Chronik von Trauer und Protest in der Stadt.
Todesschüsse auf Lorenz A.: Polizei versucht's mit Transparenz
Der Fall Lorenz A. beschäftigt nun auch den niedersächsischen Landtag.
Viele neue Erkenntnisse ergaben sich bei einer Anhörung allerdings nicht.
Polizeiforscherin über Diskriminierung: „Natürlich gibt es Rassismus in der…
Astrid Jacobsen von der Polizeiakademie Niedersachsen erklärt, warum
Polizist*innen rassistisch handeln können, ohne solche Einstellungen zu
haben.
Proteste am 1. Mai in Hamburg: Keine Wurst, aber Widerstand
Bei zahlreichen Demos in Hamburg bekommt die neue Bundesregierung ihr Fett
weg. Auch an den von der Polizei erschossenen Lorenz wird erinnert.
Fachtagung zu Elektroschockern: Der Taser kann die Pistole nicht ersetzen
Seit mehreren Jahren debattiert man in Niedersachsen immer wieder über die
Einführung von Tasern. Die GdP hat rechtliche und praktische Bedenken.
Polizeiopfer Lorenz A.: Oberbürgermeister vergisst Mitgefühl für Erschossenen
Statt zu der Trauerkundgebung zu gehen, warb Oldenburgs OB um Verständnis
für die Polizei. Die wiederum warnte Schüler:innen davor, zur Demo zu
gehen.
Demonstration für Lorenz A.: Eine Stadt trauert
Am Freitag gedachten 10.000 Menschen in Oldenburg des von einem Polizisten
erschossenen Lorenz A. Angehörige fordern eine lückenlose Aufklärung.
Essay zum Tod von Lorenz A.: Die Polizei ist eine Echokammer
Wie konnte es zu den tödlichen Schüssen kommen, die Lorenz A. aus Oldenburg
in Rücken und Hinterkopf trafen? Das Polizeiproblem geht alle an.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.