# taz.de -- USA vs. Afrika: Der permanente Affront | |
> Donald Trumps plumper Politikstil ist afrikanischen Machthabern geläufig. | |
> Seine Afrikapolitik aber ist widersprüchlich: Handel hier, Brüskierung | |
> dort. | |
Bild: Tragen noch Maske: Nähende in Maseru, Lesotho | |
Hat Donald Trump eine Afrikapolitik? Aus Trumps erster Amtszeit als | |
US-Präsident sind so einige Perlen in Erinnerung geblieben, etwa die | |
Bezeichnung afrikanischer Länder pauschal [1][als „shithole countries“] und | |
die Benennung eines fiktiven Staats namens „[2][Nambia]“. Er besuchte den | |
Kontinent nie, als erster US-Präsident seit Ronald Reagan. | |
In den ersten 100 Tagen seiner zweiten Amtszeit glänzte Trump mit | |
herablassenden Bemerkungen über ein Land namens Lesotho, „von dem noch | |
niemand je gehört hat“, obwohl es dort eine US-Botschaft gibt, und das er | |
[3][mit Rekordzöllen belegte], obwohl dort ein Trump-Unternehmen T-Shirts | |
für den Export in die USA herstellen lässt. Es seien Verbrecher aus aller | |
Welt aus der Haft entlassen und in die USA geschickt worden, [4][behauptete | |
er später] – „viele, viele Leute kommen von Kongo, ich weiß nicht, was das | |
ist, aber sie kamen von Kongo und von der ganzen Welt rein“. Und vor | |
wenigen Tagen, nachdem der US-Außenminister die Regierungen Kongos und | |
Ruandas zu einer [5][gemeinsamen „Grundsatzerklärung“] zwecks Entspannung | |
ihres Konflikts gebracht hatte, [6][schrieb Trump]: „Große Nachrichten aus | |
Afrika, wo ich ebenfalls damit beschäftigt bin, gewaltsame Kriege und | |
Konflikte zu lösen. Ich weiß nicht, warum so viele dieser Ereignisse bei | |
mir und meiner Regierung gelandet sind, aber das sind sie, und wir haben | |
einen einzigartigen Job gemacht, sie zu LÖSEN oder sie in eine Position für | |
FRIEDEN zu bringen. BLEIBEN SIE DRAN!!!“ | |
Aber US-Politik besteht nicht nur aus Trump-Zitaten, so verlockend das sein | |
mag. Eine der ersten Handlungen der USA in Afrika nach Trumps Amtsübernahme | |
war [7][die Tötung des mutmaßlichen globalen Führers des „Islamischen | |
Staats“ (IS)] in der autonomen Region Puntland in Somalia. In seiner ersten | |
Amtszeit hatte Trump die US-Spezialkräfte in Somalia abgezogen. In seiner | |
zweiten bombardiert er. Puntland liegt an der wichtigsten Handelsroute | |
zwischen Asien und Europa, die aktuell von Jemens Huthi-Rebellen bedroht | |
wird. | |
Das ist Machtpolitik alten Stils, aber darüber wird öffentlich nicht | |
gesprochen. Wie alles bei Trump ist auch sein öffentlicher Umgang mit | |
afrikanischen Ländern in erster Linie ein performativer Akt, der ihn gut | |
aussehen lassen soll. Was Afrikaner selbst davon halten, ist egal. Die | |
katastrophalen Folgen von Trumps [8][ersatzloser Abschaffung der | |
US-Entwicklungshilfsbehörde USAID] und den Kahlschlägen in der | |
HIV-/Aidsbekämpfung in Afrika zählen in Washington nicht. | |
## Einzug ins Hirn | |
Rein auf den Applaus der eigenen Basis gemünzt scheint der völlig bizarre | |
Streit, den Trump Anfang Februar mit Südafrika vom Zaun brach. | |
[9][Verstärkt vom weißen Südafrikaner Elon Musk], hat die rechtsextreme | |
Verschwörungstheorie vom „weißen Genozid“, der angeblich in Südafrika | |
stattfindet, [10][Einzug in Trumps Hirn] gefunden. Nur wenige Wochen nach | |
seiner Amtsübernahme [11][fror Trump] sämtliche wirtschaftliche | |
Zusammenarbeit mit Südafrika ein und bot den „Afrikaners“, wie die seit | |
Jahrhunderten am Kap ansässigen weißen Buren heißen, die Umsiedlung in die | |
USA an. G20-Treffen in Südafrika wurden von den USA boykottiert. Als Gründe | |
wurden neue südafrikanische Landgesetze sowie Südafrikas Völkermordklage | |
gegen Israel vor dem Internationalen Gerichtshof genannt, aber darüber | |
hinaus stellen rechtsextreme Kreise in den USA Südafrika komplett | |
wahrheitswidrig als ein Land dar, das seine weiße Minderheit brutal | |
unterdrückt. | |
Trumps Politikstil – Ahnungslosigkeit, Selbstüberschätzung, | |
Sprunghaftigkeit, Skrupellosigkeit, Geringschätzung formalisierter | |
Verfahren und Institutionen – ist dem vieler afrikanischer Präsidenten | |
dennoch näher als der seines Amtsvorgängers. Seine Plumpheit wirkt sogar | |
ehrlicher als das hochtrabende Auftreten von Obama und Biden, die | |
öffentlich hehre Prinzipien predigten und in der Praxis doch nur | |
Machtpolitik betrieben. Alles, was die bestehende Weltordnung kaputthaut, | |
stößt bei sich progressiv gebenden Kräften in Afrika auf Zustimmung. Sie | |
haben bisher Putin zugejubelt, nun gibt es Trump. | |
Als Afrikabeauftragten setzte Trump seinen Schwager ein: [12][Massad | |
Boulos], dessen Sohn mit seiner Tochter Tiffany verheiratet ist – Politik | |
als Familienbetrieb ist in Afrika vertraut. Der gebürtige Libanese ist | |
Trumps Nahostberater; er ist mit einer Frau aus Burkina Faso verheiratet | |
und leitete früher in Nigeria eine Reihe von Filialen globaler | |
Unternehmen, hat also Praxiserfahrung. Seine erste Afrikareise führte ihn | |
Anfang April in die DR Kongo sowie nach Kenia, Uganda und Ruanda, in | |
Washington ist mittlerweile von einem Mineraliendeal mit der DR Kongo | |
ähnlich dem umstrittenen Rohstoffdeal mit der Ukraine die Rede, und die | |
Trump-Regierung setzt auch Bidens Vorstoß fort, mittels des großen | |
Eisenbahnprojekts „[13][Lobito Corridor]“ Kongos Mineralien über Angola an | |
den Atlantik zur Verschiffung in die USA zu bringen. | |
## Ständig neue Affronts | |
Insofern bildet sich unterhalb der performativen Ebene eine | |
interessengeleitete, rein merkantile Afrikapolitik der USA heraus. | |
Andererseits hält sich hartnäckig, und öffentlich viel sichtbarer, eine | |
ideologiegeleitete, rein populistische Afrikapolitik, die sich in ständig | |
neuen Affronts äußert. | |
So wurde Südafrikas Botschafter in den USA Mitte März zur unerwünschten | |
Person erklärt, weil er „die Vereinigten Staaten und den Präsidenten | |
hasst“, wie [14][US-Außenminister Marco Rubio behauptete]. Normalerweise | |
führt so ein Vorwurf zu einer Einbestellung des Botschafters, nicht zu | |
seiner Ausweisung. Zwischen Washington und Pretoria herrscht nun Eiszeit. | |
Dass Südafrika, dessen regierende Ex-Befreiungsbewegung ANC starke | |
historische Sympathien für Moskau pflegt, vergangene Woche Ukraines | |
Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zum Staatsbesuch empfing, war eine klare | |
Ansage vom Kap, dass man sich nicht einschüchtern lässt. | |
Denn gerade das antiwestliche Afrika stellt Selbstbewusstsein an erste | |
Stelle. Man will kein Bittsteller sein. Auch nicht gegenüber Trump. | |
28 Apr 2025 | |
## LINKS | |
[1] https://www.nbcnews.com/politics/white-house/trump-referred-haiti-african-c… | |
[2] https://www.youtube.com/watch?v=jwQHHNWwfi8 | |
[3] /Trumps-Zoelle/!6076529 | |
[4] https://www.africanews.com/2025/04/18/trump-sparks-backlash-after-remarking… | |
[5] https://www.state.gov/releases/bureau-of-african-affairs/2025/04/declaratio… | |
[6] https://x.com/DrJPPham/status/1915878911675871368 | |
[7] https://www.bbc.com/news/articles/cyv4270gljpo | |
[8] /Trump-friert-USAID-ein/!6067481 | |
[9] https://www.nbcnews.com/news/world/south-africa-racist-white-farmers-trump-… | |
[10] https://truthsocial.com/@realDonaldTrump/posts/113936851614563699 | |
[11] https://www.whitehouse.gov/presidential-actions/2025/02/addressing-egregio… | |
[12] https://en.wikipedia.org/wiki/Massad_Boulos | |
[13] /US-Praesident-in-Angola/!6054836 | |
[14] https://x.com/SecRubio/status/1900648757647048884 | |
## AUTOREN | |
Dominic Johnson | |
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