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# taz.de -- USA nimmt weiße Südafrikaner auf: Regierung Trump glaubt den eige…
> Weil Südafrikas weiße Buren („Afrikaner“) angeblich von Völkermord
> bedroht sind, dürfen sie in die USA. Der erste Charterflug sorgt für
> Kontroversen.
Bild: Der stellvertretende US-Außenminister Christopher Landau begrüßt die e…
Johannesburg taz | Als Donald Trump im Januar sein Amt als Präsident der
USA antrat, gehörte zu seinen ersten Maßnahmen eine [1][Verschärfung der
Flüchtlingspolitik], wonach im Wesentlichen niemand mehr als Verfolgter ins
Land gelassen wird.
Mit einer Ausnahme: weiße „Afrikaner“, wie in Südafrika die von
niederländischen Siedlern abstammenden afrikaanssprachigen Buren genannt
werden, die nach Ansicht Trumps von einem „Genozid“ bedroht sind – eine
Behauptung, die zusammen mit einigen anderen Streitpunkten zu einer
schweren diplomatischen Krise zwischen Pretoria und Washington geführt hat.
Diese Woche wurden Fakten geschaffen: Die erste Gruppe sogenannter
Afrikaner-„Flüchtlinge“ wurde in den USA willkommen geheißen. Per
Charterflug [2][kamen 49 Personen am Flughafen Dulles in der US-Hauptstadt
Washington an] und wurden von der US-Regierung begrüßt.
„Diese großartige Leistung auf Anweisung von Minister Rubio beantwortet
Präsident Trumps Aufruf, der Flüchtlingsansiedlung dieser vulnerablen
Gruppe, die mit ungerechter Rassendiskriminierung in Südafrika konfrontiert
ist, Vorrang zu gewähren““, [3][erklärte US-Außenministeriumssprecherin
Tammy Bruce]. Die Aufnahme der weißen Südafrikaner sende „eine klare
Botschaft“, dass Amerika Opfer von Rassendiskriminierung Schutz gewähre.
„Wir stehen mit diesen Flüchtlingen beim Aufbau einer besseren Zukunft für
sie und ihre Kinder in den Vereinigten Staaten.“
## Südafrikas neues Enteignungsgesetz im Visier
Gemeint ist mit „Rassendiskriminierung“ in diesem Fall das
[4][Enteignungsgesetz], das Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa im Januar
nur wenige Tage nach Trumps Amtseinführung in Kraft setzte. Es ersetzt das
bisherige Gesetz aus dem Jahr 1975, in der Apartheid-Ära, das staatliche
Landenteignungen nur auf freiwilliger Basis erlaubte, und erlaubt
Zwangsenteignung im „öffentlichen Interesse“, sofern sie „gerecht“ ist.
Das Gesetz ist ein Versuch der regierenden ehemaligen Befreiungsbewegung
ANC (African National Congress), alte Ungerechtigkeiten zu überwinden. Über
30 Jahre nach Ende der Apartheid besitzt die Afrikaner-Gemeinschaft noch
immer über 75 Prozent des Landes in Südafrika, obwohl sie lediglich 7
Prozent der Bevölkerung stellt. Die Mehrheit der Schwarzen ist besitzlos.
Radikale schwarze Oppositionsparteien kritisieren den ANC seit langem
dafür, daran nichts geändert zu haben. Auch unter dem neuen Gesetz ist es
noch zu keiner einzigen Enteignung gekommen.
Der Afrikaner-Interessenverband [5][„Afriforum“] steht nun an der Spitze
einer Desinformationskampagne, die behauptet, dass Südafrikas Regierung
eine neue Politik der Segregation gegen die Weißen betreibt. „Dass die
erste Gruppe von Afrikanern nun als Flüchtlinge das Land verlässt, ist eine
ernste Anklage gegen die ANC-geführte Regierung, die sich weiterhin
weigert, Aufrufe zur Gewalt gegen Afrikaner wie ‚Kill the Boer‘ zu
verurteilen“, sagte Kallie Kriel von „Afriforum“.
Kriel warf der Regierung außerdem vor, mit diskriminierender
Rassengesetzgebung Afrikaner und andere Minderheiten zu benachteiligen.
„Mit dem neuen Enteignungsgesetz stehen Afrikaner und andere Landbesitzer
direkt im Fadenkreuz der Regierung“, behauptete er. Der ANC regiert seit
vergangenem Jahr allerdings erstmals in einer Koalition mit mehreren
Parteien, darunter die bisher größte Oppositionspartei DA (Democratic
Alliance), die aus ehemals weißen Parteien hervorging, sowie einer
Interessenvertretung der Afrikaner.
Schriftsteller und Aktivist Pieter Kriel – nicht verwandt mit Kallie Kriel
– widerspricht den Kritikern: „50 Afrikaner fliehen aus Südafrika und
beanspruchen Flüchtlingsstatus. Aber es gibt keinen Genozid, es gibt bloß
Angst vor Verlust einer Vormachtstellung. Südafrikas Krise ist Realität,
aber sie wird von allen geteilt. Dies ist keine Verfolgung, es ist Panik.
Weglaufen ist keine Lösung, man muss bleiben und zum Teilen bereit sein.“
## „Sie werden nicht verfolgt“, sagt Präsident Ramaphosa
[6][Präsident Ramaphosa reagierte] auf den Charterflug auf dem
Unternehmergipfel [7][Africa CEO Forum], der in der Elfenbeinküste
stattfindet, und äußerte sich ähnlich: Die in die USA geflohenen
Südafrikaner erfüllten nicht die Kriterien von Flüchtlingen. „Sie werden
nicht verfolgt oder schlecht behandelt – sie gehen, weil sie die
Veränderungen nicht akzeptieren, die in unserem Land im Einklang mit
unserer Verfassung stattfinden“, sagte er. „Nelson Mandela und Oliver Tambo
haben uns beigebracht, eine geeinte Nation aufzubauen. Südafrika gehört
allen, die darin leben, und niemand wird verdrängt.“
Auch in den USA ist die Angelegenheit umstritten. „Es ist ein Rätsel, wieso
die Trump-Administration Afrikaner zur Ansiedlung annimmt, während für
Tausende legitime Asylsuchende, die vor Verfolgung geflohen sind und die
oft in Lebensgefahr waren, eine unbegrenzte Suspendierung in Kraft bleibt“,
erklärte [8][Senatorin Jeanne Shaheen], die im außenpolitischen Ausschuss
des US-Senats sitzt. Laut UN gebe es keine Fluchtgründe aus Südafrika. „Die
Entscheidung dieser Administration, einer bestimmten Gruppe
Vorzugsbehandlung zu gewähren, ist ganz klar politisch motiviert und ein
Versuch, die Geschichte umzuschreiben.“
14 May 2025
## LINKS
[1] https://www.whitehouse.gov/presidential-actions/2025/01/realigning-the-unit…
[2] https://www.pbs.org/newshour/world/watch-white-afrikaners-from-south-africa…
[3] https://x.com/statedeptspox/status/1922097645872439718
[4] /Ungleicher-Landbesitz-in-Suedafrika/!6063829
[5] https://afriforum.co.za/en/
[6] https://www.youtube.com/watch?v=kraQWPFHwxQ
[7] https://www.theafricaceoforum.com/en/shaping-the-future-of-africa/
[8] https://www.shaheen.senate.gov/
## AUTOREN
Mthulisi Sibanda
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