# taz.de -- Ungleicher Landbesitz in Südafrika: Streit um Landreform | |
> In Südafrika droht ein Koalitionsbruch, weil die Regierungspartei Land | |
> verstaatlichen will. Die USA setzen die Regierung unter Druck. | |
Bild: Schluss mit lustig: Schwere Koalitionskrise in Südafrika, verursacht dur… | |
Johannesburg taz | Pünktlich zur bisher schwersten Krise der | |
[1][Koalitionsregierung in Südafrika] haben die Beziehungen zu den USA | |
einen Tiefpunkt erreicht. US-Präsident Donald Trump verkündete am Montag | |
das Ende jeglicher Finanzhilfen für Südafrika. Er reagierte damit auf ein | |
Landenteignungsgesetz, das Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa Ende Januar | |
in Kraft setzte. | |
Das Gesetz errichtet einen [2][Rahmen für Zwangsverkauf von Land an den | |
Staat.] Denn in Südafrika verbleibt auch über 30 Jahre nach Ende der | |
Apartheid ein Großteil des Agrarlandes [3][in den Händen weißer | |
Großgrundbesitzer.] Das soll sich ändern. | |
Doch nun wirft Trump Südafrika vor, „fürchterliche Dinge“ zu tun. | |
„Südafrika beschlagnahmt Land und behandelt gewisse Menschen sehr | |
schlecht“, tönte er. „Die Vereinigten Staaten werden das nicht hinnehmen. | |
Wir werden handeln. Und ich werde alle weiteren Gelder für Südafrika | |
aussetzen, bis eine vollständige Untersuchung dieser Lage abgeschlossen | |
ist.“ | |
Die Drohungen haben Südafrika schockiert. Die Landeswährung Rand fiel auf | |
einen Tiefpunkt von 19:1 zum US-Dollar. Politiker waren empört. Supra | |
Mahumapelo, Vorsitzender des Parlamentsausschusses für Auslandsbeziehungen, | |
sagte: „Präsident Trump findet einfach, dass Schwarze Südafrikaner, denen | |
Land einst mit Gewalt genommen wurde, nun von der gewählten demokratischen | |
Regierung im Stich gelassen werden sollen.“ | |
## Unternehmer unterstützen Trump | |
Bergbauminister Gwede Mantashe, zugleich Vorsitzender des regierenden ANC | |
(African National Congress), drohte mit Gegenmaßnahmen. Auf der jährlichen | |
Bergbaumesse Mining Indaba in Kapstadt sagte er: „Wenn sie uns kein Geld | |
geben, geben wir ihnen keine Bodenschätze.“ | |
Trumps Haltung wird auf Lobbyarbeit weißer Unternehmer zurückgeführt. Auch | |
der Name Elon Musk, der in Südafrika geboren wurde, wird genannt. Trumps | |
übliches Druckmittel von Zöllen hätte die weiße Geschäftswelt Südafrikas | |
getroffen – Absage von Entwicklungshilfe schadet hauptsächlich der | |
Schwarzen Bevölkerung. Denn US-Hilfen für Südafrika bestehen nach | |
Regierungsangaben derzeit ausschließlich aus Finanzierung von | |
Aidsmedikamenten für HIV-Aids-Kranke über das US-Programm Pepfar (US | |
President’s Emergency Plan for AIDS Relief). | |
Das Landenteignungsgesetz, das nach fünf Jahren Beratungen entstand, ist | |
auch innerhalb Südafrikas umstritten. Es ersetzt das geltende Gesetz von | |
1975, also aus der Apartheidszeit, und erlaubt staatlichen Behörden auf | |
allen Ebenen, „im öffentlichen Interesse Land aus unterschiedlichen Gründen | |
zu enteignen, unter anderem zur Förderung der Inklusivität und des Zugangs | |
zu natürlichen Ressourcen“, wie das Büro von Präsident Ramaphosa erläuter… | |
Land ist in Südafrika ein sehr emotionales Thema. Die Mehrheit der | |
Schwarzen hat keinen Landbesitz, das Agrarland bleibt zu 90 Prozent im | |
Eigentum von Weißen, auch über 30 Jahre nach Ende der Rassentrennung. | |
Südafrikas zweitgrößte Partei, die liberale DA (Democratic Alliance), die | |
seit 2024 in Südafrikas Regierung sitzt, gilt als Interessenvertretung der | |
Weißen. Sie hat nun gedroht, die Koalition aufzukündigen – und bekommt nun | |
Schützenhilfe von Trump. | |
## Keine Absprache mit Landwirschaftsministerium | |
Die DA hat zunächst eine bei der Bildung der Regierung eingerichtete | |
Prozedur aktiviert, die bedeutet, dass die Koalition keine Beschlüsse mehr | |
fasst, bevor der beanstandete Streitpunkt ausgeräumt ist. Das betrifft | |
aktuell ein Vorhaben zur Einführung einer allgemeinen öffentlichen | |
Krankenversicherung. | |
Wütend ist die DA unter anderem, weil Ramaphosa das Landgesetz in Kraft | |
setzte, ohne das zuständige Ministerium zu informieren. DA-Führer John | |
Steenhuisen ist Landwirtschaftsminister in Südafrikas Koalition. | |
Ebenfalls gegen das neue Gesetz ist die radikale weiße Splitterpartei FF+ | |
(Freedom Front Plus), eine Splitterpartei von Burenfarmern, sowie die | |
Zulu-Partei IFP (Inkatha Freedom Party). Sie sitzen beide ebenfalls in der | |
Regierung. Die IFP sagte, das Gesetz untergrabe das Konsensprinzip in der | |
Koalition. FF+-Präsident Pieter Groenewald, Minister für Strafvollzug, will | |
Verfassungsbeschwerde einreichen: „Alle Südafrikaner haben das Recht auf | |
Eigentum, und die Regierung hat kein Recht, es ohne Entschädigung zum | |
Marktwert zu enteignen“, sagte er. | |
Radikale Schwarze Oppositionsparteien hingegen finden, das neue Gesetz geht | |
nicht weit genug. Die linke EFF (Economic Freedom Fighters) verlangt | |
Enteignungen ganz ohne Entschädigung. „Mit dem Enteignungsgesetz will der | |
ANC bloß das Volk täuschen“, erklärte die Partei. Die ANC-Abspaltung MK | |
(uMkhonto weSizwe) von Expräsident Jacob Zuma moniert „fortdauernde | |
Ungerechtigkeit und Verrat des Kampfes für echte Landrückgabe“. | |
6 Feb 2025 | |
## LINKS | |
[1] /Bilanz-der-Grossen-Koalition-in-Suedafrika/!6059474 | |
[2] /Landbesitz-in-Suedafrika/!5819209 | |
[3] /Suedafrika-beschliesst-Landreform/!5308046 | |
## AUTOREN | |
Tintswalo Baloyi | |
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