# taz.de -- Tarifkonflikt im öffentlichen Dienst: Immerhin mehr als nur Inflat… | |
> Für den öffentlichen Dienst haben Gewerkschaften und Arbeitgeber eine | |
> Einigung erzielt. Diese bewegt sich nah an der Empfehlung der Schlichter. | |
Bild: Überschwängliche Freude sieht anders aus: Verdi-Chef Werneke und Innenm… | |
Berlin taz | Wer aus Sorge vor unbefristeten Streiks schon Albträume hatte, | |
kann beruhigt aufatmen: Arbeitgeber und Gewerkschaften im öffentlichen | |
Dienst von Bund und Kommunen haben am Sonntag nach mehreren gescheiterten | |
Verhandlungsrunden in den Tarifverhandlungen eine Einigung erzielt. Nach | |
[1][„intensiven Verhandlungen und einem Schlichtungsverfahren“] sei in der | |
vierten Verhandlungsrunde eine Einigung gelungen, erklärte am Sonntag das | |
Bundesinnenministerium (BMI). | |
Die rund 2,5 Millionen Beschäftigten von Bund und Kommunen bekommen eine | |
Entgelterhöhung von 5,8 Prozent in zwei Schritten. Rückwirkend zum 1. April | |
gibt es 3 Prozent mehr, mindestens aber 110 Euro im Monat. Ab dem 1. Mai | |
2026 steigen die Entgelte dann um weitere 2,8 Prozent. Für Auszubildende | |
beträgt die Erhöhung jeweils 75 Euro. | |
Schicht- und Wechselschichtzulagen werden verdoppelt, zudem wird das | |
sogenannte 13. Monatsgehalt erhöht. Ab 2026 können Beschäftigte Teile | |
dieser Jahressonderzahlung gegen bis zu 3 zusätzliche freie Tage | |
eintauschen. Außerdem gibt es ab 2027 einen zusätzlichen Urlaubstag. | |
Freiwillig und auf maximal anderthalb Jahre befristet soll es die | |
Möglichkeit geben, die wöchentliche Arbeitszeit auf 42 Stunden zu erhöhen. | |
Die 30 Jahre nach der Wiedervereinigung immer noch unterschiedlichen | |
Bedingungen zwischen Ost und West beim Kündigungsschutz und bei | |
Befristungen sollen angeglichen werden. Allerdings nur für den Bund, nicht | |
in den Kommunen. Der Tarifabschluss hat eine Laufzeit von 27 Monaten und | |
bewegt sich inhaltlich sehr nah an vorausgegangenen [2][Empfehlung der | |
Schlichtungskommission]. | |
## Zähe Verhandlungen | |
Er bringe „in schwierigen Zeiten einen guten Ausgleich“, sagte | |
Noch-Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD), die für den Bund die | |
Verhandlungen geführt hat. Der Abschluss sei ein „Ausdruck des Respekts“ | |
für die Leistung der Beschäftigten im öffentlichen Dienst. „Viele haben | |
einen harten und fordernden Job.“ Das müsse sich im Einkommen und in guten | |
Arbeitsbedingungen wiederfinden. Zugleich sie die finanzielle Lage sehr | |
angespannt: „Wir sind an die Grenze dessen gegangen, was wir bei | |
schwieriger Haushaltslage verantworten können“, so Faeser. | |
Weniger euphorisch reagierten die Verhandler der Arbeitnehmerseite. Volker | |
Geyer, Verhandlungsführer des Deutschen Beamtenbunds, lobte zwar die | |
Einigung. „Aber leider mussten wir Bund und Kommunen jeden Cent, jede | |
Minute und jeden noch so kleinen Fortschritt unendlich mühsam abringen. Zu | |
keinem Zeitpunkt war bei den Arbeitgebenden erkennbar, dass sie Zukunft | |
gestalten wollen.“ | |
Verdi-Chef und -Verhandlungsführer Frank Werneke sprach von einem | |
„schwierigen Ergebnis in schwierigen Zeiten“. [3][Die Verhandlungen seien | |
„sehr zäh“ verlaufen.] Letztendlich habe man ein Tarifergebnis mit | |
„prozentualen Einkommenssteigerungen oberhalb der zu erwartenden | |
Preissteigerungsrate“ durchsetzen können, außerdem Verbesserungen bei | |
einigen Zuschlägen und der Arbeitszeit. Die Gewerkschaften hatten | |
ursprünglich Lohnsteigerungen von 8 Prozent, mindestens aber um 350 Euro | |
gefordert. | |
Bei der Ausweitung der Arbeitszeit auf über 40 Wochenstunden habe man | |
„klare Grenzen eingezogen“, so Werneke: Niemand könne gedrängt werden, me… | |
zu arbeiten. Wer sich dafür entscheide, erhalte für die zusätzlichen | |
Stunden einen Aufschlag. ver.di startet nun eine Mitgliederbefragung zum | |
Tarifergebnis. Mitte Mai entscheidet dann die Bundestarifkommission für den | |
öffentlichen Dienst abschließend. Ob der Tarifabschluss auch auf die | |
Beamtinnen und Beamten des Bundes übertragen wird, entscheidet die künftige | |
Bundesregierung. | |
6 Apr 2025 | |
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## AUTOREN | |
Dinah Riese | |
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