| # taz.de -- Kleiner Parteitag der Grünen: Aufarbeitung geht fast schon los | |
| > Trotz Wahlniederlage ist die Stimmung beim grünen Länderrat versöhnlich. | |
| > Die inhaltlichen Debatten über den künftigen Kurs hat die Partei | |
| > allerdings vertagt. | |
| Bild: Die Bundesvorsitzenden Brantner und Banaszak mit Habeck und Baerbock beim… | |
| Berlin taz | Sechs Wochen nach der Bundestagswahl steht Robert Habeck am | |
| Sonntag noch mal auf der Bühne seiner Partei. Auf dem Kleinen Parteitag der | |
| Grünen, dem sogenannten Länderrat, blickt der gescheiterte Spitzenkandidat | |
| auf den Bundestagswahlkampf zurück. Auf der dreistündigen Veranstaltung in | |
| Berlin will die Partei über Lehren aus der Niederlage sprechen, da könnte | |
| die Analyse des ehemaligen Frontmanns nützlich sein. | |
| „Kein Wahlkampf kommt ohne Fehler aus. Auch ich habe welche gemacht“, sagt | |
| Habeck erst. Aber: Im Vergleich zu früheren Grünen-Wahlkämpfen „waren es | |
| gar nicht so viele“. Was genau er im Rückblick hätte anders machen können, | |
| führt der scheidende Vizekanzler in seinem Redebeitrag dann nicht aus. | |
| Stattdessen wirft er anderen Akteuren deren Fehler vor: der Union, dass sie | |
| ihren Wahlkampf „wesentlich auf Unwahrheiten“ aufgebaut habe, und den | |
| Fernsehsendern, dass sie [1][mit ihren Debattenformaten die „Normalisierung | |
| der AfD“] vorangetrieben hätten. Aber was es für die Grünen heißt, dass | |
| sein Angebot der Bündnispartei und des Brückenbauens von den | |
| Wähler*innen nicht angenommen wurde? „Ich räume für mich ein, dass ich | |
| ein bisschen Zeit zum Nachdenken brauche“, sagt Habeck dazu. | |
| Zumindest vorerst müssen sich bei den Grünen also andere um die Schlüsse | |
| aus der Wahl kümmern. [2][Im Leitantrag für den Länderrat] hat der | |
| Bundesvorstand um die Parteichef*innen Franziska Brantner und Felix | |
| Banaszak den Vorsatz formuliert, zu mehr Klarheit zu finden und bei | |
| strittigen Themen die bisher üblichen „Formelkompromisse“ zu überwinden. | |
| ## Danke, danke | |
| In den „kommenden Monaten“ will man demnach zu Entscheidungen kommen. „Wir | |
| schaffen die Voraussetzungen, um diese Debatten zu führen“, sagt Brantner | |
| bei der Einbringung des Antrags. In welche Richtung aber das Ergebnis gehen | |
| könnte, zum Beispiel in der [3][Asyl- und Migrationspolitik, über die die | |
| Partei immer wieder streitet] – da will man dem anstehenden | |
| Diskussionsprozess nicht vorgreifen. | |
| Der Stimmung im Saal ist das immerhin zuträglich. Scharfe Debatten, die so | |
| kurz nach dem Gang in die Opposition denkbar gewesen wären, werden hier | |
| noch nicht geführt. Die Redner*innen danken sich gegenseitig für den | |
| Einsatz vor, während und nach dem Wahlkampf. Robert Habeck lobt gar, „so | |
| sehr eins“ wie in den Wochen vor der Wahl seien er und die Partei nie zuvor | |
| gewesen. | |
| Nur gelegentlich wird die Harmonie wirklich gestört. Eine, die es | |
| zwischendurch doch wagt, ist [4][Jette Nietzard, die Bundessprecherin der | |
| Grünen Jugend]. Sie selbst habe Wahlkampf gemacht, weil sie vom grünen | |
| Programm überzeugt sei. „Manchmal bin ich mir nicht sicher, für welche | |
| Beschlüsse unser Spitzenpersonal gekämpft hat“, sagt sie. | |
| ## Immer noch uneinig | |
| Wohl am deutlichsten wird Svenja Borgschulte von der parteiinternen | |
| Bundesarbeitsgruppe Migration & Flucht. Auch die Grünen hätten beim | |
| „Bullshitbingo“ aus Abschiebeoffensiven und Asylrechtsverschärfungen | |
| mitgemacht, kritisiert sie. | |
| Von ihrer Arbeitsgruppe gab es Anträge, die Kritik auch in den Leitantrag | |
| aufzunehmen. Die Grünen seien im Wahlkampf nicht mehr als | |
| „Menschenrechtspartei“ wahrnehmbar gewesen. Dem stand ein Antrag der | |
| baden-württembergischen Landesvorsitzenden Lena Schwelling entgegen: Man | |
| habe keine Antworten auf die „Probleme und Überlastungen vor Ort gegeben“. | |
| Der Bundesvorstand reagierte auf die Anträge mit einer | |
| Kompromissformulierung: Sowohl das eine als auch das andere habe zu einem | |
| Vertrauensverlust geführt, heißt es am Ende im einstimmig gefassten | |
| Beschluss des Länderrats. Noch geht es nicht ohne Formelkompromiss. | |
| 6 Apr 2025 | |
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| ## AUTOREN | |
| Tobias Schulze | |
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